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17.06.2009
Teach them Lessons in History!
Den Naziaufmarsch am 17. Juni 2009 stoppen!
Ohne Zweifel: Weder die Witzfiguren von der NPD noch der White-Power Trash, der sich Abend für Abend als "Freie Kameradschaft" an ostdeutschen Tankstellen und Buswartehäuschen zusammenfindet, stehen kurz vor einer Machtübernahme.
Ebenso wenig wie "das Kapital", das sich nach traditionellem linken Duktus "hinter dem Faschismus" verbergen soll, hat die offizielle deutsche Politik derzeit ein ernsthaftes Interesse an einer Krisenlösung a la NSDAP. Anders als zu Beginn der neunziger Jahre, als das Asylrecht mit Verweis auf den "Druck von der Strasse", soll heißen: ca. zwei ausländerfeindliche Brandanschläge pro Tag im Jahr 1992, abgeschafft wurde, fungieren die Neonazis noch nicht einmal als Berufungsinstanz der deutschen Politik.
Und trotzdem: Abgesehen von der ästhetischen Zumutung, die die Kostüme und Gesichter der Herren und Damen Nazis darstellen, sind sie im Einzelfall nach wie vor eine Gefahr für Leib und Leben von Ausländern, Obdachlosen, Punks etc. - insbesondere dann, wenn ihnen nicht regelmäßig wirkungsvoll entgegengetreten wird.
In durchschnittlichen westdeutschen Städten wird dieser Job inzwischen in der Regel von der so genannten Zivilgesellschaft übernommen: Kaum geben Nazis bekannt, einen Aufmarsch durchführen zu wollen, werden Bürgerversammlungen ausgerufen, zivilgesellschaftliche Initiativen führen Blockadetraining durch, der Bürgermeister setzt sich an die Spitze der Proteste. In Städten wie Halle stellt sich hingegen die Frage, ob den einschlägigen ziviligesellschaftlichen Aufrufen gegen den Naziaufmarsch am 17. Juni tatsächlich mehr Leute folgen werden, als die, die ihr Erscheinen als Überstunde abrechnen können: Gewerkschaftsfunktionäre, Pfarrer oder Schulklassen, die von ihrem Sozialkundelehrer dazu verdonnert wurden. In einer solchen Situation wird es auch für diejenigen nötig, gegen Nazis und ihre Aufmärsche zu protestieren, die die einschlägigen Aktivitäten lieber denjenigen überlassen würden, die dafür bezahlt werden, den Ruf ihrer Heimatstadt retten wollen oder in ihrer Kindheit an zu wenigen Geländespielen teilgenommen haben.
*Wir rufen darum dazu auf, am 17. Juni gegen den Aufmarsch der halleschen NPD aktiv zu werden.*
* Nicht, weil wir um den Ruf der Stadt Halle besorgt sind. (Der ist uns nicht nur egal - wir gönnen es Halle, dessen Bürgermeisterin vor einigen Jahren noch gemeinsam mit Nazis Kränze zum Volkstrauertag abwarf, sogar, als braunes Nest in die Schlagzeilen zu kommen.)
* Nicht, weil wir an einem "Aufstand der Anständigen" in der ostdeutschen Provinz interessiert sind. (Auch das "andere Deutschland", auf das sich die Zivilgesellschaft regelmäßig beruft, ist noch deutsch genug.)
* Und auch nicht, weil wir glauben, dass das Leben ohne bekennende Nazis, ihre Demonstrationen und Läden hierzulande sehr viel angenehmer wäre. (Da bleiben immer noch diejenigen, die wie Nazis denken, fühlen und handeln, ihr Kreuz bei der Wahl allerdings bei SPD, CDU, Linkspartei und Co. machen.)
Sondern weil es richtig ist. Manchmal ist es einfach nötig, den Nazis ihre öffentlichen Auftritte zu vermiesen, um sich danach wieder ungestört der Kritik der Verhältnisse widmen oder einfach nur in Ruhe ein Bier trinken zu können.
So einfach ist das.
Antifaschistische Gruppen Halle
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