zurück vor
GrünauAG im Bündnis gegen Rechts
>> zur Diskussion
Das Referat
Wie wird in Schulen Rechtsextremismus entgegengewirkt oder wird durch eine
fehlende Auseinandersetzung mit dem NS einer neuen NS-Jugendbewegung Vorschub
geleistet?
Was sollte ein linksradikaler Anspruch an das - in die gesellschaftlichen
Verhältnisse eingebettete Schulsystem sein? Gibt es einen solchen
Anspruch überhaupt?
Das sind die Fragen, welchen wir in der Diskussion dieser AG nachgehen
sollten.
Als wir uns im Rahmen der Themenstruktur des Verstärkerkonresses
dem der Schulen (1) zuwandten, ordneten wir es wie selbstverständlich, dem
Schwerpunkt der sogenannten staatlichen Strategien unter. Im Rahmen der
Bearbeitung des Themas konnten wir aber feststellen, daß dies nicht
möglich sei, unter der Prämisse, in den Schulen nur die
Bildungsinhalte und deren (vermeintliche) Wirkung auf junge Menschen,
hinsichtlich einer Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus zu
untersuchen. Schon nach erster Betrachtung stellte sich ein Zusammenhang
zwischen der staatliche Institution Schule und dem was darin stattfindet bzw.
stattfinden könnte, dem Prozeß der Erziehung und Bildung, als
doppeltem Anspruch dar.
Unter Berücksichtigung einer von uns vorausgesetzten Dialektik von Inhalt
(Bildung und Erziehung) zu Form (Schule), ergibt sich für uns der
Widerspruch, daß Schule wie sie sich in der kapitalistischen Gesellschaft
präsentiert, dieser Dialektik nicht gerecht wird. Ergo ist die Form Schule
zu negieren. Dies stellt sich uns als linksradikale Perspektive dar, wobei wir
uns darüber im Klaren sind, daß es auch zukünftig eine
differenzierte, aber nicht limitierte Form der Wissensvermittlung (als
gesamtgesellschaftliches Angebot) geben sollte. Genauso ist es aus
entwicklungspsychologischer Hinsicht notwendig, in einem bestimmten Lebensalter
des jungen Menschen, Erfahrungen zur Persönlichkeitsentwicklung
(Erziehung) weiterzugeben.
Zur Disposition stehen neue Konzepte von Bildung und Erziehung bzw. die
Untersuchung im Bestehenden hinsichtlich differenzierter Eignung zur
Weiterentwicklung. Unter diesem Gesichtspunkt haben wir uns auch mit
verschiedenen Alternativschulmodellen beschäftigt, dahingehend ob sie,
projektiv in der kapitalistischen Gesellschaft installiert, überhaupt
einen emanzipatorischen Ansatz verwirklichen oder nicht. Bei der Betrachtung
von Schule als Instrument von Erziehung und Bildung benennen wir den Bezug von
SchülerInnen zu den wesentlichsten sie umgebenden Sozietäten, wie der
Familie, nicht immer explizit, sind uns aber ihrer Bedeutung bewußt.
Es machte sich notwendig Schule insgesamt einer radikalen Kritik zu
unterziehen, wobei wir zum einen die in der Institution Schule permanent
reproduzierte Autorität in Frage stellen und zum anderen, dem
aufklärerischen Anspruch den Schule hat, die Limitierung von
Bildungsinhalten gegenüberstellen. Hinzu kam, in Anerkennung der Existenz
von Schule als staatliche Strategie, trotzdem nach Optionen einer
linksradikalen Intervention zu suchen.
Erziehung (...) als eine zu kritischer Selbstreflexion (Adorno) war
für uns Determinante unserer Kritik.
1. Erziehung als Anspruch / Fit for fun Wer darf wieviel wissen
Jede Debatte über Erziehungsideale ist nichtig und
gleichgültig diesem einen gegenüber, daß Auschwitz nicht sich
wiederhole. Es war die Barbarei, gegen die alle Erziehung geht. Man spricht vom
drohenden Rückfall in die Barbarei. Aber er droht nicht, sondern Auschwitz
war er; Barbarei besteht fort, solange die Bedingungen, die jenen Rückfall
zeitigten, wesentlich fortdauern(2).
Schule ist analog der sie umgebenden kapitalistischen Gesellschaft vom Prinzip
der Leistung geprägt, am Erfolg orientiert. Im Leistungsprinzip
drückt sich ein Gewaltverhältnis aus, derjenigen, welche sie fordern
und jenen welche sie erbringen zu jenen, welche sie aus unterschiedlich
determinierten Gründen nicht erbringen (können). Letztere sind die
Leistungsunfähigen, die Unterlegenen, die VerliererInnen. Das Bewerten von
Leistungen vermittelt über das schlechter-besser Verhältnis, Erfolg
und Niederlage, Sieger/in oder Unterlegene/r auch ein gesellschaftliches
Wertesystem, auf dessen Grund Menschen be- und entwertet werden können.
Hierbei verwirklicht sich erstmals gesamtgesellschaftlich das dem
Antisemitismus eigene Prinzip der Entwertung von Menschen.
Leistung verlangt Bewertung. Das Leistungsbewertungssystem von Schule, wie wir
sie gemeinhin kennen, berücksichtigt Werte als moralische Kriterien des
Individuums nicht. Dagegen wird eine Zensierung als abstrakte Ebene
eingeführt, welche nicht die Unterschiedlichkeit der Individuen beachtet,
sondern sich am Beherrschungsgrad eines bestimmten Wissensquantums (3)
orientiert. Die unterschiedlichen Individuen werden egalisiert, ihrer
Einmaligkeit beraubt. In ihre Persönlichkeitsentwicklung wird
autoritär eingegriffen, indem selbst ihre Moral nach untauglichen
(deutschen) Kriterien bewertet wird. In Sachsen und den anderen östlichen
Bundesländern werden derzeit wieder die sogenannten Kopfnoten zur
Bewertung von Tugenden wie Fleiß, Disziplin, Mitarbeit und
Ordnung eingeführt. Abgesehen davon, daß es dazu keinerlei
nachvollziehbare Kriterien gibt, orientiert sich solcherart Bewertung an den
Normen der kapitalistisch-bürgerlichen Gesellschaftsmoral. Gerade bei den
genannten Tugendnoten läßt sich eine Analogie zu jenen erstrebten
Persönlichkeitseigenschaften feststellen, die auch die TäterInnen des
Nazireiches aufwiesen die sie sich angeeignet hatten.
Ein Bewertungssystem nach Zensuren macht schon an jedem Zensurengrad auch eine
Konflikt-/Interessengrenze für die/den Einzelne/n fest. Bereits
frühzeitig können SchülerInnen Interessenverletzungen
verifizieren und werden entsprechend der allgemeinen gesellschaftlichen
Normierung auf solche reagieren. Ergo wird sich schon hier das kapitalistische
Gewaltverhältnis zur Konfliktlösung bzw. zum Interessenausgleich
widerspiegeln, das Schlechtere, Erfolglose, Unterlegene wird negiert.
Das Leistungsprinzip wird einem mindesten aufklärerischen Anspruch an
Bildung und Erziehung als Einheit, der nur die Grundlage einer
Entbarbarisierung (Gewaltfreiheit) sein kann, den sich Schule als staatliche
Bildungs- und Erziehungsanstalt trotzdem aber anmaßt, nicht gerecht.
Selbst im Beherrschungsgrad von Wissen der höchsten Stufe
(Noten/Prädikate: Eins oder Ausgezeichnet) wird Wissen limitiert.
