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Autorität und Autonome Kameradschaften

AIB
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Das Referat

1. Momentane Situation der Naziszene

NPD versus Kameradschaft

Die NPD wird zum gegenwärtigen Zeitpunkt am stärksten wahrgenommen, sie besitzt eine Vielzahl an Mitgliedern, sie hat es geschafft, Großaufmärsche zu organisieren und ist mit ihrem Führungsanspruch in der Öffentlichkeit präsent.
Aber es gibt mittlerweile auch Widerspruch in der Szene gegenüber der NPD, welcher vor allem von Kameradschaften geäußert wird. Diese sehen sich eher als Nationalsozialisten, und beziehen sich stärker als die NPD auf die Nazizeit. Für die Kameradschaften sind Parteistrukturen zu angreifbar, deshalb bilden sie sich als halblegale Strukturen, die unabhängig sind, ohne klare Mitgliedschaften und eher verdeckt agieren.
So stehen sich also momentan zwei Ansätze gegenüber.
Verdeutlichen läßt sich dies am Beispiel 1.Mai 1998 in Leipzig: Christian Worch, als einer der bekanntesten Vertreter des Kameradschaftsflügels, erhielt keine Redeerlaubnis. Aus diesem Grund wurden Flugblätter verteilt, in denen gegen die NPD und deren Aufmarschversuch, Stimmung gemacht wurde.
Die NPD befindet sich unserer Einschätzung nach mit ihrem Massenansatz, welcher sich im Versuch der Organisation von popartigen Events äußert, und dem gleichzeitigen Versuch, Wählerstimmen zu bekommen, auf dem absteigenden Ast. Es fällt ihr zunehmend schwer, Leute zu Themen zu mobilisieren. Die Kameradschaften hingegen, haben es geschafft, Aufmärsche zu kontrollieren und die NPD zur Anmeldung zu instrumentalisieren.

Geschichte und Struktur der Freien Kameradschaften

Zum ersten Mal traten diese in München 1997 bei der Demonstration gegen die Wehrmachtsausstellung in Erscheinung. Ein kleiner Block schwarzgekleideter Nazis mit schwarzen Fahnen, war damals mit dabei. Seitdem fand eine sprunghafte, bundesweite Verbreitung dieses Organisationsmodells mit immer den gleichen Führungskadern statt. Sie kommen größtenteils aus der ehemaligen GdNF: Christian Worch, Thomas "Steiner" Wulff, Bernd Stemann, Thorsten Heise sind Namen von Personen, die seit teilweise 10-15 Jahren aktiv sind und gute internationale Kontakte besitzen. Sie sehen in der NPD ein gutes Instrument, um einen legalen Rahmen zu haben. So kam beim Aufmarsch in Magdeburg 1999 der organisatorische Apparat von den Kameradschaften und Thomas Wulff hielt einen Redebeitrag zur Rehabilitierung der SS. In Ludwigslust gelang es nach dem Verbot der NHB-Demo den Kameradschaften, ohne Bullen und Antifa zu marschieren. Dies ist Beweis für ihre flexibleren Strukturen.
Diese gestalten sich wie folgt: Es gibt Anleiter, die über Jugendclubs und subkulturrelle Strukturen junge Leute anwerben, und diese über Schulungsabende, Aufmärsche, Aktionen etc., enger an eine politische, aber auch soziale Struktur anbinden. Kameradschaften bieten damit Einstiegsmöglichkeiten für wenig politisierte Rechte, die in deren Strukturen ein wesentlich festeres organisatorisches und ideologisches Gefüge vorfinden. Nach außen hin treten Kameradschaften als jeweils unabhängige Gruppe auf, aber man stößt unter der Oberfläche immer wieder auf die gleichen Leute, die oben genannten ehemaligen GdNF-Mitglieder.
In Norddeutschland wird das Netz angeleitet. Leute wie Worch fungieren als Schaltzentrale, werden angerufen oder rufen an. Dies ist ein flexibler Apparat. Die Mitglieder halten Kontakte zu anderen und geben das dann weiter. Im Prinzip funktioniert das wie bei der Antifa, mit dem Unterschied, daß die Nazis das Führerprinzip haben, d.h., es muß immer die Führer geben, die sich die Sachen ausdenken und dann anrufen. Die NPD hat im Gegensatz dazu wesentlich starrere Strukturen.
Das Vernetzungsmodell ist unseres Erachtens nach ein qualitativer Sprung. Das Hinterherrennen hinter der NPD ist nicht mehr nötig, bei Kameradschaften ist alles direkter organisiert, je 30 Leute haben jemanden, der für sie denkt und organisiert, und sie überall mit hinschleppt. Es gibt keine große Basis und Parteiapparat.
Die Führung der autonomen Kameradschaften kommt aus Norddeutschland. Wichtig sind die Hefte der "Hamburger Sturm" und das "Zentralorgan". Darin finden sich viele Aktionsberichte, Musik, NPD-Kritik. Im "Hamburger Sturm" war ein Braune Zelle-Interview zu lesen, wo ein Kleingruppenkonzept vorgestellt wurde, welches durch informelle Kontakte funktioniert und fähig ist, effektive Anschläge o.ä. durchzuführen.

