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   Tatort Stadion | Leipzig | 17.03.2003_30.03.2003   

 | Leipzig und sein Roter Stern | 

Der große Traum der Leipziger Stadtväter ist es, die Olympiade im Jahre 2012 in ihrer Stadt zu wissen und damit Leipzig wieder in das Konzert der großen Sportstädte zurückzuführen. Denn da spielte die Stadt an der Pleiße zu Ostzeiten. Hier befand sich das größte deutsche Stadion mit 100.000 Plätzen. Hier tobte Maradonna im UEFA-Pokal gegen Lokomotive Leipzig über den Rasen. Ja, ja - Leipzig mit seinen beiden Fußballklubs Chemie und Lokomotive Leipzig versprach Brisanz und Relevanz. Doch dann kam die Wende...

Zum Verständnis

Der Stellenwert des Fußballs zu DDR-Zeiten war ein äußerst exponierter. Das Leben im Arbeiter und Bauernstaat war geregelt, von der Wiege bis zur Bahre. Trotzdem gab es auch hier Probleme alltäglicher bis gesellschaftlicher Natur, die es zu kompensieren galt. Der Fußball diente als Ventil, die aufgestaute Wut abzulassen.
In Leipzig verkörperte der Club Lokomotive Leipzig (heute: VfB Leipzig) Ideale wie Nähe zur Partei, Treue zum DDR-Staat und Leistungsorientierung. Wer als Fan guten Fußball auf europäischem Standard sehen wollte, der ging zum Klub, wie Lok in Leipzig auch heute noch genannt wird. Der kleinere Bruder im Leipziger Fußballgeschäft war die BSG Chemie Leipzig (heute: FC Sachsen). Chemie war (und ist) mehr als nur Fußball. Nach Leipzig-Leutzsch, der Wirkungsstätte der BSG Chemie, zogen die Proletarier, welche sich ganz anders verorteten, als das die Parteibonzen gern gesehen hätten. Sie standen der DDR oppositionell gegenüber, waren antikommunistisch und nutzen das Stadion als politische Plattform. Besonders Spiele gegen den Mielke-Club BFC Dynamo Berlin und den verhassten SED-Club Lok Leipzig wurden genutzt, um &qout;denen da oben&qout; mal richtig die Meinung zu geigen. Zu tiefsten Zonen-Zeiten brüllte ein ganzes Stadion Parolen à la &qout;Rote raus!&qout;, &qout;Nur ein Leutzscher ist ein Deutscher&qout;, &qout;Wenn das der Führer wüßt´...&qout; oder &qout;Nieder mit dem Stasi-Club!&qout;, und zeigten Oliba-Prolls gegenüber Stasi-Photographen den Hitlergruß.
In einem antifaschistischen Staat wie der DDR war es das Härteste, wenn du einen auf Nazi machtest. Dieser Sachverhalt bereitete den Boden für die braune Saat, die nach der Wende im Osten der BRD aufging.

Die Hooligan-Welle schwappt von Heysel in die DDR

In Brüssel setzten sich die mittelständigen Freizeitschläger vollends durch. Die Bilder aus dem Westen bewegten natürlich auch die ostzonalen Jugendlichen. In Ost-Berlin gab es schon Anfang der Achtziger eine subkulturelle Bewegung, die sich am Punk orientierte. Einige der staatsuntreuen Jugendlichen drehten anderweitig ab: Sie wurden Nazi-Hooligans und nutzten den Stasi-Vorzeigeclub BFC Dynamo als Vehikel, um ab Mitte der Achtziger Jahre der gesamten Fußball-DDR Prügel anzubieten.
Dadurch motiviert, gruppierten sich um Lok Leipzig die örtlichen Hooligans. Sie waren westlich, erlebnis- und gewaltorientiert, und nahmen den Wettkampfaufruf aus Berlin dankend an. Die DDR hatte dem nichts mehr entgegenzusetzen. Die Polizei war mehr Opfer denn Gegner, zumindest in der direkten Konfrontation. Interessant zu erwähnen, dass die DDR-Polizei nur äußerst selten von der Schusswaffe Gebrauch machte!

