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   Tatort Stadion | Leipzig | 17.03.2003_30.03.2003   

 | "Da dreht sich was in Leipzig-Connewitz" | 

Der Rote Stern Leipzig (RSL) - ein kultur-politisches Sportprojekt im Spannungsfeld zwischen normalem Fußballverein und linksradikaler Politik

Die locker-fluffige Einleitung

"Kurz vor Drei war es soweit: "Roter Stern, wir ha´m Dich gern", ertönte aus den Lautsprechern, bengalische Feuer wurden gezündet und die Roten-Stern-Kicker betraten zum ersten Mal ihr neues Zuhause: den Sportpark Dölitz. Es war die Heimspiel-Premiere des jüngsten Leipziger Fußballvereins und der Tag, auf den Fans, Spieler und Betreuer so lange gewartet hatten. Denn noch vor einem Jahr war das Debüt in der 3. Kreisklasse ein Traum mehr nicht."
So kommentierte die bürgerliche Tageszeitung "Leipziger Volkzeitung" (LVZ) den ersten höchst-offiziösen Auftritt des Projektes Roter Stern Leipzig (RSL) vor gut zwei Jahren. Was aus dem Traum geworden ist, wo er her kommt und wohin er in Zukunft schweben wird, soll Gegenstand dieses Artikels sein.

Wir tauchen ein in die Welt des Roten Stern, welche sich zweifelsohne im Süden der Stadt Leipzig lokalisieren lässt. Hier im Stadtteil Connewitz drehen sich die Uhren seit der Wende etwas anders als im übrigen Ostdeutschland. Während in Städten wie Rostock und Hoyerswerda der braune, rassistische Pöbel MigrantInnen angriff und ihre vom Staate erbärmlich eingerichtete Behausungen anfackelte, baute sich hier die links-alternative Szene ein Kleinod auf, in dem derartige rechte Tendenzen aktiv bekämpft wurden. Sozio-kulturelle Läden wie das Conne Island, Zoro und die Braustraße lieferten das kulturelle und politische Fundament auf dem heute der Verein Roter Stern Leipzig fußt.

Tatort Dölitz: Hier jagt der Ball - meist - in des Gegners Maschen, frenetisch gefeiert von 300 Persönchen, welche den Weg alle zwei Wochen in die Heimspielstätte des RSL und in die Niederungen der Leipziger Fußballwelt (9. und 11. Liga) finden. Da steht der Fußballveteran mit orangefarbenem Anglerhut, legt Kampflieder aus den Dreißigern und Hiphop aus der Gegenwart auf. Dort grillt die Bratwurst vor sich hin, es gibt Bier und Eis am Stiel. Der eine zündet Böller Nummer zwanzig und einundzwanzig, während ein Pyro locker-fluffig am Firmament kratzt. Auf die Frage hin, wie denn der Stand auf dem Spielfeld numerisch auszudrücken sei, wissen über die Hälfte der Leute keine richtige Antwort. Alles ist ein großes Sehen und Gesehenwerden. Der Rote Stern als sportliches Happening, das ist die eine Seite des Vereins.

Denn jeden Donnerstag beim allgemeinen Roter-Stern-Plenum, welches das höchste Gremium des Vereins darstellt, qualmen die Köpfe. Stundenlang werden Themen gewälzt, die von der Anzahl der zu kaufenden Bierkästen bis zum Leistungsprinzip in der ersten Männermannschaft reichen. Auf der Jagd nach dem Konsens ist schon so manche Nervenzelle auf der Strecke geblieben. Da schüttelt der Mensch für das Merchandise verzweifelt den Kopf, weil sein Vorschlag für den neuen Fanschal - die alte Kollektion ist ausverkauft - zum dritten Mal nicht angenommen wird und der Kollege aus dem Fanladen wird gefragt, wie lang er gedenke, seine Sommerpause auszudehnen. Schließlich ist der Fanladen, welcher im Dachgeschoss des Conne Island sein Lager aufgeschlagen hat, Hort für sämtliche Fan-Utensilien, die es gilt, an den RSL-Sympathisant zu bringen. Alles für den guten Zweck natürlich.
Unbedingt zu erwähnen ist, dass unsere Roten Sterne vorzüglichst feiern können. So rieben sich die Connewitzer Partygänger bei RSL-Veranstaltungen, wie der "Karaoke-Show" oder "Wetten dass...?", nicht schlecht die Augen, was da im Leipzig Süden so alles pulsiert. Es bewegt sich was...