Anti-Antifa

In Schweden hat es 1999 allein drei Morde und einen versuchten Mord gegeben. Die ersten beiden Opfer waren zwei Polizisten bei einem Banküberfall, dann erfolgte ein Anschlag auf ein Journalistenehepaar, das die Unterwanderung der Armee durch Nazis aufgedeckt hat, Anfang Oktober schließlich die Erschießung eines Gewerkschafters, der die Unterwanderung einer Gewerkschaft durch Nazis recherchiert und veröffentlicht hatte. In Schweden machen die Gesetze es der Anti-Antifa relativ einfach, denn jedermann hat Zugang zu Meldedaten und zu Gerichtsdaten. So ist es möglich zu erfahren, wer z.B. Anzeigen gegen Nazis gestellt hat. Diese Informationen werden gesammelt und benutzt.
Das ideologische Konstrukt, nach dem vorgegangen wird, schwafelt von der Vorbereitung auf einen Heiligen Rassenkrieg für ein weißes Skandinavien.
Nun ist es in Deutschland nicht zu erwarten, daß das unmittelbar bevorsteht, aber es gibt gute und direkte Kontakte zwischen führenden Vertretern der autonomen Kameradschaften und den skandinavischen Nazis. Häufiger Treff waren die Heßaufmärsche in Dänemark sowie "Blood&Honor"-Konzerte in Skandinavien und Deutschland. Immerhin finden immer mehr gezielte Angriffe von Nazis statt, wie z.B. der Brandanschlag auf den Schwarzmarkt in Hamburg. In dessen Briefkasten fand sich ein Aufruf Hamburger Kameradschaften gegen linke Chaoten. Ein weiteres Anzeichen dafür ist, daß sich in letzter Zeit immer mehr Aufmarschmottos ganz konkret gegen die Linke richten.

NaziMusik

"Blood&Honor" ist weltweit in 15 oder 17 Sektionen unterteilt. In Deutschland gibt es ein Dutzend Gruppen, die im riesigen Subkulturfeld angesiedelt sind. Dort sind auch immer wieder die Kameradschaften zu treffen. Sie benutzen es als Rekrutierungsfeld und um Geld zu verdienen. Die Kameradschaften funktionieren dabei als Bindeglied zwischen der NPD und einer eher unorganisierten Skinheadszene. Die NPD wird als Struktur und die Naziskins werden als Mobilisierungspotenzial genutzt. So ist zu konstatieren, daß die Kameradschaften relativ wenige Mitglieder besitzen, aber über ein großes Mobilisierungspotential verfügen; Naziskins, die nicht so auf Strukturen stehen, aber für Aktionen zu haben sind. Im Zentralorgan ist die Musikecke getrennt vom Rest und gezielt auf ihr Klientel zugeschnitten. Dieses Konzept funktioniert und bringt auch noch Kohle.

Es existiert ein Netzwerk von einzelnen Versänden, Labels usw., in dem sich inzwischen auch ein Anti-Antifa Schwerpunkt entwickelt hat. So ist in Berlin eine Liste, der Anti-Antifa Saarpfalz aufgetaucht, auf welcher alternative Jugendliche mit Namen, Familienverhältniss, Auto, Telefon etc. vermerkt wurden. Eine neue Entwicklung ist, daß diese Informationen nicht nur verbreitet, sondern auch benutzt werden. So fand sich eine Bombe auf dem Balkon eines PDS-Mitglieds. Die Kameradschaften bieten mit ihrer NS-Ideologie, den richtigen Background, für derartigen Terror.

