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ARCHIV [Pressemitteilungen]


Presseerklärung des AOK_L vom 21.11.03

Als am Montag 3500 OlympiabefürworterInnen erkannten, dass nur noch Gebete die Bewerbung retten könnten, stellt sich uns, dem AOK Leipzig, zunehmend die Frage, ob wir überhaupt effektiver und schneller als die Leipziger Olympia-GmbH die Bewerbung in den Sand setzen könnten.
Mit der nach dem Pro-Olympia-Gebet stattfindenden Persiflage einer Montagsdemo in Leipzig karikierten die OlympiabefürworterInnen die sogenannte "Leipziger Freiheit". Unterstützung in dieser Persiflage einer "erfolgreichen" Bewerbung finden die Pro-Olympia-DemonstrantInnen in der Leipziger Olympia-GmbH und dessen Aufsichtsrat. Nachdem die Skandale der letzten Wochen einen Rücktritt nach dem anderen erzwangen, wurden in der letzten Aufsichtsratssitzung der Olympia-GmbH die lichten Reihen wieder aufgefüllt und erklärt, dass dies nun die letzte Chance sei, die Bewerbung doch noch erfolgreich zu meistern.
Da aber immer noch der OBM Tiefensee und Ministerpräsident Milbradt als skandalträchtige Personen im Aufsichtsrat sitzen, können wir uns nur den GegendemonstrantInnen anschließen, die die Pro-Olympiademo mit den Rufen "Mehr Skandale, mehr Skandale!" zur Abschlusskundgebung begrüßten.
In der Diskussion um Skandale, Korruption, Stasi und Leipziger Filz gerät die generelle Problematik der Olympiabewerbung vollkommen aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Die Austragung der olympischen Spiele in Leipzig (aber auch in jeder anderen Stadt) wird verheerende Folgen für die Stadtentwicklung haben. Verdrängung und Vertreibung von Obdachlosen, DrogenuserInnen, MigrantInnen und allen nonkonformen Menschen aus dem zu produzierenden sauberen Stadtbild sind zu erwarten. Ein weiterer Ausbau der schon jetzt massiven Videoüberwachung, Kriminalisierung und Repression gegen als störend empfundene soziale oder kulturelle Gruppen sind nur einige Punkte, die wir kritisieren und auch weiter kritisieren werden.

AOK Leipzig


Die anti-olympische Presseerklärung der SPIELEverderberInnen vom Antiolympischen Komitee Leipzig (AOK-L)

Leipzig bewirbt sich für Olympia 2012. Gemäß dem olympischen Motto "Dabei sein ist alles" will man in Leipzig "Spiele mit uns". Wir vom AOK Leipzig wollen weder, das irgendwer mit uns spielt, noch haben wir Lust, mit denen, die da spielen wollen, mitzutun. Wir haben keinen Bock auf "olympische Visionen auf dem Weg zur Realität" in Leipzig. Wer "solche" Visionen hat, der sollte - angelehnt an das Zitat von SPD-Parteigenosse und Altkanzler Helmut Schmidt - gefälligst zum Arzt gehen. Diese Realität wollen wir keinem Ort der Welt zumuten, dieserart "Spiele" über sich ergehen lassen zu müssen.

Olympia in Leipzig heißt zehn Jahre Vorsprung in der Stadtentwicklung, wie Leipzigs Baubeigeordneter Lüdtke-Daldrup unlängst verlauten ließ: das heißt für uns eine Drohung - die Mietpreise werden steigen, wie sonst nur in zehn Jahren, architektonisch erhaltenswerte "Bausubstanz" wird wegen "Unbrauchbarkeit" umgeschubst, wie sonst nur in zehn Jahren; Reste von Wäldern und Wiesen werden plattgemacht und zubetoniert wie sonst nur in zehn Jahren; Wohngebiete werden zu "temporär" und dauerhaft sinnlosen Geländen umgestaltet.

Es wird auch keine Abnahme der Arbeitslosigkeit geben, wie viele Fürsprecher von Olympia vermuten. Allenfalls wird es einen geringfügigen Rückgang der Arbeitslosenziffern für begrenzte Zeit geben. Auch mit diesem Großprojekt lässt sich nichts Grundlegendes am prinzipiellen Wegbruch der Arbeitsplätze ändern. "Visionen" helfen auch hier nicht weiter.