Die Wende - eine Zeit ohne Staatsgewalt

Das Ende der DDR sorgte für ein Vakuum an &qout;zivilisatorischen&qout; Grundmaßstäben, wie wir sie heute kennen. Der FC Sachsen Leipzig (Nachfolgename der BSG Chemie), der rechts-angehauchte Arbeiterklub, versank in der sportlichen Misere und musste um die blanke Existenz bangen - ein Eldorado für Möchtegern-Macker, vom Schlage eines Jimmy Hartwig, Uwe Reinders und diverse windige &qout;Wessi&qout;-Manager, die alle die Champions-League versprachen, jedoch den Verein in die sportliche Eiszeit katapultierten. Der latente Rassismus, getragen von einer &qout;deutschen&qout; Mittelschicht, war bei Chemie vorhanden, aber nicht so plakativ und zerstörerisch wie in Probstheida.
In Leipzig-Probstheida, beim neugegründeten Verein VfB Leipzig, war das Stadion voller Nazi-Glatzen, die nach dem Spiel als eine Art Kehrmaschine die Stadt von allem säuberten, was nicht in ihr Weltbild passte. Die Jahre 1990/91 waren die Hochzeiten dieser Aktivitäten. Es kam permanent zu Auseinandersetzungen mit der Polizei, wobei oftmals von Schusswaffen Gebrauch gemacht wurde. Linke Projekte waren Angriffsziele und MigrantInnen wurden Opfer des brauen Mobs.
Der VfB Leipzig erfuhr einen sportlichen Aufstieg, der ihn in die erste Bundesliga führte. Er war für Jugendliche einfach attraktiver als der FC Sachsen und bot eine Bühne von gesamtdeutscher Relevanz. Die Nazis nutzen das Stadion als klassisches Rekrutierungsfeld und setzten ihr SA-Konzept durch.
Der Staat und die Stadt Leipzig reagierten halbherzig, der Verein gar nicht. In diesem Punkt kann mensch den VfB Leipzig als westlich orientierten Profi-Klub einordnen. Der Verein und seine Fans werden säuberlich getrennt, jeder erledigt seinen eigenen Kram und kümmert sich nicht um den anderen. Das funktioniert blendend, solange der sportliche Erfolg gewährleistet ist und die Fans dem Präsidium nicht auf die Pelle rücken.
Im Jahre 1992 reagierte der Staat und installierte flächendeckend Fanprojekte. Diese vom Bund organisierten Sozialstationen drangen natürlich nie, mit ihrem Konzept der &qout;akzeptierenden Jugendarbeit&qout;, zu den gewaltorientierten Fans vor. Sie (be)förderten eher den Nachwuchs, z.B. durch kostenlose Auswärtsfahrten, und waren Geburtshelfer für die U-18-Hooligans des VfB Leipzig. Das Leipziger Fanprojekt diente der bloßen Selbstexistenz der beschäftigten SozialarbeiterInnen - ohne ihnen damit schlaflose Nächte zu bereiten - und der Politik zur Gewissensberuhigung. Es konnte in keinster Weise die Gewalt eindämmen, sondern deckelte eher das rassistische Vorgehen seiner Schützlinge. Die Stadt Leipzig, mit ihren Großprojekten wie der Neuen Leipziger Messe, war eher auf ihr positives Image bedacht, als sich Gedanken um das Leben von sogenannten &qout;ausländischen&qout; MitbürgerInnen zu machen.

Fairer Weise muss gesagt werden, dass natürlich auch bei Chemie rassistisches Gedankenpotential vorhanden war. Hier trafen sich z.B. NPD-Kader von bundesweiter Bedeutung, um dem runden Leder zu folgen. Der 1. Vorstandvorsitzende der &qout;Vereinigung Alter Burschenschaften&qout; (VAB) Wolfgang Traxel war zu dieser Zeit im Verwaltungsrat des FC Sachsen tätig, usw.