Die Inhalte, Grundverständnis und Positionen

Genau wie das Gesamtprojekt Roter Stern, stand auch dessen inhaltliche Positionierung zu Beginn auf wackeligen Beinen. Anfänglich sollte das ganze Projekt nur dem Zwecke des Ballspielens dienen. Der Name "Roter Stern Leipzig" wurde laut der Meinung eines Mitgliedes gewählt, weil er: "originell sei und zu unserer alternativen Gesinnung passe."
Mit der Zeit gewann die Selbstfindung einen immer höheren Stellenwert, so dass diverse Selbstverständnisse formuliert wurden. Hier möchten wir ein Diskussionspapier dokumentieren, welches nie offiziell abgesegnet wurde:
"Der Rote Stern Leipzig ist ein antifaschistischer und antirassistischer Sportverein, der versucht in seinen Strukturen eine Alternative zu traditionellen Sportvereinen zu bieten.
Eingebettet in die linke "Szene", welche Denkanstöße liefert, wirkt der Verein als sozialer und politischer Identifikationsfaktor. Der Rote Stern Leipzig wird beispielsweise durch Teilnahme am aktiven Spielbetrieb und die Schaffung kultureller Events zur integrativen Plattform.
Bei seinen Mitgliedern soll ein Bewusstsein für gesellschaftliche Probleme, deren Zusammenhänge und Entstehung, geschaffen werden, aus welchem konkrete politische Ansprüche, wie Antisexismus und Antisemitismus erwachsen sollen.

Gerade an solchen Diskussionspapieren kann mensch Unterschiede zu "normalen" Sportvereinen finden. Natürlich blieb die Bewertung seitens der Behörden nicht aus. Das Sächsische Landesamt für Verfassungsschutz monierte am 15.12.2000 auf seiner Homepage, dass Gründungsmitglieder des Roten Stern AnhängerInnen der autonomen Szene seien. "In dem Verein wollen Autonome offenbar Jugendliche für antifaschistische Themen mobilisieren." Neulich flatterte den RSL-Verantwortlichen ein Brief vom Finanzamt ins Haus, in dem über die drohende Ablehnung der Gemeinnützigkeit informiert wurde. Grund: politisches Engagement.
Klar ist, dass ein Verein gar nicht politisch sein kann, denn er ist nur ein ideales Konstrukt. Damit ist das Dogma des unpolitischen Sportvereins erfüllt. Nur die Menschen, welche sich in Vereinen, Organisationen oder Parteien zusammenfinden, können politische Positionen formulieren. Jedes Individuum ist auch ein politisches Subjekt, unpolitische Menschen sind heutzutage gänzlich undenkbar. Gerade der Rote Stern bildet ein Konglomerat von politisch äußerst interessierten Personen. So bleibt es nicht aus, dass politische Sachthemen besprochen werden. Das tatsächliche Handeln ist Sache der einzelnen Personen und läuft unabhängig von dem Konstrukt "Roter Stern Leipzig ´99 e.V." ab.