Nämlich wird das über jene Grenze hinausgehende Wissen autoritär
verschwiegen. In der Schule als System von Lehrplänen und Struktur ist
keine Aufklärung über die vorgesehene hinaus möglich.
Wenn, zwar mittlerweile in unteren Klassen differenziert, Zensuren zur
Bewertung von Wissensquantität eingeführt werden, dann entwickelt
sich hieraus auch immer eine Hierarchie, die von den
LehrerInnenautoritäten nahezu statisch (einmal fünf - immer
fünf!") angenommen und der SchülerInnensozietät permanent
vermittelt wird.
Gleich bewertete SchülerInnen werden in gleichbewertbare Strukturen
(Schulformen) gepreßt. Daraus entwickelt sich ein
Kollektivverständnis unterschiedener Reflexion der Dialektik von Kollektiv
und Individuum, welches den unterschiedlichen Bewertungsmaßstab als
Grundlage hat. Damit entsteht hier ein Konflikt zwischen den unterschiedlichen
Kollektiven, der das besser-schlechter Verhältnis reproduziert. Die
Bewertung innerhalb der Kollektive hört mit der Strukturierung in
verschiedene Schulformen nicht auf, sie in sich zu differenzieren.
Da die Möglichkeit, die objektive, nämlich die
gesellschaftlichen und politischen Voraussetzungen, die solche Ereignisse
ausbrüten zu verändern heute aufs äußerste beschränkt
ist, sind Versuche der Wiederholung entgegenzuarbeiten, notwendig auf die
subjektive Seite abgedrängt. (4)
Es gibt kein System Schule außerhalb der bestehenden gesellschaftlichen
Verhältnisse. Selbst alternative Schul- und Erziehungsmodelle sind nicht
autonom von staatlichen Strategien zu denken. Ihr anderer Anspruch relativiert
sich durch Reglementieren der zu vermittelnden Bildungsinhalte durch den Staat
und die Tatsache, daß die SchülerInnen solcher Eirichtungen aus
einer autoritär-familiären Struktur (wir berücksichtigen
durchaus Versuche antiautoritärer Erziehung in familienähnlichen
sozialen Zusammenhängen, können derzeit aber noch wenig über
deren gesellschaftliche Relevanz sagen) in solche Schulen kommen und nach deren
Abschluß meist nach absolvierten Prüfungen mit staatlichen
Vorgaben als Grundlage - in eine autoritär-staatliche Struktur entlassen
werden.
Alternativschulen erfüllen ebenfalls die Aufgabe der Zurichtung für
die kapitalistische Gesellschaft, nur in anderer (?) Form. Zudem werden oftmals
Bildungsinhalte vermittelt, die auf autoritären weltanschaulichen Bildern
beruhen Dem Monopol des bürgerlich-kapitalistischen Staates auf Bildung
und Erziehung stehen verschiedene Projekte von Alternativ- oder Freien Schulen
gegenüber. Sie werden je nach Intergrationsgrad in das Bildungssystem noch
in anerkannte" und genehmigte" Schulen gegliedert. Die Begrenztheit
dieser projektiven Einrichtungen im bestehenden bürgerlichen
Bildungsapparat wird durch folgende Faktoren deutlich:
a) Die SchülerInnen kommen aus dem normalen Leben in diese
Schulen und werden nach deren Abschluß wieder in ein solches entlassen.
Sie stellen demzufolge nur eine zeitweilige Auszeit aus der Gesellschaft dar.
b) Die Differenzierung nach anerkannter" bzw. genehmigter"
Schulform sichert dem bürgerlich-kapitalistischen Staat ständige
Einflußnahme, sowohl auf Bildungsinhalte, als auch auf Struktur (Form)
der Schule über grundsätzlich ähnliche Lehrplaninhalte und
daraus resultierenden Leistungsanforderungen, aber auch in unterschiedlichem
Umfang über finanzielle Zuwendungen.
Jedoch haben verschiedene Projekte durchaus emanzipatorische Ansätze in
der Methodik und auch in der Struktur der Schule als alternativer Mikrokosmos.
Bei genauerer Betrachtung ist jedoch feststellbar, daß Alternativschulen
nur die Grenzen der gesellschaftlichen Bildungsnormen ausloten, um letztlich
aber darin gefangen zu bleiben, sie zum weitaus größten Teil nicht
in Frage stellen und sogar bewußt akzeptieren.
Eines dieser Projekt, in welchem für uns durchaus ein emanzipatorischer
Ansatz enthalten ist, gründete Ferrer 1901 in Barcelona. Ziel war die
Schaffung und Verteidigung nichtkirchlicher Schulen für Kinder, um "zur
vollständigen geistigen, intellektuellen und wirtschaftlichen Befreiung
der Arbeiterklasse zu gelangen"(5). Ihr Ansatz war, die Arbeiterklasse in die
Lage zu versetzen, ihre Knechtschaft durch Staat, d.h. Kapitalismus und Kirche
zu verstehen, indem sie eine freie, verantwortliche Intelligenz heranbildet und
antimilitaristische, antipatriotische sowie anarchistische Ideen weitergibt.
Kritikpunkt für uns ergibt sich aus heutiger Sicht, daß Ferrer trotz
allem davon ausging, aus Kindern "nützliche Mitglieder der
Gesellschaft"(6) zu formen.
Über 50 Jahre nach Auschwitz ist es in deutschen Schulen immer noch
Normalität, jene Tugenden weiterzugeben, welche die TäterInnen des
Nazireiches besaßen. Doch statt neu über diese Zusammenhänge
nachzudenken, erklärt sich die deutsche Pädagogik für nicht
zuständig. Es gibt hier nur ein einziges Schulprojekt, welches den
Anspruch einer Erziehung nach Auschwitz, einer Erziehung nach Mölln,
Rostock usw., eine Pädagogik gegen einen erneuten "Rückfall in die
Barbarei"(7) erhebt, die Theodor-W.-Adorno-Schule in Elze (Niedersachsen). Die
Fähigkeit zu Selbstreflexion und Aufklärung ist Ziel dieser Schule,
trotzdem ist sie in dem Netz von limitierten Wissen, und Schule als
"Zwanginstitution" verstrickt. Es stellt sich dabei die Frage, ob
"Wiederentdeckung von Liebe" und "Kunst in der Schule" in Praxis, diesem
Anspruch auf Pädagogik nach Auschwitz gerecht werden, oder wiederum nur
ein neuer Weg der Verschleierung sind.
An dieser Stelle gilt es auch mit dem, aus unserer Sicht Irrglauben an
irgendeinen emanzipatorischen Ansatz der Waldorf-Pädagogik/-schulen
aufzuräumen. Der resultiert unseres Erachtens nur aus einer berechtigten
Kritik am staatlich reglementierten Schulsystem, blendet dabei aber den
okkulten Ansatz der dieser Schule zu Grunde liegenden Antroposophie des Rudolf
Steiner (8) aus, dem sie ihre Kinder aussetzen. Keine Noten, kein Sitzenbleiben
und angeblicher Spielraum für kindliche Phantasie reichen Eltern manchmal
aus, um ihre Kinder mit weltanschaulichen Bildern von Wurzelrassen",
Märchen, Mythen und anderem esoterischen Dreck zu konfrontieren (9).
Alternativschulen sind an ihrem emanzipatorischen Anspruch zu unterscheiden.
