Die Leipziger Ringvorlesung - ein antizionistisches Selbstgespräch
Hauptsache: Gegen Israel
"Der Durchschnittsdeutsche glaubt ganz ernsthaft, dieser allgemeine Wettstreit, dieser nihilistische Relativismus gegenüber Tatsachen sei das Wesen der Demokratie." Hannah Arendt
Tatsache ist: Seit einigen Jahren machen Islamisten gegen Israel mobil. Noch nie hatte Israel solche Feinde. Zwar sind die Islamisten bisher in ihren Mitteln zu beschränkt gewesen, um Israel entscheidend gefährlich werden zu können. Ihre Taten und Äußerungen jedoch bezeugen deutlich einen antisemitischen Vernichtungswillen. Die palästinensische Organisation Hamas bekundet in ihrer Charta, Israel komplett von der Landkarte tilgen zu wollen -und Schulkinder haben in den palästinensisch verwalteten Gebieten Schulbücher zur Verfügung, in denen Israel nicht auf der Landkarte eingezeichnet ist. Die Al Kaida wollte mit ihren Anschlägen am 11.9.2001 die "zionistisch-amerikanische Weltherrschaft" treffen. Der malaysische Regierungschef Mahatir Mohamed bekam vor anderthalb Jahren für seine antisemitische Hetzrede, in der er zum Krieg gegen die "Weltherrschaft der Juden "aufgerufen hat, auf dem Gipfeltreffen der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC)von 750 Staatsbeamten Applaus. Auch die Taten an sich bekunden den Vernichtungswunsch. Es sollen möglichst viele Menschen umkommen. Für dieses Ziel wird sogar geplant das eigene Leben geopfert. Die islamistische Ideologie hat an die Stelle der Lebensbejahung den Wunsch zu vernichten und zu sterben gesetzt:"Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod "heißt es in dem Bekennervideo der Al Kaida nach dem Madrider Anschlag.
Statt der islamistischen Ideologie die Feindschaft zu erklären, haben es viele Studenten und Akademiker auf Israel abgesehen. Nur in höheren Gymnasialjahrgängen und auf linken und rechten antiimperialistischen Demos dürfte die relative Anzahl Palästinensertuch-tragender "Abendländler "ähnlich hoch sein wie an Universitäten. In den letzten Jahren haben akademische Titelträger in Europa und den USA vermehrt zu einem Boykott israelischer Akademiker und Fakultäten aufgerufen. Warum?
Wenn es ihnen wirklich um die Menschen in der palästinensischen Gesellschaft ginge, dann müssten die Studenten und Akademiker eine scharfe Kritik an den palästinensischen Behörden üben, die große Geldsummen zu Gunsten des Terrors veruntreuen. Dann müssten sie die unter den Palästinensern wieder stärker gewordene -zum Teil mörderische -patriarchale und homophobe Alltagskultur anprangern. Dann müssten sie die Lynchjustiz und die Folterpraxis verurteilen, die durch die Autonomie-Behörde und die Terrorgruppen gegen Palästinenser ausgeübt wird (in den letzten drei Jahren von Jassir Arafats Herrschaft wurden allein im Gazastreifen nachweislich 150 Palästinenser wegen angeblicher "Zusammenarbeit mit dem Feind "ohne Gerichtsprozess und durch die Unterschrift Arafats verurteilt -mehrere zum Tode.(vgl. Weltwoche 38/04)).
Doch es geht den meisten Akademikern und Studenten nicht um die menschlichen Schicksale in der palästinensischen Gesellschaft. Deswegen interessieren sie die Informationen über die Gewalt innerhalb dieser Gemeinschaft nicht. Ihnen geht es um eine Kritik an Israel. Deswegen gieren sie nach Informationen, die sie als Munition gegen Israel verwenden können.
Ringvorlesung:Gegen Israel
Mit ihrer Veranstaltungsreihe "Sonntagsgespräch "und der diesjährigen Ringvorlesung organisiert die Universität Leipzig ein antizionistisches Selbstgespräch. Niemand wird aus dieser Veranstaltung gehen und einen Erkenntnisgewinn davontragen; das Einzige, was der durchschnittliche Besucher mit nach Hause nehmen wird, ist die Bestätigung dessen, was er eh schon vorher wusste, insofern sind beide Veranstaltungsreihen repräsentiv für den aktuellen deutschen Wissenschaftsbetrieb. Inszeniert als Tabubruch, als "kritisches Denken "über "Themen, die mit Denk- und Redeverboten stark belastet sind ".Doch tatsächlich wird eine Diskussionsreihe veranstaltet, in der Deutsche bestätigt bekommen, was ihnen auf den Nägeln brennt und was sie mindestens am Stammtisch einander erzählen: Sei es die Gleichsetzung der USA mit dem Nationalsozialismus (Noam Chomsky), die Pflicht, Israel zu boykottieren (Uri Avnery)oder eben die Legitimität von Selbstmordattentaten gegen Israel (Ted Honderich, den Georg Meggle im September 03 zu Gast hatte).