Historische Beispiele sollten uns davon überzeugen, wachsam zu sein: viele Städte wurden nach den "Spielen" ins finanzielle und verkehrstechnische Desaster gestürzt (Bsp. München 1972).

Wie nirgends sonst ist auch für Leipzig die Finanzierung der Spiele nicht geklärt. Allenthalben ist von großen finanziellen Löchern im Etat der Kommunen die Rede. Vor allem zumeist denn, wenn's um Geld für soziale und kulturelle Projekte geht. Daher ganz entschiedene Kritik von uns, Unsummen für "olympische Visionen" zu verschwenden.

Wir wollen nicht darüber diskutieren, wie die "Spiele" anders organisiert werden könnten. Wir wollen sie schlichtweg gar nicht haben: diesem Ziel widmet sich das anti-olympische Komitee in Leipzig.

Unser Name verweist darauf, dass wir für mehr als nur die Verhinderung der "Spiele" in Leipzig stehen. Dem olympischen Gedanken "Dabei sein ist alles", dem Dabei sein bei "friedlicher" Konkurrenz, Leistungssport und Stählung des Körpers stellen wir den anti-olympischen Gedanken entgegen: wir denken, dass sich Leistung, Konkurrenz und Körperstählung in dieser Gesellschaft erledigt haben. Millionen von Arbeitslosen zeugen davon, dass wir gar nicht mehr soviel Arbeit und Leistung brauchen. Wir halten eine auf Muse gegründete Gesellschaft nicht nur für möglich, sondern, angesichts der wirtschaftlichen und ökologischen Zerrüttung der "Marktwirtschaft" auch zunehmend für notwendig.

Daher: keine olympischen Spiele in Leipzig UND anderswo - Schluss mit dem Leistungsprinzip und der Konkurrenzmanier - Geld für Sozialhilfe statt sportliche Großprojekte und andere sinnlose Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen.

Deshalb rufen wir den anti-olympischen Aktionsmonat aus, der bis zum 12. April die Leipziger Bewerbung vermasseln soll.

AOK Leipzig

Veranstaltungsankündigung:

Sonntag / 30. März 2003 (20 Uhr) in der "Galerie für zeitgenössische Kunst" (K.-Tauchnitz-Str. 11, 04107 Leipzig)
2012 - Spiele ohne uns / Veranstaltung mit dem Anti-Olympischen Komitee Leipzig
Olympia war und ist ein Sportevent das Millionen von Menschen anspricht. Für den Leistungssportler stellt es die größte sportliche Herausforderung dar, der Konsument kann seinen Idolen nachfiebern, und die austragende Stadt tritt ebenfalls in die oberste Liga ein. Da bekanntlich nicht alles Gold ist was glänzt, wollen wir das "Anti-Olympische Komitee" eine Veranstaltung unter dem Motto "Nolympia" durchführen. Bei dieser Podiumsdiskussion werden die Bewerbungszustände dieser Stadt erörtert, Erfahrungen der aktuellen Anti-Olympia-Bewegung ausgetauscht und eine Kritik an der bürgerlichen Sportideologie formuliert.
Diese Veranstaltung wird organisiert von dem Anti-Olympischen Komitee Leipzig (AOK-L)
www.nein-zu-olympia.de / aok-leipzig@gmx.net / Pressetelefon: 0163 / 4607781


Pressemitteilung des Antiolympischen Komitees Leipzig (AOK-L)

Sehr geehrte Damen und Herren,
wir das AOK-L wollen Sie hiermit über eine olympia-kritische Veranstaltung informieren, die am 12. März 2003 (19 Uhr) stattfinden wird. Im Kultursaal des Conne Island (Koburger Str. 3, 04277, Leipzig) begrüßen wir einen Leipziger Politologen. Den genauen Inhalt der Veranstaltung entnehmen Sie der untenstehenden Veranstaltungsankündigung. Wir bitten Sie diese Veranstaltung in ihren Pressorganen zu publizieren und stehen Ihren Fragen zur Veranstaltung und unserer Gruppe betreffend offen gegenüber. Kontakt:
- www.nein-zu-olympia.de (wird in Kürze umfangreich über unsere Inhalte und Aktionen informieren)
- e-mail: aok-leipzig@gmx.net
- Pressetelefon: 0163 / 4607781

Veranstaltungsankündigung:

Mittwoch / 12. März 2003 (19 Uhr) im Conne Island (Koburger Str. 3)
Was bedeutet Olympia für die Stadtentwicklung / Veranstaltung mit einem Leipziger Politologen
Wenn der Bau-Beigeordnete Lütke-Daldrup tönt, dass "Leipzig durch Olympia zehn Jahre Stadtentwicklung überspringen könne", dann ist das wohl eher als Drohung zu interpretieren. Olympia verspricht mehr Arbeitsplätze, neue Wohnkomplexe in Lindenau, und eine bessere Infrastruktur - für die jetzt schon benachteiligten Einwohner von Leipzig wird das aber wohl eher höhere Mieten, steigende Lebenshaltungskosten und noch weniger Mittel für ihre Bedürfnisse bedeuten. Olympia, steht damit exemplarisch für eine kapitalistische Standortlogik, bei der die Bevölkerung einer Stadt zur Geisel für den interkommunalen Wettbewerb ihrer Eliten wird. Warum Olympia für Leipzig´s Bevölkerung eher "Fluch" als "Segen" ist, soll Gegenstand unserer Veranstaltung sein.


Pressemitteilung des Antiolympischen Komitees Leipzig (AOK-L)

Sehr geehrte Damen und Herren,
wir das AOK-L wollen Sie hiermit über olympia-kritische Aktionen informieren, die am Samstag, dem 8. März 2003 stattfinden werden. Wir unterstützen durch das Zeigen eines Transparentes mit dem Motto: "Nein zu Olympia in Leipzig, Frankfurt und überall! Leipzig gegen Olympia! AOK-Leipzig" und unsere Präsenz bei der Kundgebung der Frankfurter Nolympia-Aktivisten deren Anliegen. Genaue Informationen zur Kundgebung entnehmen Sie bitte der Internetseite www.nolympia.de, welche die Frankfurter Initiative "Nolympia in Frankfurt 2012! - Der Spaß ist uns zu teuer!" betreibt.
Ebenfalls am 8. März 2003 wollen wir in Riesa bei der "Sportgala" präsent sein und unsere Ablehnung zur Leipziger Olympiabewerbung kund tun. Im Umfeld der Sachsenarena sind vielfältige und kreative Aktionen zu erwarten.
Wir bitten Sie diese Aktionen in ihren Presseorganen zu publizieren und stehen Ihren Fragen zur Veranstaltung und unserer Gruppe betreffend offen gegenüber.
Kontakt:
- www.nein-zu-olympia.de (wird in Kürze umfangreich über unsere Inhalte und Aktionen informieren)
- e-mail: aok-leipzig@gmx.net
- Pressetelefon: 0163 / 4607781


Pressemitteilung des Antiolympischen Komitees Leipzig (AOK-L)

Sehr geehrte Damen und Herren,
wir das AOK-L wollen Sie hiermit über eine olympia-kritische Veranstaltung informieren, die am 5. März 2003 (19 Uhr) stattfinden wird. Im Kultursaal des Conne Island (Koburger Str. 3, 04277, Leipzig) begrüßen wir die ehemaligen Initiatoren der Berliner Anti-Olympiabewegung (1992). Den genauen Inhalt der Veranstaltung entnehmen Sie der untenstehenden Veranstaltungsankündigung. Wir bitten Sie diese Veranstaltung in ihren Pressorganen zu publizieren und stehen Ihren Fragen zur Veranstaltung und unserer Gruppe betreffend offen gegenüber.
Kontakt:
- www.nein-zu-olympia.de (wird in Kürze umfangreich über unsere Inhalte und Aktionen informieren)
- e-mail: aok-leipzig@gmx.net
- Pressetelefon: 0163 / 4607781

Veranstaltungsankündigung:

Mittwoch / 5. März 2003 (19 Uhr) im Conne Island (Koburger Str. 3)
Veranstaltung mit den ehemaligen Initiatoren der Berliner Anti-Olympiabewegung (1992)
Die VertreterInnen des ehemaligen Antiolympischen Komitee Berlin werden von ihren Erfahrungen der Anti-Olympia-Kampagne 1992 berichten. Wie war die Bewegung strukturiert, welche Aktionsformen vereinigten sich, die Ziele, wie auch die Konsequenzen werden vorgestellt. Welche Impulse konnte eine (radikale) Linke den Protesten geben und was für ein Resümee ziehen die ehemaligen Nolympa-AktivistInnen aus ihrer Arbeit. Wir hoffen anschließend die besonders wunden Punkte unserer Bewerbungsstadt herauskristallisiert zu wissen und in einer Diskussion über weitere mögliche Aktionsformen sinnieren zu können.