Die Geschichte des Vereins

Mitte der Neunziger Jahre trieben ein paar pubertierende Jungen in Leipzig ihr Unwesen. Von einander kaum wissend, verband sie die linke, "zeckige" Attitüde und die Liebe zum runden Leder. Einige versuchten sich daran, ein Teil der Fanzinesbewegung zu sein, in dem sie an Heften wie dem Chemie-Leipzig-Fanzines "Melk die fette Katze" oder dem Punkerzines "Helmuts Erben" bastelten. Über die gemeinsame Sympathie zum Fußballclub Sachsen Leipzig, diverse Konzerte und Antifa-Demos lernten sich diese jungen Herren kennen. Durch die proll-deutsche, oft rassistische und faschistische, in fast allen Leipziger Vereinen herrschende, Atmosphäre abgestoßen, fanden sich im Sommer des Jahres 1998 ca. 20 junge Gestalten zusammen, um dem alternative Fußballkultur entgegenzustellen. Es wurde bei einem normal-bürgerlichen Verein namens Blau-Weiß-Leipzig angeheuert, in dem schnell die Grenzen des eigenen Handelns aufgezeigt wurden. So gründete sich im Februar 1999 der Rote Stern Leipzig. Begonnen wurde mit 2 Mannschaften im Spielbetrieb der 3. Kreisklasse (unterste Liga). Schon von Beginn an deutete sich ein großes Interesse an dem Verein im Leipziger Süden an. Zu den Heimspielen beider Mannschaften kamen regelmäßig ca. 250 ZuschauerInnen. Innerhalb kürzester Zeit explodierten außerdem die Mitgliederzahlen. Derzeit sind 120 Personen eingeschriebene Mitglieder des Vereins. Im Laufe der Zeit gliederten sich weitere Teams an den Verein an. So gibt es inzwischen auch ein Frauen-Fußballteam, eine Fußball-B-Jugend, ein Volleyballteam, ein Schachteam. Zeitweise agierte in den Reihen der Roten Sterne eine 3. Mannschaft bestehend aus Flüchtlingen, die in Leipziger AsylbewerberInnenheimen untergebracht sind und versuchten, über eine eigene Fußballmannschaft ihre Forderungen besser nach außen artikulieren zu können. Die sprachlichen Barrieren und die weiten Anfahrtswege führten dazu, dass nach kurzer Zeit der Kontakt zu den Flüchtlingen abbrach und die Unternehmung dadurch einschlief.
An anderer Stelle expandierte das Projekt erfolgreicher. Im folgenden sollen ein paar ausgewählte Aktionen kurz skizziert werden, die Indiz für mannigfaltige Aktivitäten sind.
Wie Eingangs erwähnt, begreift sich der RSL auch als Kulturprojekt. Neben den allgemeinen Diskos, die von allen Schattierungen der Leipziger Subkultur besucht werden, gibt es auch die in Leipzig mittlerweile legendär gewordenen "Mittwochsveranstaltungen". Diese werden in Kooperation mit dem Conne Island durchgeführt. Das Motto "Tanzen, Saufen, Raufen" ist Programm und über die Karaoke-Fete, bei der Antifaschistin, Fußballfan und Antira-Aktivist gemeinsam dem allgemeinen deutschen und englisch-sprachigen Schlagerliedgut frönen, werden die Anwesenden wohl noch ihren Enkeln erzählen. Nur ein Beispiel für "niveauvolle" Unterhaltung.