Die Richtung, in die das "furchtlose solitäre und gemeinsame Nachdenken "gehen wird, steht dabei schon fest, darüber kann auch die Einladung Michael Wolffsohns und Shimon Steins nicht hinwegtäuschen. Sie adeln die deutsche Selbstbestätigung durch ihr Auftreten zu einem ausgewogenen Dialog.
Und was die Deutschen sich nicht selbst zu sagen getrauen -nicht weil es ihnen verboten wäre, sondern weil sie Gefahr laufen, sich Antisemiten nennen lassen zu müssen -lassen sie linke Amerikaner und Israelis erzählen. Entsprechend wird mit Noam Chomsky jemand eingeladen, der keine Scheu hat, darüber zu reden, ob denn der Holocaust überhaupt stattgefunden habe. Der Tenor, der sich durch die gesamte Veranstaltungsreihe zieht, besteht darin, alles als diskussionswürdig darzustellen. Mit Peter Singer, der in diesem Semester über Globalisierungsethik referieren wird, verbindet Meggle ein inniges Band: Bereits Anfang der 90er machten beide in dem verharmlosend Euthanasie-Debatte genannten Streit, ab wenn ein Leben lebensunwert ist, gemeinsame Sache: Singer stellte die Frage, ob "schwerstbehinderte neugeborene Kinder ein Recht zum Leben "haben, und Meggle lieferte das Instrumentarium für die Antwort, indem er die Formel zur Berechnung des Werts eines menschlichen Lebens aufstellte. Dass Singer als jemand bezeichnet wurde, der dem Euthanasie-Programm der Nazis zu wissenschaftlichen Ehren verholfen hatte, quittierte Meggle mit seiner eigenen Art der Vergangenheitsbewältigung: Die Widerstand gegen Singer entspringe einer "neuen Form des Antisemitismus ".Antisemit ist in dieser Lesart derjenige, der sich dagegen sträubt, dass der Wert seines eigenen Lebens von einem wie Meggle berechnet wird, um dann von einem wie Singer in die Kategorie "lebenswert "oder "lebensunwert " gepresst zu werden..
Wer dagegen kein Antisemit sei, stellte Meggle in einer Veranstaltung zum palästinensischen Terrorismus klar, als er mit Ted Honderich jemanden eingeladen hatte, der am Töten von Juden, weil sie Juden sind, nichts Antisemitisches entdecken kann. So rechtfertigte Honderich den antisemitischen Terror palästinensischer Gruppen mit den Worten: "Grob gesagt erstreckt sich das Recht der Palästinenser auf die Art von Terrorismus, den sie zur Zeit ausüben. Korrekt benannt handelt es sich um Selbstverteidigung. Freiheitskampf, Widerstand gegen ethnische Säuberung und Staatsterrorismus, Selbsterhaltung als Volk und Terrorismus im Namen der Humanität." Kein Wort über den Wunsch der islamistischen Terrorgruppen, die Juden ins Meer zu treiben. Aber Antisemit ist ja in Meggles Denken auch nicht der, der bestimmten anderen Menschen das Recht zu leben abspricht, sondern der, der sich gegen diesen Wunsch zur Wehr setzt.
Entsprechend hat Meggle dann auch zur Fortsetzung seiner Gesprächsreihe Uri Avnery eingeladen. Dieser antwortete in einem Interview mit der Zeitschrift konkret auf die Frage, wie er die Ermordung vermeintlicher Kollaborateure mit Israel sehe:" Natürlich gab es Morde an Kollaborateuren. Kollaborateure sind Verräter. Die sind in ganz Europa umgebracht worden, vor nicht allzu langer Zeit. Wer seine Kameraden an eine feindliche Besatzung ausliefert, ist ein Verräter und wird umgebracht." Der in Deutschland gern zitierte Friedensapostel, dem sonst jede Israelische Gewalttat einer Skandalisierung würdig ist, betreibt bezüglich palästinensischer Gewalt deren Rationalisierung.
Neuer Antisemitismus:Gegen Israel
Der Antisemitismus ist ein beharrliches Phänomen der modernen Gesellschaft und hat sich gemäß der Zeit immer wieder weiter entwickelt. Heute argumentieren die Antisemiten in den liberaleren Gesellschaften nicht mehr völkisch und rassistisch. In solchen Kategorien wird wegen Hitler, der dem Antisemitismus Schande gemacht hat, und angesichts einer globalisierten Welt nicht einmal mehr gedacht. Der Antisemitismus ist heutzutage ethnopluralistisch. Eine seiner Formen ist der Antizionismus.
