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19.05.2002
"Macht Euch die Erde untertan!"
Zur Diskussion um Natur und Geschlecht in der Kapitalismuskritik
Feministische Kritik beschränkt sich für die meisten auf eine Kritik „sexistischer“ Verhaltensweisen. Ein "Antisexismus" wird zu einem Teilgebiet neben anderen "Politikfeldern". Andere erklären das Thema für erledigt, weil sich mit Durchsetzung des Kapitalismus auch das Patriarchat erledigen und alle Menschen gleich werden würden.
Wir finden die eine Position so abscheulich wie die andere: eine Kapitalismuskritik auf feministischer Grundlage muß über diese grundfalsche Alternative hinausweisen: sie muß das patriarchale Geschlechterverhältnis als basal für das kapitalistische System ausweisen.
Zentral für diesen Gedanken ist die Parallelität von instrumentellem Naturverhältnis und dem patriarchalen Geschlechterverhältnis. Bereits in der Dialektik der Aufklärung werden Selbstunterwerfung, Askese, Triebbeherrschung als zentrale Merkmale des bürgerlichen Subjekts herausgestellt. Sinnentleerte, potentiell und reell zerstörende Naturaneignung, die Formierung von Menschen zu männlichen Subjekten werden damit erstmals der Kritik ausgesetzt.
Die Zurichtung von Menschen zu bürgerlichen "Männern" und "Frauen" in der kapitalistischen Arbeitsgesellschaft wiederholt die instrumentelle Naturbeherrschung innerhalb der menschlichen Gattung. Die Kritik am Kapitalismus muß daher beides zu ihrem Gegenstand erklären.
Grit, Micha, Lutz, Martin
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