"Im Namen von Olympia ist alles erlaubt " 1
Die Stadt Leipzig bemüht sich zur Zeit um eine gelungene Bewerbung für Olympia 2012. Durch Massenveranstaltungen, wie die vom mdr in der Arena initiierte, wird der Volkswille und Regionalpatriotismus auf massivste Weise beschworen. Die gesamte Medienlandschaft, egal ob in Zeitungen oder im Radio, berieselt jede Leipzigerin und jeden Leipziger mit plattesten Sprüchen, damit diese an ihre ‚Heimat' und Aufgabe glauben. So lindern sie die Existenzangst so mancher Ostbürger.
Doch manchmal kommt eben alles anders, als man denkt: Eine Stadt geht während und nach den Olympischen Spielen im Umweltchaos und Gebäudemeer unter. Dazu kommen "Säuberungen" des öffentlichen Raumes, die jegliche nicht ins Stadtbild passenden Randgruppen, ausgrenzen werden. Auch der Überwachungsapparat und die damit verbundene Kriminalisierung von "MeinungsgegnerInnen" wird enorm forciert werden.
Aber neben den Folgen, die Olympia für eine Stadt mit sich bringen würde, ist es wichtig, auch den Sport als solchen zu analysieren und zu kritisieren. Spitzensport symbolisiert zum einen die Auswüchse der inhumanen Leistungsgesellschaft (z.B. Doping), zum anderen beinhaltet er auch wichtige Funktionen für Staat und Gesellschaft. Der Wettkampf bei Olympia ersetzt quasi auf friedlichem Wege das Kräftemessen der Staaten und wird somit mehr als ernst genommen. Schon in der Vergangenheit haben sportliche Spitzenergebnisse das nationale Großmachtgefühl stimuliert. Außerdem widerspiegelt ja ein gesunder Körper ein gesundes und aufstrebendes Land und kann somit oft über gewisse gesellschaftliche Probleme hinweg täuschen. Kampagnen wie "Sport tut Deutschland gut" sollen den Bürger ebenfalls daran erinnern, daß er für sein Land stetig fit bleibt, damit er die nächsten zwanzig Jahre schuften kann. Darüber hinaus werden durch Sport -explizit Spitzensport- für den Wettkampf nützliche Dinge wie Leistung, Ehrgeiz und unbedingter Siegeswille gefördert. Somit ist Sport nicht nur Förderer des Leistungsprinzips, sondern auch wichtiges Teilfundament der kapitalistischen Gesellschaft.
Ein weiterer Aspekt, den es aufzugreifen gilt, ist die Organisation des IOC an sich. Geleitet von diversen Herren mit dubiosen Biographien (Sportminister unter Franco, Geheimdienstchef...) bringt allein der Verkauf der Marke "Olympia" Milliardenbeträge. Obwohl die korrupten Entscheidungsfindungen bekannt sind, hat sich im Wesentlichen nichts geändert.
Wir wollen eine weitreichende "Nolympia"-Kampagne in Leipzig starten. Zu Beginn soll eine inhaltliche Auseinandersetzung, die - wie oben zu sehen - verschiedenste Thematiken umfasst, angeschoben werden. Daran anschließen soll eine offensive Öffentlichkeitsarbeit mit möglichst vielen Aktionen. Alle Leute, die Interesse haben, sich mit diesem Thema zu befassen, können immer Donnerstag zum AOK - Plenum in die Braustraße kommen. Zur 'Einstimmung´ empfehlen wir die Texte im aktuellen Prasses Erben (#16).
AOK - Leipzig
(Antiolympisches Komitee)
1LVZ-Leserbrief
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