Pressemitteilung des Antiolympischen Komitees Leipzig (AOK-L)

Sehr geehrte Damen und Herren,
wir das AOK-L wollen Sie hiermit über eine olympia-kritische Veranstaltung informieren, die am 19. Februar 2003 (19 Uhr) stattfinden wird. Im Kultursaal des Conne Island (Koburger Str. 3, 04277, Leipzig) begrüßen wir den Soziologen und Gründer des ersten antiolympischen Komitees (1969) Dieter Bott. Den genauen Inhalt der Veranstaltung entnehmen Sie der untenstehenden Veranstaltungsankündigung. Wir bitten Sie diese Veranstaltung in ihren Pressorganen zu publizieren und stehen Ihren Fragen zur Veranstaltung und unserer Gruppe betreffend offen gegenüber.
Kontakt:
- www.nein-zu-olympia.de (wird in Kürze umfangreich über unsere Inhalte und Aktionen informieren)
- e-mail: aok-leipzig@gmx.net
- Pressetelefon: 0163 / 4607781

Veranstaltungsankündigung:

Mittwoch / 19. Februar 2003 (19 Uhr) im Conne Island (Koburger Str. 3)
Sport und Turnen - Füllt Gräber und Urnen! / Veranstaltung mit Dieter Bott (Soziologe aus Düsseldorf)
Gegen die Marter- und Folterinstrumente in den Turnhallen (Barren, Reck, Pferd und Bock) und den deutsch-nationalen Sportlehrer, der 1936 schon dabei war, formulierte sich 1968 die Kritik an hochgezüchteten Fachidioten und am Leistungsprinzip: "Vögeln statt Turnen!" propagierte Günter Amendt und der Adorno-Schüler und heutige Fußball-Fan-Forscher Dieter Bott gründete 1969 in Frankfurt/M. das 1. Antiolympische Komitee: "Viel Sand auf das Olympische Feuer!" Als Trost und Ersatz, als Kitt und Ventil, als "Seufzer der bedrängten Kreatur" (Marx) löst der Sport die Religion ab. Mit-Machen! Mit-Laufen! Mit-Fiebern! Mit-Regieren! Mit-Bombardieren! DER FAN (egal von was) ist der erwünschte Staatsbürger von heute. Von Dieter Bott erwarten wir eine herzhafte Polemik und unsportliche Attacken gegen die systemstabilisierenden Faktoren des zum Sport verkommenen Spiels und den inhumanen Spitzensport. Weiterhin wird er von den aktuellen anti-olympischen Protesten in Frankfurt/M. und Düsseldorf berichten.


Betreff: "2012 - verdient mit uns"

Das Antiolympische Komitee Leipzig (AOK-L) informiert

Am heutigen Sonntag, dem 12.01.2003, dokumentierten wir durch das Zeigen von zwei Transparenten auf der "Alle sagen ja zu Leipzig" - Gala in der Arena Leipzig unsere Ablehnung gegenüber Olympia 2012 in Leipzig und anderswo. Das mdr - Fernsehen strahlte unsere Losungen "2012 - verdient mit uns" und "No Leistungsethos / 2012 ohne uns / Resistance" aus. Wir möchten Ihnen hiermit die Hintergründe und die Bedeutung der Aktion schildern. Der unten abgedruckte Text stammt von einem Flugblatt, das wir heute in der Arena etwa 500 Menschen in die Hände drückten. Abschließend soll an dieser Stelle gesagt werden, dass der Ordnungsdienst unser Grundrecht auf Meinungsäußerung beschränkte und uns mit Gewalt aus der Halle verdrängte. Wir sehen dies als einen Akt der unverhältnismäßigen Repression und fragen uns, ob dies der Umgang mit einer Opposition in der Stadt der "friedlichen Revolution" ist.


Der Handzettel-Text:

Sehr geehrte Leserin, geehrter Leser! Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger!