VfB hui, Chemie pfui - Mitte der Neunziger

Der VfB spielte erstklassig und wurde zum Aushängeschild einer ganzen Region hochstilisiert: VfB Leipzig - ein gutes Stück Osten!
Die Stadt versuchte auf den fahrenden Zug aufzuspringen und entwickelte neue Großprojekte, wie das neue, moderne Zentralstadion anstelle des alten Klotzes. Ein Tempel sollte und soll es werden, einer Fußball-WM würdig und im Normalbetrieb mit Bundesligafußball der Marke VfB Leipzig gefüttert. Das sich der VfB nach nur einer Bundesliga-Saison wieder in Richtung Liga zwei verabschiedete, war nur als kleine Durststrecke interpretiert worden.
Die Fans des VfB beteiligten sich auf ihre ganz eigene Art und Weise am &qout;Aufschwung&qout; der Heldenstadt. Mit neu-gesamtdeutschem Nationalismus aufgepuscht, und ihren blau-weißen Schals, zeigten sie den Investoren die heile &qout;deutsche&qout; Welt - ein völlig normales Abbild des Ostens.
Im gemütlichen Leutzsch schwelgten die Fans lieber in der Vergangenheit, die Gegenwart bot sowieso nur unterklassigen Fußball und permanente Finanzschwierigkeiten. Die Fans des FC Sachsen Leipzig waren die Looser schlechthin, außer ihrer Tradition hatten sie nichts vorzuweisen. Das Positive an dieser Situation war, dass die Kids zum VfB gingen und Chemie mit ihrem dumpfen Gedankengut verschonten. Dieses Looser-Image zog eher die Subkultur an, wie z.B. eine Gruppe von Sharp-Skins, welche ab Mitte der Neunziger den Weg in das Alfred-Kunze-Stadion fanden. Auch ihre Präsenz sorgte dafür, dass Nazi-Symbole schwerer geduldet wurden, und dass offene, platte Nazipropaganda im Stadion keine Chance hatte. Die entstehende Hool-Clique wurde durch das charismatische Auftreten der Männer ohne Haare etwas sozialisiert und trat weit weniger rechtsradikal auf, als ihre Kollegen in Probstheida.
&qout;Der&qout; VfB-Hool war ein Wochenend-Aktivist, mit rechtem Gedankengut. Dagegen waren die Chemie-Skins ein Sinnbild für Sub-Kultur. Für sie war das Fußballstadion Teil einer Lebensweise, welche abgerundet wurde durch Musik, die in linken Projekten wie dem Connewitzer Conne Island geboten wurde, und der Ablehnung von Nazis.

Die Zeit des Träumens ist vorbei - "Taste the ost!"

Der VfB und seine Fans hatten alles vergrault, was auch nur annähernd mit dem Attribut Lebensfreude versehen werden konnte. Der sportliche Abstieg ließ die Bombe platzen. Das DSF übertrug 1997 ein Heimspiel des VfB Leipzig und zeigte Bilder von Fanausschreitungen. Die Fans und Hools terrorisierten die eigene Mannschaft und skandierten Parolen wie &qout;Hier marschiert der nationale Widerstand!&qout; Der Deckel flog ab und die lokalen Medien, wie der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) und die einzige Tageszeitung der Bücherstadt, die Leipziger Volkzeitung (LVZ), Hoforgan des Oberbürgermeisters, berichteten von den Vorfällen. Der Verantwortliche für Fanarbeit nahm seinen Hut und äußerte öffentlich seinen Unmut über die Rechten. Als wären diese über Nacht eingeflogen worden.
Es bleibt jedoch zu konstatieren, dass es allmählich auch beim VfB uncool wurde, Nazi zu sein. Nazitum war nicht mehr exotisch genug für die Hooligans, um damit abzuschrecken. Was bis heute blieb, ist eine Vielzahl an VfB-Hools, die zwar immer noch auf Gewalt abfahren, diese aber nicht mehr politisch motivieren. Der VfB reihte sich in Liga vier ein und zog ein graues Mäuse-Gewand hervor. Die Stadt war endgültig eines ihrer Ziehkinder los und fand sich selbst, sportpolitisch gesehen, in Liga vier wieder. Neue wahnwitzige Projekte, wie die Olympiabewerbung der Stadt, wurden notwendig, um den Neubau des Zentralstadions legitimieren zu können, welches wohl perspektivisch mit Fußballmagerkost aus Liga vier nicht unterhalten werden kann.

Das Machtwechsel in Leipzig - Chemie die neue Nr. 1?

