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13.07.2002
Campen statt Worchen
Am 13.07.2002 wollen die "Freien Kameradschaften" um Worch erneut versuchen, zum Leipziger Völkerschlachtdenkmal zu marschieren. Dies wäre dann der dritte Versuch allein in diesem Jahr.
Die letzte Demo der Nasen am 8.6. zur Eröffnung der Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht" erreichte nur aufgrund gerichtlicher Auflagen das Völki nicht.
Es ist zu konstatieren, dass im Gegensatz zu den letzten Aufmärschen (1.9.01, 6.4.02 und 3.11. 02) es keine nennenswerten antifaschistischen bzw. zivilgesellschaftlichen Proteste mehr gab. Die Courage der wenigen LeipzigerInnen, die sich zu einer Gegendemo an der Feinkost einfanden, ersoff im Regen, während große Teile der lokalen Antifaszene auf den Widerstand der so verhassten Zivilgesellschaft hofften.
Für die drittrelevanteste linksradikale Gruppe in Deutschland (laut eigenen Aussagen), dem BGR Leipzig, war an diesem Tag die WM Fußballübertragung Brasilien-China wichtiger. Zwar veröffentlichte diese Gruppe eine Erklärung zur Thematik der Wehrmachtaustellung, aber sie sah sich wohl nicht in der Lage ihren Arsch aus den Fernsehsesseln zu hieven, um aktiv zu werden. Nach den Sinndeutungen der Veranstaltung "Ausschlafen gegen Rechts" des BGR`s ist das nicht verwunderlich, da in
diesen ausführlich erläutert wurde, dass Nazis keine Bedrohung mehr darstellen! Es stellt sich hier also die Frage, ab wann Nazis eigentlich wieder eine Gefahr sind? Wenn im Kiez der Rennicke dröhnt, Ausländer angegriffen werden oder wenn wieder Horden Deutschlandfahnen schwenkend die Karli lang marschieren? Allerdings gehört auch das Zeigen von Nationalflaggen mittlerweile zur linksradikalen Normalität.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass hier alles in einen Theoriewahn verfallen ist, der sich jeglicher Praxisansätze widersetzt. Die Fähigkeit zum Handeln steht längst im Abseits und alles, was außerhalb der lokalen Szene passiert, wird nicht mehr reflektiert. Die Gründe für die derzeitige Handlungsunfähigkeit der Leipziger Linken allgemein, nicht nur bei Nasenaufmärschen, bedarf einer gründlichen Analyse. Doch wer diese leisten soll oder noch will, können wir hier auch nicht beantworten.
Oder sollte die geringe Beteiligung an Aktionen nur daran liegen, dass, wer am Sonnabendlichen pc-Schaulaufen bei Partys das Tanzbein schwingen lassen will, ausgeschlafen sein muss? Es ist schon mit Erstaunen festzustellen, welcher Andrang bei Konzis und Feten regelmäßig herrscht. Aber zur Beruhigung aller erhitzten Gemüter, wenn Ihr den halben Antifa-Euro weiterhin
durch Euer Eintrittsgeld zahlt, wie es gelegentlich im Eiskeller auch die Nasen dürfen, ist das Erreichen der Weltrevolution nur noch eine Frage von wenigen Wochen.
In der Vorbereitung zum 13.07. hat sich nun erneut herauskristallisiert, dass es kaum nennens- werte Mobilisierungsansätze in Leipzig gibt und die dünne Personaldecke sich nicht mehr in der Lage sieht, dies zu leisten. Aus diesem Grund wird es von uns diesmal kein Konzept und keine Anmeldungen zu Gegenkundgebungen geben.
Die einzigen geplanten Gegenaktivitäten finden ab 12.00 Uhr auf dem Augustusplatz, von der Zivilgesellschaft organisiert, statt. Wer dennoch in Leipzig aktiv werden möchte, der EA: 0341 / 2119313 und das Infotelefon: (Telefonnummer folgt) ist ab Mittags erreichbar.
Trotz der "regen" Beteiligung zur Infoveranstaltung der Antira-Gruppe Leipzig, erinnern wir nochmalig an den Beginn des 5. antirassistischen Grenzcamps am 12.07. in Jena.
Antifa Leipzig
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