Das Prinzip des Andersseins" welches die aufgeklärten" 68er in
das bundesdeutsche Bildungssystem einbrachten, um genau auf jene alternativen
Schulformen zu insistieren, die damals schon Bestand hatten,
berücksichtigte nicht deren Einbindung in die Gesellschaft, war nur eine
unkritische Projektion vermeintlicher Alternativen im Bestehenden. Bei nahezu
allen Alternativschulmodellen in Deutschland nach 1945 ist feststellbar,
daß sich Bildungsinhalte kaum oder gar nicht am Verbrechen der Deutschen
und der diesen zu Grunde liegenden Erziehung und Bildung orientierten.
Im System der staatlich regulierten Bildung und Erziehung lassen sich neben
kleineren Reförmchen nur zwei größere, nämlich die
Umgestaltung der früheren Sonder-" in jetzige
Förderschulen" und die Zusammenführung von verschiedenen
Schulformen zu Gesamtschulen" feststellen. Ansatz bei diesen
strukturellen Reformen war allerhöchstens eine Retuschierung von sich
über verschiedene Bildungswege verdeutlichenden sozialen Unterschieden. So
blieb fast nur der neue Name übrig.
Die Wurzeln sind in den Verfolgern zu suchen, nicht in den Opfern, die
man unter armseligsten Vorwänden hat ermorden lassen. (...) Man muß
die Mechanismen erkennen, die die Menschen so machen, daß sie solcher
Taten fähig werden, man muß ihnen selbst diese Mechanismen aufzeigen
und zu verhindern trachten, daß sie abermals so werden, indem man ein
allgemeines Bewußtsein dieser Mechanismen erweckt." (10)
Für SchülerInnen bildet die Schulzeit den relevantesten Anteil des
für sie wahrnehmbaren gesellschaftlichen Lebens, inklusive der Tatsache,
daß sie genau hier selber gesellschaftlich geprägt werden und wirken
könnten. Sie projizieren darüber hinaus erfahrene Verhältnisse
von außerhalb des schulischen Bereiches in ihn und praktizieren sie gegen
und in Schule. Kapitalistische Ausbeutung (Nichtinfragestellung weil nirgends
vermittelt), Rassismus (beginnend mit differenzierten Formen von
Diskriminierung anderer vermeintlich Minderwertiger"), Patriarchat
(dahingehende Vorstellungen resultieren aus der vorschulischen Praxis von
Familie als dominanteste Sozietät aber auch späteren sozialen
Zusammenhängen) und Autorität werden durch die Schule nicht zur
Disposition gestellt. Schule spiegelt ganz normale" gesellschaftliche
Verhältnisse in sich wieder.
Solche durchaus positiv zu besetzenden Werte, wie Solidarität und Toleranz
werden aus dem gesellschaftlichen Zusammenhang gerissen. Im Sinn von Schule
bedeutet Solidarität beispielsweise Hilfe für Opfer, ohne die
möglichen TäterInnen zu benennen und Toleranz letztlich postmoderne
Beliebigkeit auch noch beim Umgang mit inhumanen Weltbildern. Die TAZ-Berlin
(11) berichtete davon, daß von acht Schulen Berlins VertreterInnen von
DVU und REPs zur Auseinandersetzung über deren Positionen mit den
SchülerInnen eingeladen waren.
Lehrplaninhalte verdeutlichen, zumindest über die darin genannten
Bildungsinhalte, ob und wie Schule über sie erzieht. Bei deren
differenzierter Sichtung war für uns feststellbar, daß optional in
vielen zwar ein aufklärerischer Anspruch enthalten ist, aber schon die
gesellschaftliche Praxis der LehrerInnen dessen kreative Umsetzung zensiert.
Relevant waren für uns hier die Vorgaben in Deutsch, Geschichte und Ethik.
Obwohl sich schon naiverweise dialektische Verhältnisse zwischen diesen
Fächern, letztlich auch Resultate kapitalistischer Arbeitsteilung,
feststellen lassen, werden in der Konkretheit der Lehrpläne kaum
fächerübergreifende Zusammenhänge wahrgenommen und demzufolge
allerhöchstens punktuell vermittelt. Grundlage bildet der Totalitarismus
(12) der die indifferente, letztlich relativierende Einordnung der
nationalsozialistischen Verbrechen in historische Abläufe vollzieht. Im
Deutschunterricht beispielsweise, sind Verweise auf irgendeinen Zusammenhang
mit anderen Fächern nur sehr allgemein gehalten, werden kaum Praxis.
Der Umgang der Nationalsozialisten mit Sprache erreicht nicht annähernd
die Qualität von Klemperers LTI", während seine
Tagebücher, ob ihrer Totalitarismus Theorien unterstützender
Funktionalität, differenziert einbezogen werden.
Geschichtsunterricht stellt sich als Vermittlung von kaum
zusammenhängenden Fakten dar. Allerhöchstens werden logische oder
kausale Schlüsse zugelassen das ist so, weil..." bzw.
das spielt eine Rolle bei..." - und vermittelt. Die Konstruktion von
Geschichte als System von etwas abgelaufenem impliziert zudem einen objektiven
Charakter von Geschichte und stellt das menschliche Individuum und seine
Handlungsmöglichkeiten außerhalb, negiert sie förmlich.
Im Fach Ethik (13) wird die o.g. Erziehung zu Toleranz zwar lehrplanhaft
gefordert: ...Im Unterricht zum Fach Gemeinschaftskunde gehören auch
Mut und die Verpflichtung zum Bekenntnis der eigenen Position bei
gleichzeitiger Toleranz gegenüber abweichenden Auffassungen der
Schüler" (14). Wie weit derartige Toleranz geht, nämlich bis zur
Beliebigkeitsgrenze, haben wir in obigen Beispielen bereits geschildert.
Sonstige ethische Werte orientieren sich an einer, sich uns als bürgerlich
darstellenden Moral, sind aber nichts weiter als die modernisierte Form der
Darbringung und autoritären Umsetzung von Luthers Kleinem
Katechismus". Im Ethikunterricht wird durch die Vermittlung sogenannter
gesellschaftlicher Grundwerte, die Zurichtung für eine Perspektive in der
bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft am praktischsten vollzogen.
Nicht die Ermordeten sind schuldig (...). Schuldig sind allein die,
welche besinnungslos ihren Haß und ihre Angriffswut an ihnen ausgelassen
haben. Solcher Besinnungslosigkeit ist entgegenzuarbeiten, die Menschen sind
davon abzubringen, ohne Reflexion auf sich selbst nach außen zu schlagen.
Erziehung wäre sinnvoll überhaupt nur als eine zu kritischer
Selbstreflexion." (15)
Wie können LehrerInnen dieser Forderung auch nur annähernd gerecht
werden - was überhaupt nur in Ausnahmefällen praktisch geschieht -,
wenn ihnen durch die Loyalitätsforderung" des Staates, dessen
kritische Reflexion verboten ist. Demzufolge können LehrerInnen
Reflexionsmöglichkeiten auch nur begrenzt vermitteln und auch wegen der
ihnen eigenen Anpassung an gesellschaftliche Normalität" nicht
wollen (16). Zudem ist feststellbar, das z.B. Fachwissen der
unterschiedlichsten Art meist nur als faktisches und kaum als Zusammenhang
vermittelt wird. Wir können hier nur wiederholen, was wir schon oben am
Beispiel von Literaturgeschichte benannt haben, wo deutlich wird, daß
Themen an sich gesehen werden. Damit setzen LehrerInnen den SchülerInnen,
bereits bevor diese von Selbstreflexion etwas mitbekommen haben, eine Grenze,
bis zu welcher sie zu gehen haben. Während der Wertekanon von Tugenden wie
Fleiß, Ordnung u.ä. historisch besinnungslos weitergegeben wird,
blendet dies gleichzeitig aus, daß es auch diese vermeintlichen Tugenden
waren, die von den TäterInnen des Nazireiches verinnerlicht waren. Wenn
wir uns hier vor allem kritisch auf LehrerInnen beziehen, dann deswegen weil
ihre individuelle Interventionsmöglichkeit im System Schule gegeben ist,
sie diese aber nicht nutzen.
