|
25.06.2003
Die Geburt des Fußballs
Über den Sport Fußball als realen Ausdruck kapitalistischer Verhältnisse
Linke Fußballfans wissen im Allgemein von den Veränderungen ihrer geliebten Fußballwelt bestens bescheid. Der Sport Fußball wird ausgebeutet, verstümmelt, verwertet, kommerzialisiert. Eine Kritik herrschender Fußballkultur und (viel zutreffender) Fußballproduktion ging und geht fast immer entweder davon aus, dass Fußball an sich subversiv ist oder aber dass Fußball weder gut noch böse sei, sondern erst dessen gesellschaftliche Überformung zu der derzeitigen Deformation führe. In der Veranstaltung soll hingegen die These aufgestellt werden, dass mit der derzeitigen Kommerzialisierung der Fußball zu sich selbst kommt und Fußball schon immer ein bestimmter realer Ausdruck kapitalistischer Verhältnisse darstellte.
Ein Blick auf die Geschichte des Fußballs fördert zutage, dass der moderne Fußballsport keine bloße Weiterentwicklung des vormodernen „Fußballs“ der elitären Public Schools darstellt. Ganz im Gegenteil hat sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts derjenige Fußball herausgebildet, den wir heute kennen. Historisch fällt diese Etappe in eins mit der Entstehung des modernen industriellen Kapitalismus in England. Und verlängert man diese Beobachtung, zeigt sich, dass der moderne (proletarische) Massenfußball in den europäischen Staaten überall dort Fuß fassen konnte, wo die Ideen des Kapitalismus am fortgeschrittensten waren, in Deutschland konnte er sich deswegen erst sehr spät durchsetzen.
Auf struktureller Ebene wird der entstehende proletarische Fußball in England meist als Gegenentwurf zum Kapitalismus bzw. als außerkapitalistischer Ort begriffen. Ganz das Gegenteil ist jedoch der Fall. Mit der Erkämpfung von Freizeit wurde an die Stelle der Arbeitswelt Fußball hervorgebracht, der jedoch nichts anderes darstellte als die Verlängerung des Fabrikalltags in die Freizeit, den Sport, den Fußball. Damit ist der moderne Fußballsport eine bestimmte Seinsweise kapitalistischer Verhältnisse und nie gegen diese sondern immer nur mit diesen zu denken.
In der Veranstaltung wird die Entstehung des Fußballs in Verbindung zur kapitalistischen Umwelt beschrieben. Desweiteren soll gezeigt werden, dass Fußball und der Liebe zum Fußball immer schon kapitalistische Vermittlungsweisen immanent sind und jene nie ohne diese gedacht werden können. Gleichzeitig wird damit versucht, Kapitalismus nicht als reines Abstraktum oder reinen Formalismus aufzufassen, sondern eine konkrete Seinsweise kapitalistischer Verhältnisse in der bestimmten gesellschaftlichen Form des Fußballs zu analysieren. Letztendlich soll es darum gehen, welche Konsequenzen sich hieraus für Linke und vor allem für linke Fußballfans ergeben.
Mittwoch, den 25. Juni, 19 Uhr, B12 (Braustr. 20)
"Tatort Stadion" - Gruppe Leipzig
|