„Es gibt kein Recht auf Arbeit“

24.04.2002, 19:00, Leipzig, nato, Karl-Liebknecht-Str. 46
Diskussions-Veranstaltung "Es gibt kein Recht auf Arbeit", mit ReferentInnen v.
Bündnis gegen Rechts Leipzig

Für das Jahr 2002 organisiert das BgR eine längerfristig angelegte Veranstaltungsreihe unter dem Motto „Arbeiten lassen“, die mit Hinblick auf den ersten Mai 2002 geplant ist. In den einzelnen Veranstaltungen soll eine inhaltliche Auseinandersetzung mit den Themen zum Begriff der Arbeit; dessen historischer Entwicklung und Zukunft; deren identitätsbildendes Moment; der Teilung in Produktion- und Reproduktionssphäre; der Krisenhaftigkeit des kapitalistischen Systems und der spezifischen deutschen Ausprägung stattfinden.
Der 1. Mai ist der Tag der Arbeit und wurde 1889 auf dem internationalen Arbeiterkongress in Paris (Gründung der 2. Internationalen) beschlossen. Engels dokumentierte den Tag in seiner Vorrede zum kommunistischen Manifest von 1890 so: „Und das Schauspiel des heutigen Tages wird den Kapitalisten und Grundherren die Augen darüber öffnen, dass heute die Proletarier aller Länder in der Tat vereinigt sind.“
Der 1. Mai hat seit 1889 linke Tradition und wird daher immer wieder zum Anlass genommen, eine linke Kritik am Kapitalismus zu formulieren bzw. durch die Demonstrationen zu vermitteln. Auch gegenwärtig demonstrieren an diesem Tag zigtausend Menschen in der Welt mit unterschiedlichsten Motivationen, Forderungen und Zielen. Das Spektrum reicht von linksliberalen bzw. linken Parteien, Gewerkschaften bis hin zur außerparlamen- tarischen Linken bzw. linksradikalen Bewegung, die Forderungen von Reformen bis zur Revolution stellen.
Verwundern sollte es aber, dass erst 1933 zur Machtergreifung Hitlers der traditionell linke 1. Mai zur Ehrung und Gedenkung des Arbeiters als gesetzlicher Feiertag in Deutschland eingeführt wurde und die positive Besetzung des Themas Arbeit keinesfalls einen linken Kontext benötigt. Denn auch rechte Parteien und Organisationen in Deutschland benutzen

 den 1. Mai für ihre nationalistischen Ziele.
Die Forderungen an diesem Tag unterscheiden sich grundsätzlich. Die sozialstaatlichen Parteien fordern die Senkung der Arbeitslosenquote, traditionslinke Organisationen die Abschaffung des Privateigentums und eine Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums und die Gewerkschaften wollen höhere Löhne für die Arbeiterschaft. Trotz alledem haben die unterschiedlichen Ansätze einen inhaltlichen Ausgangspunkt, auf den sich die Forderungen beziehen. Denn gemeinsam ist ihnen der inhaltlich positive Bezug auf den kapitalistischen Arbeitsbegriff, was so viel bedeutet, dass die Arbeit ewige Naturnotwendigkeit des Menschen ist, sozusagen als anthropologische Bestimmung.
Aus der Erfahrung mit den staatssozialistischen Staaten kann man behaupten, dass es keinen positiven Bezug auf Arbeit geben kann, wenn man den Kapitalismus überwinden will. Die Traditionslinke hat heute an Aktualität verloren. Aber nur durch die Auseinandersetzung mit ihr ist die neue Linke zu einer grundsätzlichen Kritik an der Arbeit gekommen. Dabei musste die neue kritische Linke mit alten antikapitalistischen Paradigmen brechen. Denn die Erhaltung der (Lohn-)Arbeit wäre die Erhaltung des kapitalistischen Systems in seinem Fundament (Sphärentrennung, Wertform der Arbeit, Umgang mit Dingen etc.). Wer heute erkennt, dass die Arbeit wesentlich stabilisierender Mechanismus im Kapitalismus ist, kann aus linker Perspektive nur für einen „Tag gegen die Arbeit“ sein. Zum 1. Mai 2002 wollen wir diese antikapitalistische Position vermitteln. Im Vorfeld soll die Veranstaltungsreihe dazu beitragen, unsere und andere Positionen zum Thema Arbeit zu referieren und zu diskutieren

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