Sowohl bei LehrerInnen, als auch bei SchülerInnen muß die
Fähigkeit zur Selbstreflexion als natürliche menschliche
Qualität als vorhanden angenommen werden. Was in Schulen demnach
tatsächlich stattfindet, ist die Veränderung von bereits Vorhandenem
als universellem Kennzeichen und seine Limitierung auf gesellschaftskonforme
Bereiche, Themen usw.
2. Schule als institutionalisierte Autorität
Schule ist die Systematik per se, die das Verhältnis zur Autorität
über das der natürlichen hinaus entwickelt. Sie bringt zum einen das
ihr ausgesetzte Individuum in ein verändertes Verhältnis zur
vorgegebenen natürlichen Autorität (rekognitive respektive
Anti-Emanzipation), prägt parallel aber den allgemeinen Umgang mit dieser
als anerkennend. Sie fügt dem natürlichen autoritären
Verhältnis, welches sich mit fortschreitender Autonomie des Individuums
abbauen solle, das neue der durch Kompetenz hinzu. Dabei geht Schule von der
Statik dieser Kompetenz aus. Vermittlung von Bildung durch Schule ist lediglich
Anspruch, dem die Limitierung von Bildungsinhalten nach Qualität und
Quantität voraus geht.
In der Schule und vor allem in der Wahrnahme von SchülerInnen wird auf das
gesellschaftliche Verhältnis Autorität nicht eingegangen. Weder wird
es in Frage gestellt, ja noch nicht einmal Erwähnung findet es,
außer LehrerInnen beklagen untereinander mangelnden Respekt
oder werden von KollegInnen wegen Autoritätsverlust
belächelt. Kommt es zum Widerspruch zwischen LehrerIn und SchülerIn,
dann passiert es immer noch, daß die Durchsetzung von Autorität mit
offenem oder meist subtilem Verweis auf die jeweilige Stellung in der
Schulhierarchie (ich LehrerIn du SchülerIn") geschieht. Hinzu
kommt, daß LehrerInnen, die von ihnen selbstverständlich angenommene
Autorität auch als juristisch determinierte realisieren, in dem sie den
o.g. Widerspruch vermittels einer Strafe" (!) genannten Sanktion
lösen wollen (selbst bei Hinweis auf die reine Terminologie von
Autorität findet auch hier keine Erklärung jenes Verhältnisses
statt). Daß Autorität (durchzusetzen) zum Wesen von Schule
gehört, realisieren LehrerInnen als Durchsetzungs- und SchülerInnen
als Annahmeverhältnis. Wir möchten gerade an dieser Stelle noch mal
auf die Wiedereinführung der sogenannten Kopfnoten" im Schulsystem
einiger, vor allem östlicher Bundesländer verweisen. Hier drückt
sich in der Bewertung von Disziplin am deutlichsten aus, daß Anerkennung
oder Ablehnung von Autorität der LehrerInnen einziges subjektives
Kriterium ist. Den SchülerInnen wird somit beständig vermittelt,
daß vermeintlich gute" Zensuren nur über die Anerkennung von
Autorität zu erheischen seien, was sich dann auch in den
fachwissenschaftlichen Unterrichten vordergründig, fast noch vor dem
Beherrschungsgrad der einzelnen Bildungsinhalte, als Motivationsgrundlage
für Lernen niederschlägt.
Schule verhindert die Selbstreflexion der Individuen, obschon sie im Prinzip
der faktischen, aber unbewerteten Aufklärung als Anspruch optional
angelegt ist. Dieser Anspruch ließe sich als Erziehung formulieren,
basiert aber (s.o.) auf der unbedingten Aufrechterhaltung von Autorität
durch permanente Kompetenz.
Schule ist ein aufklärerischer Anspruch implizit, genauso wie letztlich
die Limitierung von Aufklärung. Betont werden sollte hier nochmals,
daß Schule in Folge der Aufklärung am Ende des 18. Jh. sich als
gesamtgesellschaftliche Form der Wissensvermittlung für Kinder begann
durchzusetzen. Dabei ist aber immer mit zu berücksichtigen, daß
Aufklärung letztlich die des Bürgertums gegenüber einer feudalen
Aristokratie war, die sich, neben der Kirche, Bildung und Wissen gegenüber
allen anderen Menschen monopolartig gesichert hatte. Mit dem aufgeklärten
Bürgertum als Machtfaktor begann sich aber auch seine spezifische
Produktionsweise, die kapitalistische durchzusetzen. Die Maschine im weitesten
Sinne erforderte Menschen, die ihre Funktion in Gang setzen und aufrecht
erhalten konnten. Mit dem Kapitalismus und seiner in ständig
fortschreitender Technologie (z.B. Dampfmaschine) verwirklichten
Produktivität, wird ein limitierter Wissensumfang für die in der
geteilten Arbeit beschäftigten Menschen als notwendig erachtet. Erste
Formen der Schulpflicht bereiten Kinder auf diesen Einsatz, - und nur darauf
vor.
Damit ergibt sich der Widerspruch bzw. die Möglichkeit, Wissen in
notwendiges und unnötiges zu begrenzen, was auch noch unserem heutigen
Schulsystem immanent ist. Wissens-/Erkenntnisvorsprung erzeugt Autorität
in Form von Kompetenz. Wird Wissen limitiert, heißt das, nicht alles
tatsächlich vorhandene wird zugänglich gemacht oder Erkenntnis wird
verhindert. In der Konkretheit bedeutet dies, daß z.B. Lehrpläne,
zeitliche Beschränkung und Schulstruktur als Grenzlinien festgeschieben
werden bzw. existieren. Dies ermöglicht die Aufrechterhaltung von
Autorität qua permanenter Kompetenz. In der Eigenwahrnahme von LehrerInnen
wird diese letztlich fast statisch und berücksichtigt nur, daß sich
die Vermittlungspersonen (SchülerInnen) dieser Kompetenz annähern,
aber nicht, daß SchülerInnen sie späterhin ggf. sogar
übertreffen können, nur weil sie die unmittelbare
Wahrnahmesphäre der LehrerInnen verlassen haben.
Mit der Technologie des Buchdruckes wurde eine neue Art der Wissensvermittlung
und -aneignung geschaffen. Lesen und Schreiben sind zu neuen Hürden
geworden, die erst einmal genommen werden müssen, um als Erwachsene zu
gelten. Die schriftliche Informationsweitergabe schafft neue Wissenshierarchien
- wer nicht daran teilnehmen kann, wird entwertet. (Wer lesen kann ist
klar im Vorteil..." ist mittlerweile umgangssprachlich Usus. Die Nachteile von
AnalphabetInnen - und nicht nur die sozialen - werden dabei fast nicht mehr mit
gedacht.) Die Situation von z.B. AnalphabetInnen erzeugt für diese ein
Klima des ausgegrenzt seins schon in der Schule. Dieses spiegelt sich auch in
der Gesellschaft wieder.
Zudem wird Erkenntnis vermeintlich wertfrei vermittelt, was zwar Doktrination
verhindern soll, aber gleichzeitig Denken im Zusammenhang der gesamten
Bildungsinhalte und über diese hinaus verhindert. So wird im
Geschichtsunterricht zwar die Zeit des Nationalsozialismus faktisch (aber auch
hier limitiert) abgehandelt. Aber nicht, um daraus Schlüsse über den
Rahmen der Schule hinaus zu ziehen, etwa hinsichtlich der Kontinuitäten
nationalsozialistischen Gedankengutes in der gesellschaftlichen Realität.