"Dabei sein ist alles!", so lautet das Motto von Olympia. Diesem Ausspruch folgend haben wir uns heute hier versammelt. Sie kamen, weil ihrer Meinung nach diese Stadt die Olympischen Spiele 2012 braucht, wir wiederum aus dem Grunde, uns gegen Olympia hier in dieser Stadt und überhaupt zu positionieren. Denn unserer Meinung nach gibt es genügend Gründe, die gegen die Olympischen Spiele sprechen. Allein der Fakt, dass die Stadt sich so "generös" zeigt und Sie heute hier kostenlos mit "Brot und Spielen" verköstigt, sollte doch eine gewisse Skepsis zur Folge haben? Sonst sind die Stadtfürsten doch auch nicht so spendabel. Nein, das alles hat System und wir möchten Ihnen unsere Sicht auf die Dinge näher bringen.

Die Einstellung der Bevölkerung gegenüber den Olympischen Spielen ist dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) extrem wichtig. Aus diesem Grunde verlangt das IOC auch eine 80-prozentige Zustimmung seitens der lokalen Bevölkerung gegenüber dem olympischen Projekt. Um dieses zu Gewährleisten, bombardiert die lokale Medienwelt von der LVZ bis zum mdr (leider hat die Medienstadt Leipzig neben der Bild kein weiteres Presse-Organ) Sie mit immerwährenden "Sag-ja-zu-Olympia" - Spots, die den Menschen aber nicht die Möglichkeit geben, sich umfassend zu informieren. Was wäre denn, wenn der Olympische Segen in unsere Stadt schwappt. "Die Stadtentwicklung würde sich um 10 Jahre nach vorn entwickeln!" Stellen Sie sich die Einwohner von Gohlis oder Lindenau vor, die dann direkt neben dem Olympiagelände leben würden. Gute Lage - Hoher Preis! Die Olympiastadt München ist seit 1972 nicht zu Unrecht eines der höchsten Mietpflaster der BRD. Die Olympischen Spiele in München brachten auch eine Kostenexplosion auf dem Mietmarkt mit sich. Ein weiterer zu kritisierender Punkt stellt das Argument der "Förderung des Breitensports" dar. Die Herren Tschense und Co. versichern den "normalen" SportlerInnen eine sich bessernde Sport-Infrastruktur durch Olympia. Wozu braucht ein Breitensportler aber ein für Olympia konzipiertes Gelände mit Entmüdungsbecken, Räumen für JournalistInnen und der Möglichkeit ein ganzes Heer von Kamerateams zu beherbergen. Wir sind der Meinung, dass da nicht mit offenen Karten gespielt wird. Schließlich müssen sich privat finanzierte Projekte auch wieder finanziell decken. Die Sportstättennutzung wird höchstens durch Spitzensportler, die z.B. vom Bund mit finanziert werden, genutzt. Diese schöne Arena oder das Zentralstadion werden ja auch nicht von "Otto-Normal-Verbraucher" genutzt. Der wird höchstens gebeten, am Eingang seinen Obolus zu entrichten und sich auf das Konsumieren zu beschränken.
Ein weiterer Fakt für uns Nein zu sagen, ist die Institution des IOC's an sich. Diese Firma, die mit dem Verkauf der Marke "Olympia" Gewinne im Milliardenbereich erwirtschaftet, ist ein korrupter Altmännerhaufen mit dubiosen Biographien. Das Geld des IOC's wird zum Teil an die Olympiastädte für den Aufbau der Infrastruktur weitergereicht, darauf ist natürlich auch die Stadt Leipzig scharf. Von welchen ehrwerten Herren Leipzig Geld möchte: Der letzte IOC-Chef Antonio Samaranch war Minister unter der faschistischen Diktatur Francos in Spanien und sein Vize Kim Un Yong verdingte sich vormals als südkoreanischer Geheimdienstchef. Die korrupten Entscheidungsfindungen des IOC's führten in den letzten Jahren wenigstens zu gewissen Debatten, aber geändert hat sich nichts - außer dass neue Leute an die Spitze des IOC's gelangten. Das friedliche Credo der Olympischen Spiele und ihre Tugendhaftigkeit werden zwar ständig von den Befürwortern betont, aber von der Realität nicht bestätigt. Im Jahre 1988 war Seoul [siehe Kim Un Yong !] Ausrichter von Olympia, 1992 Barcelona [Samaranch!] und 1996 Atlanta [Coca-Cola - Hauptsponsor]. Das IOC ist ein Wirtschaftsunternehmen, das von seiner Marke "Olympia" finanziert wird. Und Sie, werte/r Leser/in, sind die Personen, die durch den Erwerb der "ultimativen Olympiamarke", dem Beitritt zum Olympia-Bürgerverein oder die ggf. durch ehrenamtliches Mitwirken an der Olympischen Veranstaltung ihren Teil dazu beitragen, dass das Unternehmen IOC wächst und wächst. Viele kapitalistische Unternehmen würden sich über ein so geschicktes Marketing, über so gewiefte Public Relations freuen...
Auch ein kleiner Exkurs über die Funktion von Sport in und für die Gesellschaft sei erlaubt. Ursprünglich war der Sport dazu gedacht, den Mitte des 19. Jhd. durch die furchtbaren sozialen Umstände revoltierenden Arbeiter wieder an den Staat zu binden. Für den Wiederbegründer der neuzeitlichen Olympischen Spiele Pierre Fredy de Coubertin kam dem Sport folgende Funktion zu: "Der Sport hat eine der beträchtlichsten Rollen bei der Durchführung sozialer Reformen zu spielen, weil der Sport, der Klassenunterschiede verwischt, auch ein mächtiger Blitzableiter für schlechte Instinkte ist." Der Sport sollte das soziale Elend übertünchen. Bei den Nazis war der Sport für die Vorbereitung des 2. Weltkrieges wichtig, ein gestählter Körper kämpft schließlich besser, und auch zu DDR-Zeiten diente der Breitensport zur Wehrhaftmachung gegen den Klassenfeind und als Ablenkungsmittel vor den sozialen Missständen. Im Wesentlichen hat sich daran bis heute nichts geändert. Die "zweit-schönste Nebensache der Welt" soll die Menschen ablenken, für den nächsten Arbeitstag fit machen und nebenbei die Wirtschaft ankurbeln. Zum Schluss dieser kurzen Ausführung wollen wir noch auf den Leistungssport als solchen eingehen. Die ProfisportlerInnen werden vom Staat, der sich damit international in Szene setzen möchte und von Wirtschaftsunternehmen, die über den Sport ihre Artikel dem Kunden näher bringen möchten, finanziert. Gerade das Beispiel DDR zeigt, welche Rolle der Staat im ach so edlen Sport einnimmt. Der Sportler steht stellvertretend für eine ganze Nation und zeigt: Unser Staat ist in Ordnung. Dass die Ergebnisse der Olympiade 1988 und der Zustand in der DDR keineswegs identisch waren, muss hier nicht erläutert werden. Aber das LeistungssportlerInnen damals wie heute gedopt werden und für den Erfolg alles in Kauf nehmen, ist für uns ein Fakt gegen den Leistungssport und seine Bühne - nämlich Olympia - zu votieren. Gerade die "Möchtegern-Sportstadt" Leipzig mit seiner DHfK, die in der DDR eine Forschungsstätte für Doping war, sollte sehr sensibel mit dem Thema umgehen. Wer jetzt denkt, dass diese Episoden von gestern sind, der sollte sich die Dopingskandale bei der "Tour de France" und anderen Sportevents anschauen. Ohne die Einname von Doping wäre das heute in vielen Disziplinen bekannt hohe Level im Leistungssport auf keinen Fall zu halten!

