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30.10.2001
Die Terroranschläge vom 11.September
& der besinnungslose Flankenschutz durch das linke Erklärungsmodell von der Weltgesellschaft als Streichelzoo
„Vernunft, das einzige, was zählt.“
(Aufschrift eines PDS-Plakates gegen den Krieg in Afghanistan)
Du sollst nicht töten
Das linksdeutsche Antikriegsgeschrei zeugt von der Ausblendung der Motive für die An-schläge und von einer Verdängungsleistung hinsichtlich der eigenen kollektiven Zugehörig-keit. Dies hat eine Besinnungslosigkeit zur Folge, bei der man sich eine Art dritte Position zwischen Böse (bin Laden & Co.) und Böse (Bush & Co.) halluziniert. Dieses Hirngespinst des Heraushaltens ist die Substanz für die unsägliche pazifistische Position, die man von links einzunehmen gedenkt und mit der man längst zum linken Ritual gewordene antisemitische Stereotypen reproduziert und kolportiert.
Thesen:
1. Die (radikale) deutsche Linke blendet mit ih-rem Anti-Kriegs-Geschrei nicht nur den extermi-natorischen (Goldhagen) Antisemitismus der Täter des 11. September und den manifesten (ebd.) islamistischer Ideologen vollkommen aus, sondern sie vollbringt damit auch die alldeutsche Verdrängungsleistung hinsichtlich des Vernich-tungswahns ihrer Vorgenerationen.
Dies erfolgt über die ontologische Setzung des Seins-Begriffes: Krieg. Differenzierte Reflexion über gesellschaftliche sich aus der Kapitalakku-mulation unpersönlich entwickelnde Verhältnisse fällt aus; der Krieg wird zum Sein, zum Begriff, zum Ding an sich erhoben. Krieg soll schlecht sein, weil er Krieg ist. Damit beschränkt sich zu-gleich die Hinterfragung der Propaganda von „humanitären Interventionen“ wie im Falle Jugo-slawiens.
Die (radikale) deutsche Linke setzt sich damit besinnungslos in die Kontinuität deutscher ideo-logischer Rationalisierung, weil sie, wie einst der philosophische Stichwortgeber des NS, Martin Heidegger, aus gleichen Begriffen gleichen Sinn (gleiches Sein) halluziniert.
„Das ist die Funktion der Heideggerschen Versi-on der Lehre vom Primat der Sprache. Daß der Sinn des Wortes Sein unmittelbar der Sinn von Sein sei, ist schlechte Äquivokation. Wohl sind Äquivokationen nicht nur unpräziser Ausdruck. Durchweg verweist der Gleichklang der Worte auf ein Gleiches. Beide Bedeutungen vom Sinn sind verflochten. Begriffe, Instrumente menschli-chen Denkens, können keinen Sinn haben, wenn Sinn selber negiert, wenn aus ihnen jegliches Gedächtnis an einen objektiven jenseits der Me-chanismen der Begriffsbildung vertrieben ward.“ (Adorno; „Negative Dialektik“; Suhrkamp Ta-schenbuch Wissenschaft 1997; S. 93)
2. Der (radikalen) deutschen Linken ist die Lektü-re von Daniel Jonah Goldhagens dichter Be-schreibung „Hitlers Willing Executioners - Ordi-nary Germans And The Holocaust“ nochmals, oder überhaupt erst einmal, anzuempfehlen, damit wenigstens annähernd ein Verständnis dafür ent-wickelt werden kann, wie nahe die Shoa und das barbarische Ritual vom 11. September 2001 ein-ander sind. Auch aus der Sicht der historischen Gewesenheit einer „Anti-Hitler-Koalition“ sollte gelten:
„Aber wir haben es nicht nur mit Menschen zu tun, die wir bilden oder verändern können, son-dern auch mit solchen, bei denen die Würfel be-reits ausgespielt sind, vielfach solchen, für deren besondere Persönlichkeitsstruktur es charakteri-stisch ist, daß sie in einem gewissen Sinn verhär-tet, nicht eigentlich der Erfahrung offen sind, nicht recht flexibel, kurz: unansprechbar. Diesen Menschen gegenüber, die im Prinzip selber lieber auf Autorität ansprechen und die sich in ihrem Autoritätsglauben auch nur schwer erschüttern lassen, darf auf Autorität auch nicht verzichtet werden. Wo sie sich ernsthaft vorwagen bei anti-semitischen Manifestationen, müssen die wirklich zur Verfügung stehenden Machtmittel ohne Senti-mentalität angewendet werden, gar nicht aus Strafbedürfnis oder um sich an diesen Menschen zu rächen, sondern um ihnen zu zeigen, daß das einzige, was ihnen imponiert, nämlich wirklich gesellschaftliche Autorität, einstweilen denn doch noch gegen sie steht." (Adorno; “Zur Bekämpfung des Antisemitismus heute", in „Kritik. Kleine Schriften zur Gesellschaft" , Frankfurt/Main 1973, S.110)
3. In ihrer vorgeblichen Absolutheit der Kriegsablehnung bei gleichzeitig postulierter, ergo absichtsvoller Ausklammerung der antisemi-tischen Tätermotivation produziert bzw. reprodu-ziert die (radikale) deutsche Linke antisemitische Codes. Deren ideelle Grundlage letztlich die Täter hofiert und die Opfer nochmals tötet, weil als Absolutum geltender Pazifismus die Möglichkeit des Heraushaltens als dritte „kritische“ Position eröffnet- fern von Opfern und Tätern. Ganz im Sinne lutherisch limitierten christlichen Dogma-tismus wird aus dem göttlichen Gebot des „(...) Du sollst nicht töten (...)“ das Verbot. Somit wird jegliche Reaktion abgesprochen, in deren Resultat die Option der Tötung von Menschen auch nur aufscheinen könnte.
4. Die (radikale) deutsche Linke ist bezüglich ihrer eigenen Bewegung besinnungslos. Ihr Zeithorizont gleicht dem eines Kleinkindes. Schien es beim Kosovo-Krieg, obschon auch hier die Absicht der Schaffung eines islamistisch de-terminierten Großalbanien nicht registriert wurde, Teilen der (radikalen) Linken sinnvoll, vor allem gegen die deutschen Kriegsbegründungsformeln sich zu artikulieren – nicht zuletzt eine Konse-quenz aus dem ideellen Versagen anlässlich des Golfkrieges 1991 -, so werden aktuell jene antia-merikanischen Ressentiments wieder hervorge-holt, die seit 1945 den Kritizismus der „besseren“ Deutschen an den USA begleiten und letztlich in der Kontinuität jener antisemitischen NS-Propaganda von den „amerikanisch-jüdischen Plutokraten“ oder wie auch immer die Codes hei-ßen, stehen. Mit dem über diverse Kriegsableh-nungsgründe codierten Anti-Amerikanismus pro-jiziert die (radiklae) deutsche Linke die „proto-kolle der Weisen von Zion“ direkt auf die all-mächtige, allböse „Supermacht“ USA. Wie bei vielen ihrer Mitdeutschblütigen wird demnach aus dem von der Anti-Hitler-Koalition machtvoll und autoritär erwirkten Ende des deutschen Juden-mordes eine Art Wettbewerb um bloße Kriegsge-winnerei, aus dem man als Verlierer wegen der gesellschaftlichen Gesamtdimension sogar als Opfer hervorgegangen zu sein scheint. Daß ein deutscher General erstmals den Oberbefehl über eine NATO-Streitmacht in Mazedonien erhält, ist im Gegensatz dazu den argumentativen Kriegs-gewinnlern kein Protest wert.
Vom Karneval der Kulturen
Auch wenn der linke Antirassismus behauptet, er hätte mit Multikulti nichts mehr zu tun, hat er es doch. Sonst gäbe es ihn nämlich gar nicht mehr. Nach den Anschlägen vom 11. Septem-ber hat er endgültig als Erbe des Antiimperialismus seine naive Unschuld verloren. Er ist ge-fährlich geworden, weil er ein Denken nach Auschwitz verhindert und stellt eine große Ge-fahr für Israel dar. Kurzum: er kann seine Nähe zur deutschen Ideologie nicht länger verber-gen.
Thesen
1. Die Quintessenz des linken undogmatischen Denkens besteht darin, die Wirklichkeit materiel-ler Objektivität zu einem dichotomen Idealismus von Gut und Böse, von Unterdrückten und Unter-drückern umzuformen.