Das geht sogar soweit, daß Schule teilweise nationalsozialistisches
Gedankengut unreflektiert/unbewertet den SchülerInnen zur Neubewertung
darbietet. (17)
(Diese) Realität liefert zu vielem realen Grund, als das eine
Entrüstung über Flucht aus ihr anstünde. Die schulische
Realität allemal". (18)
3. Optionen linksradikaler Intervention im bestehenden Schulsystem
An dieser Stelle wollen wir explizit den strukturierten Rahmen von Schule
ausdehnen und Bereiche wie Erziehung und Bildung in Familie oder anderen
sozialen Zusammenhängen (Freizeit u.ä.) darstellen.
Eine der wichtigsten Wissensaneignungen, welche die Kommunikation mit der
Umwelt überhaupt erst ermöglicht, das Erlernen der Sprache, vollzieht
das Kind bereits weit bevor es die Schule besucht. Eltern, d.h.
gemäß gesamtgesellschaftlicher geschlechtlicher Arbeitsteilung meist
Frauen/Mütter sind hier die besten LehrerInnen.
Das soll heißen, daß Bildung und Erziehung auch in anderen sozialen
Zusammenhängen geschieht bzw. möglich ist. Dies bedeutet keinesfalls,
die Rückverweisung des Problems an den Familienzusammenhang und die
Reproduktion patriarchaler Strukturen. Aber gerade diese Form der Vermittlung,
eine für uns wichtigen Voraussetzung zur Kommunikation, der Sprache als
menschliche Qualität, stellt das System Schule zur Disposition, liefert
zumindest ein Indiz dafür. Es geht uns zuallererst noch nicht darum,
Schule per se abzuschaffen, aber linksradikale Politik in Bezug auf
Veränderung im Bestehenden als Perspektive aufzuzeigen.
Eine historische Betrachtung des Berufsstandes der LehrerInnen
führt zu der bedrückenden Einsicht, daß LehrerInnen in
gesellschaftlich heiklen Situationen stets versagt haben." (19)
Sie sind immanenter Bestandteil des autoritären Systems
bürgerlich-kapitalistischer Erziehung und Bildung. Zu diesem Zweck werden
sie ausgebildet und angestellt/verbeamtet. Wir sehen hierbei durchaus,
daß staatlich vorgegebene Bildungsinhalte LehrerInnen ebenso limitieren
wie SchülerInnen. Aber das nimmt ersteren durchaus nicht die
Möglichkeit, sich darüber auf anderen Wegen von Kommunikation oder
über diverse Medien zu informieren (Eigenverantwortlichkeit des
Subjektes/individuelle Entscheidungsmöglichkeit). Auch wenn staatlich
vorgegebene Loyalitätsbezeugungen eine Art moralisches Ruhekissen
darstellen können: Der Beamte hat bei politischer Betätigung
diejenige Mäßigung und Zurückhaltung zu wahren, die sich aus
seiner Stellung gegenüber der Gesamtheit und aus der Rücksicht auf
die Pflichten seines Amtes ergibt." (20)
Sein Verhalten innerhalb und außerhalb des Dienstes muß der
Achtung und dem Vertrauen gerecht werden, die sein Beruf erfordert." (21)
In Frage steht, ob und wie LehrerInnen die Inhalte von Lehrplänen, gerade
in Schulfächer wie Geschichte, Sprachen, Ethik, Gesellschaftskunde,
Geographie aber auch Biologie (wg. Affinität zu rassistischem
Sozialdarwinismus) über das staatliche Limit hinaus umsetzen können.
Als konkrete Form von linksradikaler Intervention ist hier für uns
vorstellbar, LehrerInnen dahingehend zu sensibilisieren, daß sie sich mit
oktroyierten Bildungsinhalten kritisch auseinandersetzen. Dazu gehört es
vor allem, daß LehrerInnen gesellschaftliche Veränderungen
außerhalb von Schule hinterfragen und in Verhältnis zu
Lehrplanvorgaben setzen. Nur so ist es möglich, daß z.B. nazistische
Symbolik, in der Schule durchaus repräsentant, von ihnen überhaupt
erkannt wird. Derzeit findet eine Auseinandersetzung mit rechtem Gedankengut an
Schulen noch nicht einmal im Rahmen gesetzlicher Möglichkeiten statt.
Allerhöchstens das aus bürgerlichen Moralvorstellungen projizierte
Gewaltphänomen wird thematisiert, dabei aber aus jeglichem sonstigem,
primär weltanschaulichem Zusammenhang und der individuellen Sozialisation
der SchülerInnen gerissen. Trotzdem ist es zu versuchen, auch und gerade
bei LehrerInnen eine Art neue Aufklärung in Gang zu setzen. Diese
sollte sie in die Lage versetzen, sich mit rechter Alltagskultur in der Schule
zu konfrontieren, statt wie bisher nicht darüber Bescheid zu wissen oder
sie zu akzeptieren, weil hinter einem menschenfeindlichen Weltbild auch
Menschen stünden. Angesichts dieser Entwicklung müssen sich
LehrerInnen und Bildung eingestehen, welche Fehler sie in der Vergangenheit
begingen und Konzepte entwickeln.
Aber sogenannte Konzepte für den Umgang mit rechtsorientierten
Jugendlichen werden auch für Schulen entwickelt und erfreuen sich einer
hohen Beliebtheit. Stellt sich hierbei nur die Frage, welche Gefahr sie in sich
tragen, auch auf der Grundlage des Scheiterns der akzeptierenden Jugend-
und Sozialarbeit mit Rechten".
Pädagogische Programme, Konzepte und Ansätze vermitteln den
Eindruck, daß sie in der Lage sind rechte" Jugendliche wirklich zu
erreichen und zu beeinflussen ... Dabei sollte eigentlich nach
langjährigen Erfahrungen Konsens sein, daß chauvinistisch,
rassistisch, rechtsextrem orientierte Jugendliche - im weitesten Sinne - durch
pädagogische Einflüsse (Angebote) nicht erreicht werden und
beeinflußbar sind." (22)
Wenn Schule oder Pädagogik auf diesem Gebiet keine Ergebnisse sehen,
streichen sie es kurzerhand aus ihrem Zuständigkeitsbereich heraus. Dabei
hat Schule, ausgehend von der Tatsache, daß Kinder bereits in einem Alter
in dieses System gepreßt werden, wo rechtes Gedankengut noch nicht zu
ihrem Weltbild gehört, die Möglichkeit, ideelle Gegenkonzepte zu
vermitteln. Dies wäre eine Forderung, die auch unter Berücksichtigung
der Tatsache, daß SchülerInnen nicht außerhalb sonstiger
gesellschaftlicher Ereignisse stehen, schnell und sofort in pädagogische
Praxis Einzug finden müßte.
Was zum Teufel hindert LehrerInnen daran, statt eines sozialdarwinistischen
Rassenkonstruktes unter Menschen ein universelles Menschenbild zu vermitteln?
Was behindert im Geschichtsunterricht die Darstellung des Holocaust als
singuläres Verbrechen der Deutschen an den Jüdinnen und Juden
darzustellen?
Wissensvermittlung erfüllt die Anforderung des Erkenntnisgewinns nur dann,
wenn sie nicht auf die Aneinanderreihung von Fakten reduziert wird, sondern vor
allem auf gesellschaftliche Zusammenhänge eingeht. Die Vorstellung ein/e
LehrerIn brächte nur ein Brot mit zum Unterricht und erklärte daran
die Welt ist so visionär, wie realistisch.