Trends

Es wird immer schwieriger Naziaufmärsche zu beobachten, weil Anti-Antifa Leute aufpassen und ihre Demos schützen. Andererseits finden sich auf Antifademos, immer öfter gut getarnte Nazis, oft genug in Markenklamotten wie Carhartt. Deshalb ist es wichtig, daß unsere Strukturen geschützt werden und sensibel mit dem Thema umgegangen wird. Nicht nur bei Nazidemos, sondern auch bei den eigenen Aktionen.

Frauen in der Anti-Antifa

Begünstigt durch die patriarchale Denkweisen in der Antifa, werden Nazifrauen kaum wahrgenommen und so waren bei den Unterwanderungsversuchen von Anifakreisen, die relativ lange funktionierten, in der Mehrzahl Frauen beteiligt. Es ist darauf zu achten in den eigenen Strukturen mehr Genauigkeit an den Tag zu legen und eigene Sichtweisen hinterfragen.
Thekla Kosche kann sich zum Beispiel weiter ungestört in der Nähe von Antifademos aufhalten, obwohl sie in den letzten zwei Jahren in jeder Antifazeitschrift mindestens einmal abgebildet gewesen ist. Sie kann sich der Antifakleiderordnung locker anpassen und fällt als Frau eben so auf, wie irgendein Schrank, der mit schwarzer Wollmütze herumsteht.

Anti-Antifa und die Gesellschaft

Anti-Antifa ist in gesellschaftlichen Kontext eingebettet. Es gibt einen starken rechten Rollback, es ist schwieriger geworden, Bündnisparter zu finden.
Beim Anti-Antifa-Konzept können sich verschiedenen Spektren von Konservativen bis Nazis auf eine gemeinsame Basis einigen: Da werden autonome Zentren einerseits von der CDU im Stadtrat angegriffen und andererseits von Nazis mit Demos, wie in Lübeck neulich. Das ist eine Zuspitzung gesellschaftlicher Entwicklungen und stellt deshalb eine Gefahr für die Antifa selber, für ihre Bündnispartner und alle anderen dar, die sich gegen Nazis engagieren.

2. Diskussion

Beitrag aus dem Publikum: Könnt ihr das mit den Frauen in Autonomen Kameradschaften näher erläutern?

Referent: In deren Strukturen sind mehr Frauen aktiv als in der rechter Subkultur insgesamt, weil Frauen Kommunikationsysteme aufzubauen vermögen, und daher vor allem solche Sachen wie Knastbetreuung, eigene Aktionen, Diskussionen in Kameradschaften unter Frauen etc. machen. Es gibt eine ganz klare Ablehnung der alten NS-Vorstellungen von wegen "Frauen zurück an den Herd". Man kann von einer zumindest teilweisen Gleichberechtigung sprechen.

Beitrag: Wie kommt Ihr zu der Einschätzung, daß die Anti-Antifageschichte so von bundesweiter Bedeutung ist? Für uns sieht das eher nach regionalen Zusammenhängen aus, der sich in Kleinkriegen wie in Lübeck äußert. Ein bundesweiter Zusammenhang ist ein Zustand, den sich die Nazis im Moment noch erträumen.

Referent: Ein Indiz sind die Zeitschriften "Zentralorgan" und "Hamburger Sturm". Dort findet sich zwar sehr viel an regionaler Berichterstattung, aber sie sind in der Kameradschaftsszene herausragend. Es fällt auf, daß sie sehr professionell erstellt wurden, mit hohem Anspruch. Es existieren nicht viele solcher Zeitschriften im Kameradschaftsspektrum, die inhaltlich so tiefgehend sind, bei anderen finden sich meist nur ein paar Demoberichte. Im Zentralorgan war sich z.B. ein William Pierce-Interview, der ein Konzept führerlosen Widerstands vorstellte. Dies war eine klare politische Zielvorgabe für alle Kameradschaften. Das Zentralorgan erscheint regelmäßig und hat klare Verteilerstrukturen.

Beitrag: Dieses vorhin erwähnte Braune-Zellen-Interview; war diese Gruppe schon mal aktiv, oder ist das ganze eher ein schlechter Witz?

