Identitäsmaschine Arbeit

16.01.2002, 19:00, Leipzig, Geschwister Scholl Haus, Ritterstraße
Diskussions-Veranstaltung "Identitätsmaschine Arbeit" mit mit
Ernst Lohoff (Gruppe Krisis Nürnberg):
 

Arbeit bedeutet für die Mehrzahl der Menschheit die einzig mögliche Art der Existenzsicherung innerhalb der Gesellschaft. Damit ist es eine objektive Notwendigkeit, arbeiten zu gehen, um seinen Lebensstandard zu erhalten bzw. zu verbessern. Aber was bedeutet arbeiten gehen für den Menschen? Arbeiten ist eine bestimmte Form menschlicher Tätigkeit in der Vermittlung zwischen Mensch und Natur. Der Mensch verkauft seine Ware Arbeitskraft und bekommt dafür Geld, dass er benötigt, um sein Leben zu finanzieren (Essen, Kleidung, Wohnung, Auto etc.). Dieser Zwang wird jedoch von vielen als solcher nicht mehr wahrgenommen. Dafür steht eine lange Durchsetzungsgeschichte, in deren Verlauf Arbeit erst zu einem wesentlichen Bestandteil der persönlichen Identität wurde. Die Menschen wurden zu Verkäufern ihrer eigenen Ware Arbeitskraft im gesellschaftlichen Wettbewerb.
Das Menschen schon immer tätig waren und die Natur zu ihrem Zwecke umgeformt haben, ist banal und braucht nicht weiter ausgeführt zu werden. Aber das es sich dabei schon immer um eine Form des Arbeitens, speziell heute die

Geschichte der Arbeit (karoshi)

Lohnarbeit, gehandelt haben soll und handeln wird, ist zu bezweifeln.
Trotz alledem ist den Menschen die Arbeit quasi zur Natur geworden, weil sie genau diese Form als die eigentliche Bestimmung ihrer selbst angenommen haben und trotz des Zwangs sich mit der Arbeit, als ein natürlicher, ihnen angeborener Lebenssinn, identifizieren. Der Schrei nach Arbeit in unserer Gesellschaft ist der Schrei nach der Tätigkeit, die dem Einzelnen die einzig mögliche Art der Existenzsicherung in unserer Gesellschaft bietet und zugleich seine sinnstiftende Daseinsberechtigung ist – der Zweck des Menschen. Welche historischen Prozesse waren nötig, dass die Menschen heutzutage mehr in der Arbeit sehen, als bloße Existenzsicherung und sich mit ihrer Arbeit identifizieren? Welche Verlaufsformen hat die arbeitszentrierte Identität in den letzten 200 Jahren angenommen? Der Weg ist lang vom Tagelöhner in der Tretmühle des Armenhauses, hin zum sich selbst managenden Unternehmer seiner Arbeitskraft.

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