Der letzte Höhepunkt des roten Kulturschaffens ist die Veröffentlichung der RSL-Benefiz-CD "More than soccer". Auf dieser Scheibe gibt sich die Leipziger Musikprominenz ein Stelldichein und kultet ihren "Verein numero uno" ab. Dieses Machwerk zeigt die tiefe Verwurzlung des RSL in der lokalen Kulturszene. Die Bands wiederum können auf das breite Echo hoffen, denn das Etikett "Roter Stern" genießt bestes Renommee in der linken, bundesdeutschen Fußballszene. Dieses resultiert z.B. aus dem Engagement der Sterne im Bündnis Aktiver Fußballfans (B.A.F.F.). Im Frühjahr 2000 wurde das turnusmäßige Wintertreffen von B.A.F.F. in Leipzig organisiert, an dem über 60 Personen teilnahmen und ein Wochenende lang über Themen aus der Welt des Fußballes diskutierten. Ein weiteres Event der Extraklasse ist die alljährlich stattfindende Antira-Weltmeisterschaft in Italien, an der weit mehr als 100 Teams aus allen Frauen Ländern teilnehmen. Jeden Sommer karrt der Stern zwei Reisebusse in die Lombardei und konnte vor drei Jahren einen fulminanten dritten Platz erringen. Dieses Turnier wird organisiert von FARE (Football Against Rascism in Europe). Jene Organisation rief im Frühjahr 2001 zu einer Aktion gegen Rassismus auf. AktivistInnen des RSL verteilten beim örtlichen Drittligisten FC Sachsen Leipzig Flugblätter, die über die Aktion informierten und entrollten ein Transparent mit der Aufschrift: "Chemie-Fans gegen Rassismus und Diskriminierung". Der FC Sachsen Leipzig ist der Nachfolgeclub der ruhmreichen BSG Chemie Leipzig, deren Name heute noch in aller Munde ist und sich reger Beliebtheit seitens der Sterne erfreut.
Innerhalb des Vereins wurden über die Jahre hin teils heftige Debatten geführt. So gab es Auseinandersetzungen über die Aufstellungskriterien in der ersten Mannschaft. Hier wird nach dem "Leistungsprinzip" aufgestellt. Dem gegenüber stand das Modell im zweiten Team, wo nach dem Rotationsprinzip die erste Elf ermittelt wurde. "Ideologisch" fundiert wurden diese Diskussion durch den Besuch und die Lesung des Autoren Dieter Bott. Ein alter Bekannter der westdeutschen Fußball-Fanprojekt-Szene las aus seinem neuesten Werk "Ball und Birne - eine Kritik an der herrschenden Fußballkultur".
Eine andere Diskussion entbrannte nach dem Vereinsfest 2000. Dieses am letzten Spieltag der Saison ausgetragene und von über 700 Menschen besuchte Event war Tatort diverser verbal-sexistischer Übergriffe von Männern gegenüber Frauen. Spezielle Plena sollten installiert werden, um sich über diese Problematik auseinandersetzen zu können, die dann aber durch mangelnde Bereitschaft zur Teilnahme seitens der Vereinsmitglieder nicht durchgeführt werden konnten. Trotzdem zeugen vier Artikel in der Vereinspostille "Prasses Erben #7" davon, dass der ganze Sachverhalt nicht einfach unter den Teppich gekehrt worden ist.
Ein bestimmendes Thema im Jahre 2000 hier in Leipzig war die Problematik "Überwachungsstaat". Mitglieder des RSL beteiligten sich aktiv an den Demonstrationen gegen Überwachungswahn und Polizeistaat.