Mit hämischem Grinsen hießen die Chemiker 1997 den Ortsrivalen in Liga drei willkommen. Sie hatten sich schon längst an den &qout;schlechten&qout; Fußball gewöhnt und orientierten sich an anderen Werten, als dem reinen sportlichen Erfolg. Das mussten die Leute in Probstheida noch lernen.
Nach den wirtschaftlichen Krisen des Vereins entwickelten einige Chemie-Fans eine neue Fankultur, die sich von der DDR-Tradition, mit welcher sowieso nur noch die Alten etwas anfangen konnten, emanzipierte. Neue Fanzines wie die Postille &qout;Melk die fette Katze&qout; (MdfK), &qout;Männermilch&qout; und &qout;die Schwarze Sau&qout; drängten in die grün-weiße Familie und erschlossen sich neue Ebenen der Kommunikation - womit einige der alten &qout;Haudegen&qout; so ihre Problemchen hatten. Gerade die Personen, welche sich im MdfK-Dunstkreis bewegten, standen für eine lebenslustige, kreative Lebensweise und bereicherten damit das Fanpotential. Missstände, wie Rassismus und Antisemitismus, wurden in den o.g. Organen thematisiert, wobei die fetten Katzen eher den Holzhammer auspackten und die schwarzen Säue auf das Vermittelnde setzten. Eine Mischung, die in der Gegenwart Früchte tragen sollte.
Gehen wir noch einmal auf den - so nicht vorhandenen - Chemiefan als solchen ein. Das Hauptcredo lautet bei ihm: &qout;Wir sind unter uns!&qout; Jemand kann rechts oder links sein, wenn er die grün-weißen Farben trägt, gehört er zur Familie. In der lassen sich die Errungenschaften der Wende, wie Arbeitslosigkeit, soziale Kälte und Leistungsgesellschaft, besser ertragen. In Leutzsch gibt es Rückhalt, Wärme und Freundschaft - insofern wurden Ideale der DDR gerettet. Der gemeine Chemiefan ist jedoch eher rechts eingestellt: anheimelnd, deutsch. Jedoch muss gesagt werden, dass in der Zone kein Begriff wie Rassismus, so wie wir ihn heute kennen, gebraucht wurde. Der normale DDR-Proll weiß schlichtweg damit nichts zu verbinden, es ist ein Kunstbegriff aus dem Westen. Nur die Ost-Antifas, welche sich stark an der West-Antifa orientierten, nutzen diese Terminologie und fordert unentwegt &qout;zivilisatorische&qout; Grundmaßstäbe ein. Im Westen der Achtziger gab es eine Schicht von Links-Liberalen, die solche Aufgaben übernahmen, die fehlte im Osten vor wie auch nach der Wende völlig.
Erst die dynamische Chemie-Jugend probte den Aufstand und sprach Probleme wie Rassismus und Antisemitismus im Fußballstadion offen an. Dieses mühsame Treiben war den Aktivisten der fetten Katze zu viel, sie gründeten lieber einen eigenen Verein...

Der Rote Stern Leipzig und seine Rolle im Leipziger Fußball

Im Jahre 1999 wurden 20 Jugendliche konsequent. Vom prollig-deutschen Fußballgeschäft angewidert, gründeten sie einen Verein namens &qout;Roter Stern Leipzig ´99 e.V.&qout; Unterstützung und Sympathie fanden sie in der gesamten linken Szene von Leipzig. Projekte wie das Conne Island, ZORO und die Braustraße boten den sozialen, logistischen und politischen Background der Unternehmung. Der Rote Stern wollte anders sein und zeigen, dass ein Sportverein nicht automatisch eine völlig biedere und langweilige Unternehmung sein muss. Grundkonsens des Vereins sind Antifaschismus, Antirassismus und Antisexismus, wobei gerade der letzte Punkt durch die sicherlich hohen Maßstäbe (noch?) nicht durchgesetzt werden konnte.
Der Stern entwickelte sich kometenhaft. Sportlich expandiert er. Heute gibt es ein Frauenfußballteam, ab 30. März 2003, Punkt 10.30 Uhr endlich im Ligabetrieb engagiert, zwei Männer-Mannschaften, eine A- und eine B-Jugend, ein Altherrenteam, ein Volleyballteam, drei Schachteams und ein in der Chemie-Fanliga beheimatetes Fanteam. Zweifelsohne ist die erste Männer-Combo das Aushängeschild des Vereins, da sie auch in dieser Saison am Gesetz der Serie nicht rütteln will. Soll heißen: &qout;Wir zermürben den Gegner durch permanentes Aufsteigen.&qout;, auch wenn dies in der Stadtliga angekommen, etwas schwerer fallen wird. Ebenfalls sehr erfolgreich, aber immer noch eher ein Schattendasein fristend, waren die Leute vom Schach. Dies mag an den begrenzten Jubelmöglichkeiten und nötigen Kenntnissen der Fans liegen. Nicht desto trotz wurde einer von ihnen überlegener Stadtmeister auf dem schwarz-weißen Feld. Durch den Reichtum an Teams werden wohl auch in Zukunft auf diversen, vielfältigeren Spielfeldern sportliche Erfolge zu ernten sein. Nach außen wird der Stern durch eine gerade im Umbruch befindliche, aber sonstig hochaktuelle RSL-Fan-Internetseite (81.000 Zugriffe - stark ansteigend) und die Roter-Stern-Fan-Postille für den Abschaum dieser Welt namens &qout;Prasses Erben&qout; auf die Tagesordnung der geneigten LeserInnenschaft gehievt.
Kulturell hat der Stern den Leipziger Süden ohne Frage bereichert. In den verschiedenen Projekten tobt eine RSL-Party nach der anderen, seien es &qout;Schlagernacht&qout;, &qout;Wetten dass...?&qout;, &qout;Karaoke-Show&qout; und unzählige Diskotheken. Ein besonderer Clou der vergangenen Jahre ist den sogenannten MacherInnen durch die RSL-CD &qout;More than soccer&qout; gelungen, auf der lokale Musikgrößen ihrem Lieblingsverein huldigen. &qout;Roter Stern, wir ham dich gern!&qout; Dass nicht nur diverse Bands Anhänger des RSL sind, sondern auch über 300 ZuschauerInnen den Weg zu den Heimspielen nicht scheuen, sei kurz erwähnt. Genauso wie die Existenz eines Fanladens, seit dieser Saison mit neuer Heimat unter dem Label &qout;Fischladen&qout; bekannt und &qout;berüchtigt&qout;, der die äußerst breite Palette an RSL-Fan-Accessoires feil bietet, aber auch zum gemütlichen Fußball gucken, auch im Bezahl-TV, und zum Bierchentrinken einlädt. Hier gibt es sozusagen die Stars des RSL zum Anfassen, auch wenn natürlich jeglicher Starkult abgelehnt wird! Mit dem Roten Stern Leipzig ist ein Projekt mit einer unglaublichen Dynamik gewachsen, dass besonders auch Jugendlichen die Möglichkeit bieten will, sich in einem Rahmen, den die kapitalistische Gesellschaft vorgibt, alternativ zu verwirklichen. Im übrigen haben sich auf der Grundlage dieses Erfolgsmodells weitere Rote Sterne in verschiedenen Städten, von Halle bis Dresden gegründet. &qout;Red Stars all over the world!&qout;. Erst der Anfang?!