Der Erziehungs- und Bildungsauftrag der Schule wird bestimmt durch das
Recht eines jeden jungen Menschen auf eine seinen Fähigkeiten und
Neigungen entsprechende Erziehung und Bildung ohne Rücksicht auf Herkunft
(23) oder wirtschaftliche Lage." (24)
Linksradikale Politik sollte unseres Erachtens darauf insistieren,
SchülerInnen diesen Anspruch und die widersprechende gesellschaftliche
Realität aufzuzeigen und mit ihnen emanzipatorische Bildungs- und
Erziehungsperspektiven zu entwickeln. Nach unserer Vorstellung sind diese
bereits aktuell außerhalb des staatlich regulierten Schulsystems durch
selbstbestimmte Projekte umsetzbar. Das Antifaschistische Schulnetz (ASN)
Leipzig wie es sich auch hier im Rahmen des Kongresses präsentiert, aber
auch andere Strukturen sind dafür Beispiel.
Aber wir haben es nicht nur mit Menschen zu tun, die wir bilden oder
verändern können, sondern auch mit solchen, bei denen die Würfel
bereits ausgespielt sind, vielfach solchen, für deren besondere
Persönlichkeitsstruktur es charakteristisch ist, daß sie in einem
gewissen Sinn verhärtet, nicht eigentlich der Erfahrung offen sind, nicht
recht flexibel, kurz: unansprechbar. Diesen Menschen gegenüber, die im
Prinzip selber lieber auf Autorität ansprechen und die sich in ihrem
Autoritätsglauben auch nur schwer erschüttern lassen, darf auf
Autorität auch nicht verzichtet werden. Wo sie sich ernsthaft vorwagen bei
antisemitischen Manifestationen, müssen die wirklich zur Verfügung
stehenden Machtmittel ohne Sentimentalität angewendet werden, gar nicht
aus Strafbedürfnis oder um sich an diesen Menschen zu rächen, sondern
um ihnen zu zeigen, daß das einzige, was ihnen imponiert, nämlich
wirklich gesellschaftliche Autorität, einstweilen denn doch noch gegen sie
steht." (25)
Was der Frankfurter Westendphilosoph Adorno hier formulierte, ist dann doch
noch eine linksradikale Handlungspersektive, schließlich ist die Antifa,
bei all ihrer Differenziertheit, auch eine gesellschaftliche Autorität.
Anhang
(1)Wenn wir im Referat von Schule sprechen, dann beziehen wir uns auf einen
Zeitraum zwischen etwa dem sechsten und dem zwanzigsten Lebensjahr junger
Menschen. Als zivilisatorische Spezifika läßt sich hier nahezu
weltweit die organisierte Bildung und Erziehung, in differenzierten
Zeiträumen und graduierten Resultaten konstatieren. In Deutschland sind es
die Formen von Grund-, Haupt- und Realschule sowie Gymnasien die diese
Spezifika in staatliche Struktur einbinden.
(2) Adorno, Theodor W.: "Erziehung nach Auschwitz", in: Ob nach Auschwitz
noch sich leben lasse", Edition Suhrkamp Leipzig 1997
(3) Wissensquantuum ist auch für differenzierte/graduierte Bildungswege
(Förder-, Haupt-, Realschule und Gymnasium) erstes Kriterium. Dies aber
immer auch in Dialektik mit sozialer Genese der SchülerInnen, welche ihren
Bildungsweg perspektivisch bestimmt.
(4) Adorno, Theodor W.: "Erziehung nach Auschwitz", in: Ob nach Auschwitz
noch sich leben lasse", Edition Suhrkamp Leipzig 1997
(5) Ferrer, Francisco: Die Moderne Schule", EMS kopp Verlag,
Meppen (Manifest anläßlich der Eröffnung der ersten Schule in
Barcelona)
(6) ebd. Programm der "Escuela Moderna"
(7) Adorno, Theodor W.: "Erziehung nach Auschwitz", in: Ob nach Auschwitz
noch sich leben lasse", Edition Suhrkamp Leipzig 1997
(8) 1867-1925 Moralist/Ethiker/Anspruchsphilosoph, dessen Gesamtwerk aber auch
nur einzelne Texte eine krude Mischung von Rassismen, Religiosität und
sonstigen Moralismen darstellt, die in ihrer Diktion ohne kritischen Vorbedacht
nicht empfehlenswert und auch danach nur mit gedanklichen Verrenkungen zu lesen
und fast gar nicht zu verstehen sind. Mit diesem sogenannten
"Nichtverständnis" grenzen sich AntroposophInnen als typische Vertreter
einer Geheimlehre (Esoterik) auch von jeglicher Kritik ab.
(9) Beispiel Freier Kindergarten" Connewitz, wo die ZEGG-Sekte
unverfroren Werbung betreibt, ohne daß auch nur irgendwer von den
aufgeklärten Eltern interveniert
(10) Adorno, Theodor W.: "Erziehung nach Auschwitz", in: Ob nach
Auschwitz noch sich leben lasse", Edition Suhrkamp Leipzig 1997
(11) Seite 18 vom 12.08.1998
(12) Lehrplan Gymnasium Sachsen- Gemeinschaftskunde/Rechtserziehung/Wirtschaft
Klasse 9 geht nur unter dem Thema Wiedervereinigung" insofern auf die
Rolle der NSDAP ein daß sie ins Verhältnis zur SED gesetzt wird.
(13)Im Fach Ethik werden den Schülern religionskundliches Wissen,
Verständnis für
gesellschaftliche Wertvorstellungen und Normen sowie Zugang zu philosophischen
und religiösen Fragen vermittelt. (Schulgesetz Sachsen)
(14) Lehrplan Gymnasium Sachsen- Gemeinschaftskunde/Rechtserziehung/Wirtschaft
Klassen 9 - 12 Aufgaben und Ziele des Faches..." vom 1. August 1992
(15) Adorno, Theodor W.: "Erziehung nach Auschwitz", in: Ob nach
Auschwitz noch sich leben lasse", Edition Suhrkamp Leipzig 1997
(16) Lehrer verstoßen gegen ihr Zurückhaltungs- und
Mäßigungsgebot, wenn sie an Schüler ihrer Schule
Flugblätter verteilen, mit denen sie die Schüler für ihre
eigenen politischen Ziele aktivieren wollen. So lautete eine Entscheidung des
Disziplinarhofs (DH) am Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg in
Mannheim. Ein Lehrer eines Stuttgarter Gymnasiums hatte den Disziplinarhof
gegen eine in seine Personalakte eingetragene Verwarnung seiner Schule
angerufen. Die Schulleitung hatte ihre Disziplinarmaßnahme damit
begründet, daß der Lehrer ein Flugblatt der Gewerkschaft Erziehung
und Wissenschaft vor der Schule an die Schüler verteilt hatte. In dem
Flugblatt wurde die Bildungspolitik des baden-württembergischen
Kultusministers Mayer-Vorfelder (CDU) heftig attackiert und Lehrer, Eltern und
Schüler zur Teilnahme an einer Protestveranstaltung aufgerufen. (TAZ Nr.
2123 Seite 5 vom 02.02.1987)
(17) An Schulen in Frankfurt/Main wurden sogenannte Vergleichsarbeiten in den
Hauptschulabschlußklassen geschrieben. In den dazu auszufüllenden
Fragebögen kamen auch die Fragen nach den Ursachen der Gefährdung der
Zukunft unseres Planeten und dem Zweck der KZs. Bei ersterer gab es unter
anderem die Antwortmöglichkeit: "Flüchtlingsströme und
Asylanten", bei letzter die Möglichkeit "KZ gab es nicht".
