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left action - linksradikale Gruppen in  Leipzig - Archiv
 

01.08.2001

Amt für wirklich wichtige Arbeit

Aktion auf dem Grenzcamp

Nachbetrachtung


Die Idee war, eine Aktion zum Thema Multikulti-Rassismus, Einwanderungsdebatte und Arbeitswahn im Rahmen des Innenstadtaktionstages zu machen. Besonders wichtig war uns eine Kritik am Multikulti-Rassismus, weil wir fanden, dass trotz mehrmaliger Beteuerungen, dass uns als Camp(vorbereitung) das Thema wichtig ist, es mit Aktionen zum Thema eher dünn aussah. Ursprünglich hatten wir uns das Multikultiamt als Ort für unsere Aktion ausgesucht, haben es uns dann aber wegen der schwierigen Vermittelbarkeit anders überlegt. Deshalb sind wir dann in das Arbeitsamt in FfM gegangen und haben das „Amt für wirklich wichtige Arbeit“ eröffnet, in dem 4 MitarbeiterInnen versucht haben, 4 verschiedene Stellen zu vermitteln: SchlepperIn, FaulenzerIn, PizzabäckerIn und BankräuberIn. Wir waren alle sehr adrett gekleidet, hatten Namensschilder, wie z.B. Herr V. Lenzer und waren auf der Suche nach Arbeitswilligen/-wütigen. Wir hatten ein Flugblatt für die Aktion, in dem Kritik an der Einwanderungsdebatte, an Arbeitswahn und Multikulti-Rassismus geübt wurde, und für jede der Stellen eine Stellenbeschreibung vorbereitet. Auf der Rückseite haben wir unsere Spaßaktion in Form von Thesen zu Kriminalisierung von Fluchthilfe, Arbeitswahn/Faulenzerdebatte, Multikulti-Rassismus und Kapitalismus(kritik) „aufgelöst“ (Flugblatt und Stellenbeschreibungen s.Anhang). Natürlich hat uns das Arbeitsamt nicht abgenommen, dass wir, wie von uns behauptet, uns für den Mittwoch angemeldet hatten und eine hochoffizielle Erlaubnis hatten, unseren Stand aufzustellen. Ausserdem war die Polizei schon vor Ort, als wir am Arbeitsamt ankamen und hat uns während der Aktion gefilmt, versucht uns einzuschüchtern und uns den Zugang zu den oberen Stockwerken des Arbeitsamts versperrt. Die Aktion konnte deswegen nur in eingeschränkter Form stattfinden und den ArbeitsamtsbesucherInnen war gleich klar, dass es sich bei dem "Amt für wirklich wichtige Arbeit" um eine Aktion (des Grenzcamps) handelt. Deshalb sind nur 2 unserer „MitarbeiterInnen“ in das BIZ gegangen und haben versucht die o.g. Stellen an den Mann bzw. die Frau zu bringen. Wir waren sogar fast erfolgreich, denn eine Person bekundete starkes Interesse, nachdem eine unserer MitarbeiterInnen den Job des Fluchthelfers vorgestellt hatte, und bemerkte lediglich, dass sie eine der Anforderungen, nämlich Führerschein Klasse III, nicht erfüllen könne :). Der Rest der Leute hat Flugblätter vor dem Arbeitsamt verteilt und einige wurden von den vorbeigehenden ArbeitsamtsbesucherInnen auch in Gespräche verwickelt oder andersherum.
Wie schon gesagt, war uns vor allem die Thematisierung von und Kritik an Multikulti-Rassismus wichtig, was wir dann mit dem Jobangebot PizzabäckerIn versucht haben. In der Stellenbeschreibung haben wir all die gängigen Klischees bemüht, die allgemein von einem italienischen Pizzabäcker erwartet werden und und die dann von dem/der InteressentIn auch erfüllt werden mußte.Auf der Rückseite haben wir Thesen zu Multikulti-Rassismus formuliert: Es ging dabei um die Denunzierung von "positivem" Rassimus, die Ablehnung des Konstrukts der "natürlichen Angst vor dem/der Fremden" und die Verwertungslogik, den MigrantInnen in Deutschland unterliegen (sowohl wirtschaftlich als auch kulturell). Außerdem haben wir deutlich gemacht, dass diese sog. Toleranz klare Grenzen hat, wenn MigrantInnen bestimmte Rollenbilder nicht mehr erfüllen und dass Gegebenheiten, die soziale Ursachen haben, häufig ethnisiert werden. Insgesamt schätzen wir die Aktion als erfolgreich ein und wollen nach einigen kleinen Verbesserungen und Anpassungen die Aktion in Leipzig wiederholen.

Grenzcamp-AG Leipzig

 

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