Der Rote Stern entwickelt sich unaufhaltsam zur dritten Größe am Leipziger Fußballhimmel. Seine offene Sympathie zum FC Sachsen Leipzig führt dazu, dass Chemie-Gegner den FC Sachsen als &qout;Zeckenverein&qout; stigmatisieren wollen. Soweit ist es natürlich noch nicht und unsere alte Chemie wird auch nicht &qout;das St. Pauli des Ostens&qout; werden. Doch die blanke Existenz des Roten Sterns führt dazu, dass Antirassismus und Antifaschismus in breiteren Kreisen, wenn vielleicht auch nur unterschwellig, thematisiert wird. Gerade die FARE-Aktion im Jahre 2001, welche in Leutzsch unter dem Motto: &qout;Chemie-Fans gegen Rassismus und Diskriminierung&qout; stand und offiziell vom FC Sachsen unterstützt wurde, zeigt, dass der Fußball-Osten in puncto Humanismus vielleicht auf dem richtigen Wege ist. Dies ist sicherlich nicht der Verdienst der sog. &qout;StaatsantifaschistenInnen&qout;. Der RSL wird auch weiterhin versuchen, diese Problematik ständig präsent zu halten und zu verhindern, dass sie in der schönigenden Propaganda, zum Beispiel der Stadt Leipzig und ihrer unsäglichen Olympiabewerbung, unterzugehen.

Das Resümee

Der VfB und der FC Sachsen sind viertklassig. Die Stadt ist sportlich am Boden und im Süden wütet der Rote Stern, ein Projekt mit Pioniergeist. Also alles paletti. Rassismus stellt ein Phänomen dar, dass nicht über Nacht verschwinden kann. Denn die rassistische Ausgrenzungspolitik ist ein Eckpfeiler der bürgerlichen Gesellschaft und seiner Wirtschaftsform, dem Kapitalismus.
Das Stadion kann Tatort sein, aber es ist nur ein Abbild der Gesellschaft, in der es steht. Das pure Konsumieren von Fußball, das unreflektierte Handeln in einem Mob von Fans können Gründe sein, für das dumpfe Verbreiten von rechtsradikalen Parolen. Am Anfang steht die Parole, welche sich langsam im Denken festsetzt und dadurch das Handeln bestimmt.
Menschen, die sich dieser Problematik bewusst werden, antirassistisch agieren wollen und sich zusammenschließen, wie das beim Roten Stern geschehen ist, sind unheimlich wichtig für die Gesellschaft. Das mag den MacherInnen des RSL-Projektes nicht passen, haben sie doch viel größere Träume als nur die blanke Reformierung der hiesigen Gesellschaft - so ist es doch gut.

Ein Mittel, auch in Zukunft gegen Rassismus und Faschismus Stellung zu beziehen, will der Rote Stern Leipzig sein.

 | maso | 

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