Wir stellen uns quer gegenüber den Leipziger Olympiaplänen und wir meinen, dass wir nach reichlicher Überlegung auch genügend Gründe für unser Handeln gefunden haben. Wir lassen uns nicht blenden von den inhaltsleeren Versprechen der Stadtfürsten. Das einzige Argument für Olympia stellt das Arbeitsplatzversprechen dar. Hier wird mit der Existenzangst der Menschen, die aus DDR-Zeiten an Arbeit gewöhnt und ohne sie kaum leben können, gespielt. Es könnten Leute neue Arbeitsplätze bekommen, aber die Mieten werden im Gegenzug steigen, sozial Benachteiligte werden noch stärker diskriminiert - Unsere Stadt soll schließlich sauber werden - und die Kommune wird sie später verstärkt zur Kasse bitten. Denn Olympia dauert einen Monat, aber die Folgekosten, die durch überdimensionierte Sportstätten und Infrastrukturprojekte bleiben, die zahlen Sie. Die Olympischen Spiele sind trotz allen verführerischen, vorgeschobenen Scheins noch immer ein ökonomisches und soziales Risiko für die austragenden Regionen. Montreal 1976 war diesbezüglich ein Desaster. Athen als Ausrichter der Spiele 2006 steht vor der Pleite!

Wir sagen nein zu Olympia - in Leipzig und anderswo!

Ihr Antiolympisches Komitee Leipzig (AOK-L)