Dieser macht dem Staat Israel die Vorwürfe, die der Antisemitismus früher den Juden gemacht hat. Galt früher der Jude als zersetzendes, befremdliches und kulturloses Element in der Volksgemeinschaft, so gilt nunmehr Israel als zersetzendes, befremdliches und kulturloses Element in der Staatengemeinschaft. In Karikaturen wird Israel wie einst "der Jude "als Krake dargestellt und den israelischen Militärs wird wie einst den Juden gerne der Mord an Kindern vorgeworfen.So wie dem Juden das angeblich hinterlistige Einnisten in die jeweilige Volksgemeinschaft übel genommen wurde, so erregt heutzutage Israels scheinbar gewiefte Etablierung zwischen den arabischen Staaten Aufsehen. Die Rede von der jüdischen Weltverschwörung wird heutzutage durch das Geschwafel von der jüdischen Lobby in den USA bis hin zu den besonders im Internet verbreiteten Verschwörungstheorien perpetuiert, laut denen CIA und Mossad die wahren Hintermänner der Anschläge von 9/11 wären. Wurden die Juden früher mit dem Wucher identifiziert, so heute Israel mit dem Imperialismus. Wucher wie auch Imperialismus stehen hierbei für eine Aneignung von Reichtum, die nicht durch ehrliche Arbeit, sondern durch Ausbeutung anderer vonstatten geht. Wucherer und Imperialisten würden auf Kosten und zum Nachteil der Gemeinschaft handeln: die Juden im Falle der Volksgemeinschaft, Israel im Falle der Staaten- oder Völkergemeinschaft.
Im Namen der Gerechtigkeit kämpft der Antizionismus gegen Nationalismus, Partikularismus und Militarismus, d.h. gegen die Eigenschaften, die Israel als anti-antisemitischen Staat, d.h. als Zuchtsstätte der vom Antisemitismus Bedrohten ermöglichen. Er gibt sich zwar als Nationalismus- und Rassismuskritik aus, zielt aber -indem er den arabischen Antisemitismus flankiert indirekt auf die Vernichtung Israels und damit auf Judenmord. Israel ist momentan nicht der sicherste Staat, erfüllt aber für einen Großteil der Juden die Schutzfunktion schlechthin. Und Israel kann sich derzeit scheinbar gut verteidigen. Angesichts seiner geringen Größe (vergleichbar mit Hessen)und der möglichen Symbiose von modernen Massenvernichtungsmitteln und islamistischer Ideologie ist Israel sehr verletzlich.
Der Antizionismus in den liberaleren Gesellschaften steht insofern in Verbindung zum brutalen Antisemitismus in der islamischen Welt, als dass er an ihm den Hass auf Israel nachvollziehen kann, an ihm den eliminatorischen Antisemitismus nicht wahrhaben will und -wenn es sein muss -die Selbstmordattentate als undifferenzierte und taktisch unkluge Überreaktion kritisiert. Er sieht in den Antisemiten in der islamischen Gesellschaft nicht Antisemiten, die es auf das Leben der Juden abgesehen haben, sondern von Rassismus und Imperialismus Unterdrückte, die als Verdammte dieser Erde ihr Unbehagen etwas übertrieben artikulieren. In der Sprache der Befreiung und Gerechtigkeit entsteht so eine Akzeptanz für Judenmord. Somit ist der Antizionismus in Europa, den USA und sonstwo tatsächlich ein Schutzpatron - wie im Fall der Ringvorlesung und des Sonntagsgesprächs -und -wie im Fall der gegen Israel eingestellten UNO-Kommissionen und der die Autonomiebehörde blindlings unterstützenden EU -ein Steigbügelhalter für den antisemitischen Tatendrang in der islamischen Umma.
Für Israel und gegen seine Feinde
Das Sonntagsgespräch und die Ringvorlesung der Universität Leipzig unterstützen den Antizionismus. Diskutiert werden kann über alles: ob Israel selbst am Antisemitismus schuld, Terror gegen Israel legitim oder die Leugnung des Holocaust gar nicht antisemitisch sei.
Dagegen gilt es Israel zu stärken, also den Staat, der als notwendige Reaktion auf das Scheitern der bürgerlichen Zivilisation eine Schutzbastion für die vom Antisemitismus Bedrohten ist. Dass gerade in Deutschland -dem Land, welches das Scheitern der Zivilisation in einem unbegreiflichen Vernichtungsprojekt besiegelt hat -antizionistische Veranstaltungen stattfinden, ist ein Skandal, der nicht verwundert.
Dass Sie höchstwahrscheinlich als Gast hier sind, der sich sein antizionistisches Ressentiment füttern lassen will, ist skandalös, verwundert aber angesichts der antizionistischen Normalität in Deutschland, in Europa und weltweit ebenfalls nicht.
Wir hoffen daher auf einen starken Staat Israel.V.
www.israel-soli.de
== Bündnis gegen Antisemitismus== [Nummer:17/2005] |