In dieser Weise gerät dieses Welterklärungsmo-dell zum Ausdruck deutscher Ideologie der Seins-vergessenheit und dem anti-materialistischen Auseinderreißen von Sein und Seiendem (Hei-degger), dem zum Tode strebenden nur noch rei-nigende Stahlgewitter (Jünger) des Befreiungs-kampfes aus der Unterdrückung zu retten vermö-gen. Postmodern übersetzt sich diese unmittelba-re Verwandtschaft in die Derridasche „Differan-ce“, die sich einen feuchten Kehricht um Dialek-tik schert und dafür aber glaubt, das ganz Andere erst zu schaffen – also konstruiert, um es dann großmäulig und eindrucksvoll dekonstruieren zu wollen und selbst diesen systemischen, axiomati-schen Willen noch zu leugnen vermag.
2. Das Nicht-Begreifen, wer die Verdammten dieser Erde (Fanon) wirklich sind, nämlich die Jüdinnen und Juden und deren Jahrtausende wäh-rende Verfolgung, deren Ausdruck die Diaspora ist und deren unfaßbare Dimension, die es unter bürgerlicher Herrschaft angenommen hat, in Au-schwitz kulminierte, reproduziert sich in der Ideologie des Antirassismus immerfort.
Die postkoloniale Brille des Antirassismus er-möglicht die Hinüberrettung des linken Massen-begriffes und damit die Fortsetzung des Romanti-zismus vom kollektiven gemeinschaftlichen Re-voluzzer-Subjekt über den Bankrott des Antiimpe-rialismus der unterdrückten Völker hinaus: Unter-drückung als die angebliche Machtlosigkeit der Massen gegenüber der brutalen Macht des Unter-drückers.
3. Der Judenstaat Israel ist dem Antirassismus ein besonderes Übel, weil er ihn allen Ernstes für ein anachronistisches Kunstgebilde hält. Doch nicht etwa nur, weil der Antirassismus Antisemi-tismus ohnehin nur als eine Spielart von vielen "Rassismen" faßt. Nein, Israel verkörpert für ihn die letzte Bastion des Kolonialismus in Reinform, die für ihn die Ausgeburt des Bösen schechthin ist und auf Grund des theoretisch zu Grunde gelegten postkolonialen Weltzustandes das letzte noch lebende Kolonial-Monster sein muß – eine Art gestrandete Hydra also, der der Kopf nach Kolo-nialherren-Art nachgewachsen ist, obwohl ihn die Weltgeschichte längst abgeschlagen hat. Demge-genüber steht das Verständnis Palästinas als ver-wurzeltes, natürwüchsiges Volk.
4. Der angeblich objektive Weltzustand des Post-kolonialismus, wie ihn sich der Antirassismus halluziniert, drückt sich in der Aufzählung der für wesentlich gehaltenen Fluchtgründe aus. Wobei im übrigen der Begriff Migration nicht zufällig im Wortsinn Wanderung bedeutet und Wanderungs-bewegung nicht gleich Fluchtbewegung ist, son-dern vielmehr Ausdruck eines Bewegungsgeset-zes des Kapitals.
Dabei schweift der antirassistische Blick in etwa so über die Welt, "wie kleine Kinder große Tiere streicheln, die ihnen nicht ganz geheuer sind" (Wolfgang Pohrt).
5. Das Gequatsche vom Patchwork der Minder-heiten (Lyotard) und den tausenden Plateaus (Deleuze/Guattari), das in Durban während der dortigen NGO-Konferenz als Hass gegen Kosmo-politismus und als Judenfeindschaft aus den Mün-dern der Antirassisten quoll, ist der längst einge-tretene große Gehirn-Kladderadatsch der Sozial-demokratie. Er sichert das Überleben der Sozial-demokratie in nicht nur postkolonialen, sondern auch postsozialdemokratischen Zeiten – der To-bin-Steuer, der Entschuldung der Dritten Welt und der generellen Möglichkeit einer anderen gerech-ten Welt sei Dank.
Der Antirassismus, das hat die Antirassismus-Konferenz von Durban kurz vor den Anschlä-gen nachhaltig(!) klargestellt, ist die theoreti-sche Legitimierung und damit praktische Rük-kendeckung der vernichtungswütigen islami-stischen Schlächter von New York und Wa-shington. Sein falsches Bild von der Welt, das er zeichnet, prädestiniert ihn förmlich dafür.
