Thesen zur Jugendarbeit

Antifaschistisches Schulnetz Leipzig
  1. Inhaltliche und formelle Ausrichtung
  2. Antifaschistische Politik und ihre Attraktivität
  3. Antifaschistische Jugendarbeit vs. Sozialarbeit


Vorwegzugreifen ist, daß es sich bei dem ASN ursprünglich um ein von SchülerInnen selbst initiiertes Jugend-Antifa-Projekt handelt, welches nicht durch schon bestehende Strukturen ins Leben gerufen wurde.

Inhaltliche und formelle Ausrichtung

Antifaschistische Jugendarbeit ist wichtig, um Jugendlichen linke Politik nahe zu bringen und, um linken Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, ihr politisches Bewußtsein zu entwickeln und selber politisch wirksam zu sein.
Beim ASN soll sich das anfangs eher als Gefühl vorhandene Politikverständnis zu einer Politik entwickeln, die darüber hinausgeht, gegen das Bestehende in Aussehen und Verhalten zu rebellieren und aus einer Anti-Nazi-Haltung soll eine Politik werden, die sich grundsätzlich gegen rassistisches und nationalistisches Denken richtet. Zu der Entwicklung eines fundierten Weltbildes gehört ebenso die kritische Auseinandersetzung mit Hierarchien und Sexismus, sei es nun im Bezug auf die eigene Gruppe oder die Gesellschaft, wie auch die Verständigung über Kapitalismusanalysen und Gesellschaftsentwürfe. Uns ist es wichtig, daß Praxis und Theorie eine Symbiose bilden, damit Politik nicht zur Farce wird. Nur so kann sich für uns beispielsweise ein politisches Militanzverständnis entwickeln, welches sich klar von einem Gewaltfetischismus auf der einen Seite, und einem verklärten Pazifismusideal auf der anderen Seite abhebt.
Der Anspruch für antifaschistische Jugendarbeit sollte es also sein, eine politische Identität bei Jugendlichen zu erzeugen, die über eine soziale Identität, wie das Dazugehören zu einer Subkultur, hinausgeht. Es muß ein Bewußtsein entstehen, das die gesamte Gesellschaft kritisch hinterfragt.
Das ASN legt Wert darauf, eine heterogene Gruppe im Rahmen eines linken Politikverständnis zu sein. Das heißt sowohl inhaltlich als auch im Bezug auf die Umsetzung wollen wir offen und fähig zu einer Weiterentwicklung bleiben. Gruppeninterne Hierarchien und festgefahrene Strukturen müssen ständig in Frage gestellt werden, ohne daß darunter Verbindlichkeiten leiden.

Antifaschistische Politik und ihre Attraktivität

Unter diesen inhaltlich und formellen Prämissen muß es gelingen, Antifaschistische Politik für Jugendliche attraktiv zu machen.
Nötig ist zuallererst, attraktive Freiräume in eindeutiger Abgrenzung zu Schulen und Jugendclubs zu schaffen, an denen sich linke Jugendliche treffen, wo sie sich austauschen können, Informationen bekommen und von wo aus sie an Antifaschistische Strukturen herantreten können. Wichtig hierbei kann ein differenziertes Zugehen auf diverse subkulturellen Gruppen sein. Das können regelmäßige Partys, Cafés o.ä. sein, die eben genanntes erfüllen. Wirksam ist es, Schulen und Jugendclubs mit Infomaterial, Plakaten und Graffitis einzudecken, weil über diese Orte alle Jugendlichen erreicht werden können. Empfehlenswert ist auch eine SchülerInnenzeitung, die zusätzlich auch noch für viele Themen sensibilisieren kann.
Diese Aufzählungen sind aber absolut kein Garant dafür, Jugendliche wirklich aktiv werden zu lassen. Das müssen Strukturen leisten, die Jugendlichen die Möglichkeit geben, sich auf vielen Feldern zu betätigen. Sei es theoretisch oder praktisch. Wobei auffällt, daß Jugendliche ihre Hemmungen und ihr Konsumverhalten eher in kleineren Kreisen ablegen. Hinderlich sind hierbei besonders Cliquenwirtschaften und arrogantes Auftreten von Älteren, wenn diese zum Beispiel nicht in der Lage sind Erfahrungen und Wissen an Jüngere heranzutragen, mit ihrem Wortschatz zu haushalten oder mit anderen Herangehensweisen umzugehen. Auch ein zu hohe Gewichtung von Konspiration kann auf Jugendliche hemmend wirken. Wichtig sind also insbesondere eine höchstmögliche Transparenz, ein Zugehen auf Jüngere und eine Form gleichberechtigten Umgangs miteinander.
Unter ein verantwortungsvolles "Miteinanderumgehen" fällt auch, daß Jugendlich nicht instrumentalisiert oder verbraucht werden.
Die Vermittlung eines linken Politikverständnisses ist besser als dogmatische Phrasendrecherei, plakative Propaganda oder Klamotten- und Körperkult, die eher rekrutieren, anstatt Jugendlichen die eigene Politik zu vermitteln.

Antifaschistische Jugendarbeit vs. Sozialarbeit

Eigentlich lag uns eine vergleichende Auseinandersetzung mit Sozialarbeit bisher fern, da in der thematischen Fragestellung aber gefordert, hier ein kurzes Eingehen darauf.
Die Unterschiede zur "normalen" Sozialarbeit liegt für uns darin, nicht sozial, sondern politisch mit Jugendlichen zu arbeiten. Heutige Sozialarbeit blendet jeden Politikansatz aus und sucht Hilfe für die Jugendlichen in ihrer Resozialisierung in die bestehende Gesellschaft. Während Antifa-Jugendarbeit die Jugendlichen anregen soll, politische Verhältnisse zu hinterfragen und zu ändern.


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