(18) Hilbig, N. : Mit Adorno Schule machen Beiträge zu einer
Pädagogik der Kritischen Theorie" /Klinkart 1995/ S. 102
(19) (da ham wir unsere Quelle nicht wieder gefunden)
(20) Beamtengesetz Freistaat Sachsen
(21) ebd.
(22) Hafeneger, B.: Einspruch gegen das Verstehen um jeden Preis", in:
päd. Extra,Nr. 2, 1993
(23) Auch diese Terminologie ist uns suspekt, wird doch hier verschwiegen ob
dies bereits die Anerkenntnis von Herkunft als unterschiedene
ethnische/nationale meint.
(24) Schulgesetz Freistaat Sachsen
(25) Adorno, Theodor W.: Zur Bekämpfung des Antisemitismus heute",
in Kritik. Kleine Schriften zur Gesellschaft" , Frankfurt/Main 1973,
S.110
So, am Beginn der Diskussion vielleicht Fragen zum Referat.
Frage aus dem Auditorium:: zur Adorno - Schule
ReferentIn: Theodor - Adorno - Schule in Elze in Niedersachsen. Das ist
bei Hannover. Wir waren nicht dort. Wir haben uns aber bei dem Referat
hauptsächlich auf Adorno gestützt, welcher wirklich eine Erziehung
nach Auschwitz als Thematik bearbeitet hat. Und dadurch sind wir auf die Adorno
- Schule gestoßen, also durch Literatur und nicht durch selber dort
gewesen sein. Es gibt ein Buch: "Mit Adorno Schule machen", Beiträge zu
einer Pädagogik der kritischen Theorie. Der Autor heißt Hilbig und
das ist bei Klinkhardt, 1995 erschienen.
Frage: zum ASN
ReferentIn: Wir wollen es hier an dieser Stelle nicht vorstellen, wir in
dem Sinne, aber im Rahmen des Kongresses gibt es eine Arbeitsgruppe, in der
sich das ASN vorstellt und zwar ist das morgen früh im HS 2 unter Punkt
Antifaschistische Jugendarbeit.
Frage: zu den praktischen Vermittlung von Selbstreflexion
ReferentIn: Wir sind keine fertigen PädagogInnen. Ich bin
überhaupt keiner. Ich stehe eher hinter dem Part der Autorität. Aber
wir haben nicht desto trotz nur angedeutet dieses Beispiel des Brotes. Wie man
ein Brot darstellen kann und die Dialektik in denen es sich in der Gesellschaft
befindet. Analog kann man dies mit dem Menschen machen und der Dialektik zur
Gesellschaft. Am Beispiel des Menschen den Schüler, die Schülerin in
den Mittelpunkt der Gruppe stellen, um diese Verhältnisse darzustellen.
Den SchülerInnen, aber auch diesem Menschen selber.
Das wäre für uns eine Vorstellung Selbstreflexion zu vermitteln. Also
die Fähigkeit dazu. Ich weiß nicht, ob das ausreichend ist.
Näher sind wir nicht darauf eingegangen. Es wäre sicherlich einmal
spannend, dies aus pädagogischer Sicht zu betrachten.
Beitrag: Ich würde generell zustimmen, daß in Schule heute
wie sie existiert, die Heranziehung von Schülern zu politisch denkenden
Menschen nicht geleistet wird. Aber trotzdem mein Einwand, daß man dies
nicht pauschalisieren darf. Z. B., daß der Geschichtsunterricht nicht
zwangsläufig politisch negiert ist. Und auch der Umgang mit dem
Nationalsozialismus kann durchaus anders geleistet werden, als ihr das
beschrieben habt. Natürlich steht im Rahmenplan ein Totalitarismustheorien
..., aber jeder Lehrer hat die Freiheit dies anders zu gestalten und dem
eventuell entgegenzutreten. Und deshalb möchte ich noch mal unterstreichen
wollen, daß man da auch Lehrer nicht so einfach aus der Verantwortung
lassen darf, sondern noch mal herausstellen muß, daß Lehrer
prinzipiell diese Möglichkeiten haben.
ReferentIn: Wir wollen dies auf keinen Fall auf die vorgegebenen
Bildungs- und Erziehungsinhalte festschreiben. Uns ist klar, daß
LehrerInnen Verantwortung haben, aus der wir sie nicht entlassen können.
Genau zu dieser Schlußfolgerung sind wir auch gekommen, aber
natürlich haben sie irgendwo Grenzen, die ihnen gemacht werden. Es gibt
Dinge, wo LehrerInnen staatliche Repressionen erfahren, wenn sie über die
Stränge schlagen. Was wir uns aber gefragt haben, warum tun sie es aber
nicht in den Grenzen, wenn sie die Möglichkeit dazu haben.
Zudem haben sie das gleiche System von Bildung durchlaufen, sind autoritär
vorgeprägt.
Beitrag: Das Problem ist dann, LehrerInnen sind keine besseren Menschen
in Anführungsstrichen, wie ihr schon gesagt habt. Höhere Kompetenz
durch größere Anhäufung von Wissen und dann muß man
irgendwie bei den LehrerInnen ansetzen. Es reicht nicht nur am System zu
rütteln, sondern man muß auch bei den LehrerInnen ansetzen. Und da
praktische Arbeit leisten.
Beitrag: Dieser Ansatz vorzuschlagen, daß eine Aufklärung
von LehrerInnen zur Selbstreflexion und der Weitergabe dessen, daß sie
die bürgerlichen Werte in Frage stellen.
Beitrag: Es kam die Bemerkung, daß konkret an LehrerInnen
gearbeitet werden soll, daß nicht nur das System verantwortlich gemacht
werden soll. Programm, aber Voraussetzung für die Erweiterung des Denken
von LehrerInnen die Infragestellung des kapitalistischen Systems vorausgehen
muß. Das ist die große Schwierigkeit.
ReferentIn: Bei der Sensibilisierung, um darauf noch mal einzugehen,
gibt es unterschiedliche Stufen. Ansatz war für uns dafür, daß
oft LehrerInnen sich herausreden: Na, ich weiß ja nicht, was das
Symbol bedeutet und ich hab das noch nie gesehen. So das man
erst mal an die Schulen geht und erzählt, welche Bedeutung Symbole haben
und welche Relevanz. So daß sie sich dann nicht mehr herausreden
können, nach dem Motto: Ich weiß ja nicht, was das ist."
Frage: zu den Alternativschulen, zu Definitionen
ReferentIn: Wir gehen grundsätzlich davon aus, das haben wir
gesagt, die Fähigkeit zur Selbstreflexion ist jedem Menschen erst mal
gegeben. Die Frage ist nur, in welcher Form sie in verschieden Bildungs- und
Erziehungswegen geweckt wird. Und unsere Feststellung, daß auch das
sogenannte alternative Schulmodell, als abstraktes, die Anforderung nur
differenziert. Wie unser Beispiele mit unterschiedlichen Positionen, absolute
Ablehnung der Waldorfschule und eine ganz differenzierte Zustimmung zur Freien
Schule und Adorno, wo wir Elemente erkennen, aber generell sagen wir, auch
Alternativschulmodelle haben ihre Beschränkung, die über die
Bildungs- und Erziehungsinhalte usw. vermittelt werden. Sich in die
Gesellschaft integrieren. In bestimmten Situationen sich zu erproben, sind
geeignet.