Referent: Das Interview war anonym und dadurch ist schlecht nachzuvollziehen mit wem es geführt wurde, allerdings decken sich bestimmte Sachen mit dem eigenem Vorwort. Es ist also möglich, das die sich das selber ausgedacht haben.

Beitrag: Bei uns erlebt die NPD gerade einen ungeheuren Aufschwung, wie erklärt sich das?

Referent: Das ist schwer abzuschätzen, es ist aber durchaus möglich, daß wenn Kameradschaften stark genug sind, die NPD lokal zu übernehmen, die NPD daraufhin erstarkt. Die Kameradschaften verfügen so über einen legalen Rahmen. Aber wohin der Trend allgemein geht, ist schwierig abzuschätzen, da muß man abwarten.

Beitrag: Ich komme aus Thüringen, die Situation dort ist folgendermaßen: Die Kameradschaften in Gera sind zur NPD übergegangen und es läßt sich eine altersbedingte Trennung vornehmen; D.h. die Zwanzig- bis Dreißigjährigen finden die NPD toll, die Jüngeren stehen eher aber auf die Autonome Kameradschaften.

Referent: Klar, Kameradschaften bieten mehr Action und sind so für die Jüngeren attraktiver.

Beitrag: Oft stimmen Kameradschaften und NPD-Strukturen überein. Ich denke, da ist einfach zuwenig intellektuelles Potential da, um parallele Strukturen aufzubauen. In Ostbrandenburg, ist die Situation derart. Ehemaligen FAP-Leute, die erst bei der NPD waren, haben dann die Kameradschaften aufgebaut. Meine Frage: Wie werden Eurer Meinung nach, die Verbindungen untereinander aufrechterhalten, obwohl es nur wenige Personen sind und es da sehr starke Spannungsfelder gibt, wie das Kay Diesner Soliplakat bei einem Aufmarsch in Berlin dieses Jahr beweist? Können diese Personen die Spannungsfelder abdecken?

Referent: Zwischen der NPD und den Kameradschaften gibt es verbindende und vermittelnde Personen. Steffen Hupka und Jens Pühse, Leute, die ideologisch und biographisch aus Kameradschaften kommen, aber inzwischen bei der NPD wichtige Funktionen übernehmen. Die internen Spannungen können die aber, unseres Erachtens nach, nicht überdecken. Die NPD will die Führung und die Kameradschaften wollen sich von NPD nichts sagen lassen. Dementsprechend findet eine Zusammenarbeit statt, aber die Konkurrenz untereinander besteht weiter. Wenn Kameradschaften eine NPD-Demo übernehmen können, dann machen sie es.
Zu sagen ist aber auch, daß bei aller persönlicher und politischer Konfliktsituation zwischen NPD und Kameradschaften, der Streit der rechten Szene nutzt, weil sie dadurch in der Lage sind ein breiteres organisatorisches und ideologisches Spektrum zu bedienen. Vom Kid zum Braunzonen-Intellektuellen werden alle bedient und dadurch auch wieder besser eingebunden. So ist es ganz wichtig bei der Recherche darauf zu achten, in welchem Kontext die Differenzen der Nazis untereinander stehen.

Beitrag: Wie geht es weiter mit der NPD? Ist sie am Ende, wegen der Streitigkeiten einerseits innerhalb der Landesverbände und andererseits zwischen Bundesverband und Landesverbänden?
Es gibt ja immer wieder Gespräche zwischen DVU und NPD. Wenn sich die NPD-Ideologie und das Geld von Frey und verbinden, besteht dann die Gefahr von einer FPÖ ähnlichen Entwicklung hierzulande?

Referent: Beides stellt sich nicht so drastisch dar.
Unsere Einschätzung nach stagniert die NPD-Entwicklung nach dem großen Aufschwung der letzten Jahre. Aber sie ist noch lange nicht tot und sucht nach neuen Konzepten. Eine Zusammenarbeit mit sich bürgerlich gebenden Faschoparteien ist unwahrscheinlich, vor allem wegen des Festhaltens der NPD an militanten Nazis und ihrem Aufmarschkonzept. Die Frage ist, ob die NPD an ihrer Abgrenzung zum offenem Nationalsozialismus festhält, oder sich diesem annähert, weil sie sieht, daß die Kameradschaften damit Erfolg hatten. Wenn sie so verfährt, ist es möglich, daß ihr Aufschwung weitergeht, wenn sie aber auf ein bürgernahes Konzept setzen und sich so wie in Sachsen auf soziale Sachverhalte beziehen, kann es sein, daß sie ihre Basis verlieren. Diese Entwicklung ist noch nicht abzusehen, der Richtungsstreit hierüber noch nicht entschieden.

