Die Transformation von NS-Positionen in der und in die gegenwärtige deutsche Gesellschaft

Andreas Benl


Während Neonazis im Osten “national befreite Zonen” proklamieren, führt das rot-grüne Deutschland einen Krieg “wegen Auschwitz” gegen “ethnische Säuberungen” und gegen “das Deutsche in Serbien” (Götz Aly). Dies sind nur zwei Extrempole von Politik und Gesellschaft im postfaschistischen Deutschland im zehnten Jahr nach dem Anschluß der DDR.

These des Vortrags ist, daß diese Phänomene nicht in abstrakter Gegenüberstellung analysiert werden können, sondern nur vor dem Hintergrund der Transformation der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft in die Bundesrepublik und ihrem ambivalenten Verhältnis zu dem (hauptsächlich) in Ostdeutschland grassierenden gewalttätigen Rassismus und Antisemitismus. Seit 1989 wird auch von radikalen Linken in Westdeutschland gerne eine gewisse BRD-Nostalgie gepflegt, die gegen den völkischen Vormarsch im Osten ausgespielt wird. Dem steht der rasante Nationalisierungsschub in der rot-grünen “Berliner Republik”entgegen, für den die Walser-Debatte, aber auch der Diskurs der nationalen Versöhnung um die durchaus verdienstvolle Wehrmachtsausstellung stehen. Der israelische Wissenschaftler Moshe Zuckermann bezeichnet diesen Zustand als “Zeitenwende im ‚linken’ bzw. linksliberalen Milieu”.

Der Nationalismus der “Neuen Mitte” unterscheidet sich natürlich vom neonazistischen Straßenterror. Die laut Antje Volmer und Konsorten durch die 68er “gründlich zivilisierte” Bundesrepublik kann aber keineswegs mit den Residuen des bürgerlichen Antifaschismus in den westlichen Demokratien gleichgesetzt werden. Die westdeutsche “Zivilgesellschaft” und die ostdeutsche “Volksstimmung” leisten ihre jeweils spezifischen Beiträge zum “Zusammenwachsen” von Superdeutschland: “Nationale Hegemonie scheint derzeit in Deutschland tatsächlich wie Kapital zu akkumulieren: Jeder trägt –gewollt oder ungewollt- etwas bei; die Konzentration geschieht gewissermassen hinter dem Rücken der Akteure.” (Gerhard Scheit)


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