Unverständlicher Beitrag:
ReferentIn: Es gibt Vorgaben, die Erziehung- und Bildungsinhalte, an
denen sich auch die Alternativschulen orientieren, die sie erfüllen. Wenn
sie sie nicht erfüllen würden, wären sie keine Schulen. Es gibt
einen Unterschied zwischen staatlich anerkannten und staatlich genehmigten
schulen. Staatlich genehmigte erfahren, obwohl sie innerhalb dieser Grenzen
Liegen, staatliche Repressionen. Indem Schüler z.B. die aus diesen Schulen
in sogenannte normale wechseln, teilweise noch mal Schuljahre nachholen
müssen, weil genehmigte Schulen in Anführungsstrichen nicht genug
waren. Der von uns kritisierte Eigenanspruch, freie Bildung und ähnliches
zu vermitteln, wird dann noch mal zusätzlich begrenzt. Sie nennen sich nur
frei oder alternativ. Aber in Wahrheit ist es tatsächlich über einen
bestimmten Zeitraum eine Probe für die darin tätigen
PädagogInnen, als auch für die Schüler, etwas anderes
auszuprobieren. Das gestehen wir durchaus zu.
Unverständlicher Beitrag:
ReferentIn: Wir haben möglicherweise unsere
Referatsüberschrift nicht mitgesagt, welche vielleicht unseren Hauptthese
ist, , die heißt, smash the school zerschlagt die
Schule. Klingt vielleicht in dem Moment sehr utopisch, aber irgendwie in diese
Richtung sollte es nach unsere Auffassung schon gehen. Mögen vielleicht
angehende oder aktive PädagogInnen unter uns sitzen und Angst haben um
ihre soziale Perspektive, aber in dieser Konkretheit schwebt uns das noch nicht
vor.
Um das noch mal einzuschränken, was wir schon im Referat gesagt haben, wir
wollen natürlich nicht irgendwann zu dem Punkt zurückkommen,
daß es keine Schule in dem Sinne mehr gibt. Nur Schule, wie sie heute
abläuft, geht nicht. Trotzdem muß es irgendwo einen Zeitraum geben,
wo eine Wissensvermittlung erfolgt, ob das in Form von Schule sein sollte, ist
noch die Frage.
Unverständlicher Beitrag:
ReferentIn: Also der grundsätzliche Gedanke von uns ist, Bildung
als Angebot und zwar gesamtgesellschaftlich darzubringen. Über einen
bestimmten Zeitraum, wo sich Selbstreflexion erst bildet, dort das
einzugrenzen, was erziehen ist. Es gibt Menschen mit Erkenntnisvorsprung, die
diesen dann vermitteln. Aber diesen Erkenntnisvorsprung nicht statisch halten.
Ich sag mal, offene Bildungseinrichtungen, wo jeder / jede hingehen kann
Näheres möchten wir hier nicht ausführen.
Nicht diese Differenzierung, wie sie jetzt in der Schule vorhanden ist. Also es
gibt Klassen und wenn ich etwas über Chemie wissen will und bin erst in
Klasse 4, hab ich zu warten. Anderseits gibt es verschiedene Schulsysteme, wie
Haupt- oder Realschule, wo für mich die Be- und Entwertung von Menschen
beginnt. Solche Formen müßten abgeschafft werden. Es muß eine
Wissensvermittlung unter Schülern viel mehr ausgeprägt werden, so
daß es nicht nur das Schüler-Lehrer-Verhältnis gibt.
Unverständlicher Beitrag
ReferentIn: In England gibt es das Summerhill-Projekt, da wurden
soziologische Untersuchungen durchgeführt, aus welchen gesellschaftlichem
Rahmen kamen die Schüler und wie haben sie sich nach der Schulzeit wieder
in die Gesellschaft integriert. Bei Schülern war gesamtes
gesellschaftliches Spektrum vorhanden, am Ende hat sich jedoch nur eine Sache
verändert: Schüler aus gesicherten Verhältnissen haben sich eher
in Konflikt zur Gesellschaft begeben, viele aus benachteiligten
Elternhäusern dagegen besser integriert. Aber auch bei diesen Schulen
konnte nicht festgestellt werden, daß da selbstbestimmte Menschen eher
als aus staatlichen Schulen rauskommen. Das System Schule wird dadurch
überhaupt nicht angetastet.
Unverständlicher Beitrag:
ReferentIn: Was wir in Frage stellen: Ob diese anderen Schulen wirklich
kritischere Menschen hervorbringen. Daß gesellschaftlich die Akzeptanz
und Anerkennung gegenüber solchen Schulen wegen Ökospinnern etc.
möglicherweise differiert, mag sein, aber das ist was ähnliches wie
die Diskrepanz zwischen Gymnasium und Hauptschule. Die haben zwar einen
emanzipatorischen Ansatz, aber unser Vorwurf lautet: Die haben sich Nische
rausgesucht, orientieren sich aber an staatlichen Inhalten, wählen nur
eine andere Methodik, die auch an staatlichen Schulen möglich wäre.
Frage: nach der Umsetzung der Infragestellung des Bildungsmonopols der
Schule
ReferentIn: Wir haben ja teilweise darauf hingewiesen, daß
Ausbildung nicht nur in der Schule, sondern auch außerhalb (Sprache,
Kommunikationsfähigkeit) stattfindet, in der Schule wird ihnen
beigebracht, daß Schule die einzige Möglichkeit sei zu lernen (und
die angeschlossenen Bildungssysteme). In Wirklichkeit: Man lernt 90% seines
Wissens außerhalb der Schule, durch das tägliche Leben.
Natürlich sind wir uns bewußt, daß LehrerInnen
Würdenträger sind und die Einflußmöglichkeiten innerhalb
der Schule begrenzt sind, durch SchülerInnenzeitungen etc.. Also kein
Einfluß auf Bildungsinhalte. Es gibt die unmittelbare Erfahrung, vor
Schulen Sachen zu verteilen, Änderung muß nicht unbedingt von innen
kommen. Normalerweise ist das Indiz dafür, daß gesellschaftlich
Bewußtsein Repression unterliegt. Im Resultat von 89 die Kopfnoten
abgeschafft. Jetzt wurden sie wieder eingeführt, um verschwommenes
Gewaltteil aus Schulen rauszukriegen und explizit für Disziplin zu
sorgen.
Unverständlicher Beitrag:
ReferentIn: Daß natürlich auch Analphabeten da sind, die aus
Sozialen Gründen gar keine Chance haben, in die Schule zu gehen, haben wir
nicht weiter behandelt. Klar ist die Abschaffung der Schule eine Utopie, die
noch in weiter Ferne liegt. Es ist schon vorstellbar, daß Menschen, die
die Welt verändern sollen, das erst einmal erkennen müssen und dann
auch wollen. Innerhalb dieser Gesellschaft kann man natürlich nicht sagen,
wir schaffen die Schule ab weil dann ganz viele hinten runterfallen
würden, weil die Eltern sie z.B. nicht in die Schule schicken. Die
würden dann ja gar keine Bildung mehr erfahren.
Unverständlicher Beitrag:
ReferentIn: Sehr schwer weil Politik an der Schule immer entfernt wird,
Aushänge am schwarzen Brett werden abgehängt. Man könnte
höchstens unterstützen, indem man sagt, man übernimmt die
Finanzierung der SchülerInnen - Zeitung. An der Schule findet nicht nur
Zensur statt, sondern es wird an der Schule direkt vorgegeben, was da drin
steht. Wenn es solche Projekte gibt, dann von außerhalb.
zurück vor
zum Textanfang
zum Inhaltsverzeichnis
|