Wer das Straßenbild in Leipzig aufmerksam begutachtet, der wird nach nicht all zu langer Zeit auf einen Pullover oder ein T-Shirt mit dem Logo des Roten Stern Leipzig stoßen. Die Merchandise-Abteilung, die auf dem low-profit-level agiert, schmeißt einen Artikel nach dem anderen auf dem Markt. Es gibt wohl kaum einen Sportverein, der in den tiefsten Niederungen der Ligawelt umherstreunt und im Gegenzug eine solch breite Palette an Accessoires feilbieten kann. Da verwundert es auch kaum, dass TV-Interviewpartner in Gorleben bei den letzten Castor-Transporten RSL-Pullover tragen. Durch den permanenten Aufstieg der ersten Mannschaft, musste der Verein sich - die DFB-Statuten sehen dies vor - auf die Suche nach einem Jugendteam machen. Und eine B-Jugend (14-16 Jährige) wurde gefunden. So schließt sich der Kreis der pubertierenden Jugendlichen. Die großen Kinder werden Trainer für die kleinen Knirpse und vermitteln mit unglaublichen Herzblut "das Einmaleins" des Fußballs. Auf dass der Traum auch in Zukunft auf vielen Schultern geträumt werden kann...

Der Umgang mit den Medien, Image des Vereins, Repression

Kurz nach der Vereinsgründung wurde beschlossen, mit bürgerlichen Medien nur zu kommunizieren, wenn dies zuvor vom RSL-Plenum legitimiert wurde. Um Inhalte und Positionen der Vereinsmitglieder zu publizieren, dient das Fanzines "Prasses Erben". Dieses Heft, welches unregelmäßig erscheint und über die neuesten Entwicklung in und um den Roten Stern informiert, firmiert mit der Titel-Unterschrift: "Für den Abschaum dieser Welt." Gerade die provokant-satirische und zumeist kodierte Abhandlung von eigentlich ernsten Themen führte in der nicht eingeweihten Leserschaft zu Irritierungen. Der Legenden- und Mythenbildung war Tür und Tor geöffnet. Der Otto-Normal-Bürger verfolgte aufmerksam die Nachrichten über die Sterne in den bürgerlichen Medien. Und die lockte natürlich die Sensation und der handfeste Skandal. Im Oktober 1999 spielte das erste RSL-Team im Spitzenspiel beim SV Ost. Geleitet wurde die Partie vom Trainer der Ostler, da der eigentliche Schiedsrichter nicht den Weg ins Stadion fand. Dieser sah beim Stande von 3:0 für die Sterne die Felle für seine Truppe wegschwimmen und brach die Partie ab, weil ein Zuschauer einen Pyro kerzengerade in den Himmel schoss. Die Presse überschlug sich, wurde doch eine Woche zuvor die Partie VfB Leipzig vs. Dynamo Dresden wegen dem Abbrennen von Feuerwerkskörper abgebrochen. Die Parallelen waren schnell gezogen. Der Rote Stern ein Haufen von Chaoten, roter Hooligans und Krawallmacher, ein gefundenes Fressen für die ordnungsliebende "Leipziger Volkszeitung" (LVZ). Das Image war manifestiert und keiner der Sterne sah sich gemüßigt etwas dagegen zu tun.
So konnte auch in der Folgezeit der ein oder andere Schabernack z.B. mit der BILD durchgeführt werden. In ihr war eines Tages zu lesen, dass der Rote Stern, zu der Zeit 11. Liga, einen Spieler des Drittklassigen FC Sachsen Leipzig käuflich erwerben wolle. Natürlich ein Fake, aber der BILD ein paar Eimer Druckerschwärze wert. Der Rote Stern zog somit trotz fehlender Eigeninitiative in die Letterwelt der bürgerlichen Medien ein.
Seit dem Jahre 2000 betreiben die Sterne-Fans die Webside www.roter-stern-leipzig.de . Hier wird aktuell über Spielergebnisse, Terminankündigungen (z.B. für linke Demos) und Diskussionen im und um den Verein informiert. Die dadurch erreichte Öffnung des Vereins führte zu einer bundesweiten Popularisierung des Projektes, so gibt es selbst einen Fanclub im baden-württembergischen Ludwigsburg. Aber auch andere Institutionen, wie der Verfassungsschutz, nutzen das neue Medium und informierten sich auf ihre Weise über das antifaschistisch-antirassistische Sportprojekt.
Gegenüber szeneinternen, linken Publikationen war der RSL natürlich aufgeschlossener. So dokumentieren Interviews mit Cee Ieh und Klarofix, monatlich erscheinend, die verschiedenen Ansichten der einzelnen Vereinsmitglieder und die Entwicklungen, welche der Verein in zwei Jahren durchgemacht hat.
Nach den Vorwürfen des Verfassungsschutzes hat der Verein sich um einen offensiven Umgang mit dieser Problematik bemüht. Frei nach dem Grundsatz: "Allein machen sie dich ein!". So konnte die geneigte Leserschaft Artikel über das Leipziger Projekt in den linken Tageszeitung "Neues Deutschland" und in der Wochenzeitung "Jungle World" genießen. Selbst die BILD äußerte sich kritisch zu den Statements des Verfassungsschutzes, obwohl eine Vielzahl der Vereinsmitglieder auf die Mithilfe dieses Blattes gern verzichtet hätten.

Die Relevanz des RSL für die Gesellschaft

Mag es den Leuten im und um den Roten Stern passen oder nicht, der Stern erfüllt ganz klar Aufgaben, die dem Staate BRD mehr als zuträglich sind. Er holt die Jugendlichen von der Straße, wo sie sowieso nur "Unsinn" anstellen würden, und betreibt damit Sozialarbeit, wie andere Sportvereine auch. Alles normal. Selbst die antifaschistische und antirassistische Grundeinstellung ist in der heutigen Zivilgesellschaft durchaus erwünscht. Die Spieler tingeln von Spiel zu Spiel, von Platz zu Platz und haben dabei die zivilisatorischen Grundmaßstäbe im Gepäck, die hier im Osten der Republik noch lange nicht in allen Landstrichen angekommen sind. Wobei ehrlich gesagt werden muss, dass es bisher zu fast keinen faschistischen Übergriffen gegenüber Spielern oder Fans gekommen ist - zumindest im Rahmen von RSL-Aktivitäten. Bewusst mit sich und der (sozialen) Umwelt umgehen und das auch beim Sport, soll Ziel im Roten Stern sein. Der Rote Stern ist ein Symbol für linke Gegenkultur, welche in der Vergangenheit viel erreicht hat und dies auch in Zukunft zu leisten vermag. Wenn denn nicht die Verlockungen der bürgerlichen Gesellschaft zu stark geworden sind...

 | maso | 

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