Wieder Nazis jagen? Wer gewinnt den Volkstrauertag ? Volksgemeinschaft o-der Zivilgesellschaft? Am 16.11.2003 wird in Halle der ?Volkstrauertag? begangen. Antreten wird dort ? analog zum letzten Jahr ? ein breites Bündnis von Nazis bis zur PDS um vor allem ?deutscher Opfer? zu gedenken.
Mit der Infoveranstaltung am 11.11.03 wollen will BgR zur Gegendemonstration am 16.11.03 in Halle aufrufen. Gegenstand der Demo ist also eine Trauerfeierlichkeit, die der deutschen Schuldabwehr, der deutschen Selbstviktimisierung und der deutschen Identitätsstiftung und Mobilisierung in der üblich üblen Tradition dient.
Verständigt werden soll sich aber auf der Veranstaltung über die Frage, in wie weit die Alli-anz, die sich da präsentiert, also zwischen allen ? inklusive Nazis ?, tatsächlich noch als ty-pisch für den deutschen Umgang mit Nationalsozialismus und vor allem der Shoah gesehen werden kann. Wir, das BgR gehen davon aus, dass für die gegenwärtigen Verarbeitung und Verwertung deutscher Vergangenheit Nazis dysfunktional geworden sind und dass die deut-sche öffentliche Auseinandersetzung vielmehr geprägt ist von zivilgesellschaftlich überform-ten Deutungsmustern. Die Frage, wie deutsche Mobilmachung aktuell funktioniert kann, wird am Beispiel der Erinnerungspolitik paradigmatisch zu diskutiert sein.
Dazu wird sich einE VertreterIn der Antifaschistischen Gruppe Halle die Entwicklung des ?Volkstrauertages?, die Kontinuität deutscher Schuldabwehr und die Formierung der Opferge-sellschaft, die Funktionalisierung dieses Opfertums beschreiben und ein Bild machen von den Verhältnissen in Halle.
In Anschluss an eine Debatte in Phase 2 werden dann die zwei Positionen, Kritik Deutsch-lands als Volksgemeinschaft und Kritik Deutschlands als Zivilgesellschaft, konfrontiert wer-den. Der Beitrag eines antideutschen Kommunisten aus Leipzig zeigt auf, warum Kontinuität und Gemeinsamkeiten es erfordern, die deutsche Gesellschaft weiterhin als Volksgemein-schaft zu fassen, zu analysieren und zu kritisieren. Der Volkstrauertag in Halle stünde dabei exemplarisch für den deutschen Umgang mit der Vergangenheit.
Ein Vertreter des BgR (Leipzig) zeigt, warum mit dem Begriff Volksgemeinschaft der aktuel-le Modus der deutschnationalen gesellschaftlichen Mobilisierung, Modernisierung und Verge-sellschaftung nicht mehr zu erfassen ist, sondern deutsche Öffentlichkeit im Kontext einer deutschen Zivilgesellschaft zu deuten ist. Gerade am Beispiel der Erinnerungspolitik wird dies aufzuzeigen sein. Den Kern des deutschen Gedächtnisses bildet in dieser Perspektive ein volksgemeinschaftlicher Modus des Erinnerns, der aber überformt und, was sein sichtbar werden betrifft, geschützt ist durch eine zivilgesellschaftlichen Erinnerungsdiskurs in dem Nazis und Schlussstrich-Apologeten nur noch schwer Fuß fassen können. Der Volkstrauertag in Halle würde damit ein Auslaufmodell repräsentieren.
Die Diskussion wird moderiert von Phase 2.
== Bündnis gegen Rechts Leipzig (BgR) == [Nummer:09/2003 ] |