6. Die Kritik des Antirassismus erfordert, den ahistorischen anti-feudalen und antikolonialen Blick auf die Welt als falsch bloßzustellen. Das dichotome Schema von Unterdrückten und Unter-drückern verstellt den Blick auf die Objektivität der Wertvergesellschaftung. Der Weltgeist des Kapitals ist aber gerade nicht personifizierbar und deshalb als Asylgrund niemals staatlich anerkenn-bar. Der dabei immerwährend verhaftete Blick auf die konkrete Verfolgung und Unterdrückung ist ein unmittelbarer und damit kein verkürzter, son-dern ein falscher. Die Leipziger Antira-Gruppe „Grenzcamp-AG“ bringt das unfreiwillig auf den Punkt, obwohl sie damit nicht sich selbst kritisie-ren möchte, sondern gerade die anderen: „Multi-kulturalisten hinterfragen weder die herrschenden Verhältnisse, noch wollen sie diese angreifen. Sie tragen die bestehenden Unterteilungen von be-rechtigter und unberechtigter Migration mit.“ Genau das aber ist gegen die linken Antirassisten selbst einzuwenden. (vgl. Cee Ieh - der Conne Island Newsflyer Nr. 79, Sommer 2001)
7. Ein Antirassismus, der behauptet, den Multi-kulti-Gedanken überwunden zu haben, ist nicht möglich und die Loslösung vom Multi-Kulti-Ringelreihen nur unter der gänzlichen Selbstauf-gabe des antirassistischen Unterfangens zu be-werkstelligen.
Der Antirassismus strebt die Vervollkommnung der Ausbeutung an, weil ihm die Überwindung objektiver Verhältnisse egal ist. An der Kritik der objektiven Tatsache der Wertvergesellschaftung aber zerschellt die Ideologie des Antirassismus, weil sie ihn als bürgerliche Veranstaltung, als Karneval der Kulturen, bloßstellt. Der Antirassis-mus und seine Betonung der kulturellen und eth-nischen Andersartigkeit als Ausgangsposition, von der aus nur seine Gleichheitsbestrebungen als Verdoppelung bürgerlicher Herrschaft erfolgen, setzt sich in Gegnerschaft zur notwendigen An-eignung und Bewußtwerdung der Tatsache, daß alle Menschen unter dem gleichen Zwang des Kapitalverhältnisses stehen. So befördert er die Identitätssucht als Ausflucht vor dem Bewußtsein der wesentlichen allgemeinen universellen Un-freiheit.
Das Konzept Antirassismus ist also strategischer Identitätsfetischismus und somit nichts weiter als der politisch korrekte Katalysator bürgerlicher Ideologie und deshalb als unfreiwilliger Propa-gandist der Kapital-Herrschaft zu kritisieren. Er will nicht etwa die Verhältnisse umwälzen, son-dern sie in eine veränderte Form bringen, die aber objektiv nicht mal eine veränderte ist. Denn was der Antirassismus für Veränderung hält, ist nichts anderes als verbesserte Akkumulationsbedingung für das Kapital.
8. Dieselben, die Deutschland den Krieg erklären, ergreifen Partei für die Barbaren, in dem sie gera-de nicht gegen sie vorgehen wollen. Krieg ist keine Lösung, so heißt es. Stattdessen soll man lieber die andere Wange hinhalten und dem er-bärmlichen Leben und Abschlachten der Men-schen in Afghanistan das ganz Andere abgewin-nen.
9. Multikulti in Deutschland ist die todbringende Folklore deutscher Ideologie, von der sich ein linker Antirassismus nie und nimmer lösen kann. Deshalb muß man sich gegen die deutsche Multi-kulti-Linke stellen.
10. Die Terroranschläge vom 11. September be-siegeln die Grenze und damit das Ende des Anti-rassismus und seines Multikulti-Programms. Sie verlangen als Konsequenz eine Parteinahme ge-gen den antirassistischen Traum von Multikulti und für Israel. Nur unter diesen Bedingungen läßt sich über Gesellschaftskritik in Zukunft reden – alles andere ist nicht nur Quark, sondern vor allem Deutschland und das Ende von Israel.
Antinationle Gruppe Leipzig
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