Beitrag: Ist die Tendenzen vorhanden, überall Aufmärsche anzumelden, um dann dort, wo der wenigste Widerstand herrscht, neue Kameradschaften zu etablieren?

Referent: Wir wissen nicht, ob das eine Strategie ist. Das System mit mehreren Anmeldungen, ist wegen des häufigen Verbots von Aufmärschen nötig. Natürlich kann es sich als Konsequenz ergeben, daß sich, wenn es keinen nennenswerten Widerstand vor Ort gibt, Kameradschaften etablieren. Also ist dies wohl eher keine direkte Strategie, aber es kann sich so ergeben und dann schon die Form einer Strategie annehmen.
Die meisten Kameradschaften brauchen nicht mehr, wie noch zu Anfang der 90er eine überregionale Mobilisierung, sondern sind durchaus in der Lage gleichzeitig an mehreren Orten aufmarschieren. Dies ist für Gegenaktionen natürlich ein riesiges Problem.

Beitrag: Unterwandern die Freien Nationalisten die NPD?
Bei uns hat sich vor einiger Zeit ein Bündnis Rechts Lübeck aus Freien Nationalisten und der NPD/JN formiert. Sie haben Aufmärsche durchgeführt und sind auf starken Widerstand gestoßen. Jetzt wollen sie trotzdem weitermachen, obwohl sie's nicht geschafft haben, in die Bürgerschaft einzuziehen. Die Freien Nationalisten haben teilweise die JN unterwandert, teilweise gibt es eine gute Zusammenarbeit, aber auch Gegenbeispiele. Beim Aufmarsch gegen das AZ, ist die NPD abgesprungen, der Aufmarsch fand mit 30 Leuten statt. Beim Aufmarsch unter dem Motto "Freiheit für alle nationalen Gefangenen" hat die NPD ebenfalls ihre Anmeldung zurückgezogen, daraufhin hat die JN angemeldet und gut war's.

Beitrag: Im Vortrag zu Kameradschaften kam es mir teilweise ein bißchen zu klischeehaft rüber, daß es bei den Nazis immer Führer gibt.

Referent: Das ist aber so, sagt zumindest unsere Erfahrung. Vorbild der Kameraden ist der politische Soldat, welcher autoritäre Strukturen benötigt.

Beitrag: Gibt es bei den Kameradschaften Bereitschaft, in die lokale Politik einzusteigen und sich dort Bündnispartner zu suchen?

Referent: Die Kameradschaft Oberhavel hat regelmäßig "Waldputzen" veranstaltet und hat mit einem Flugi, das flächendeckend im Kreis Oranienburg verteilt worden ist, durchaus lokalpolitische Debatten mitbestimmt. Solche Beispiele gibt es auch in anderen Regionen.
Es gibt aber massive Unterschiede zu den Bemühungen der NPD. Es geht bei den Kameradschaften meist um das, was sie als revolutionär bezeichnen. Sie versuchen schon alle Strukturen und Parteien auflaufen zu lassen.
Ein Problem ist, daß in den verschiedenen Regionen überall andere Voraussetzungen und Leute existieren und daß es deshalb auch überall unterschiedliche Ansätze gibt. Generell ist aber zu konstatieren, daß der allgemeine bundesweite Trend bei Kameradschaften dahin tendiert, sich diesem lokalpolitischen Ansatz nicht zu verschreiben.

Schlußbemerkung: Toll das so viele Leute gekommen sind. Wir dachten eigentlich, Recherche ist voll out und interessiert keinen mehr. Wir selber gehen weiter davon aus, daß Recherche und die Öffentlichmachung von Neonazistrukturen wichtig ist, und zwar nicht nur zum Selbstschutz, sondern auch, um politisch agieren zu können und um der rechtsextremen Offensive etwas entgegenzusetzen.

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